Wilnsdorf. Windenergie auf dem Weg: Wilnsdorf hat auf eigenem Gebiet nichts mehr zu melden in Sachen Windkraftanlagen, ob es der Gemeinde passt oder nicht.

Sie haben hier nichts mehr zu melden auf ihrem eigenen Gebiet und das schmeckt ihnen nicht. Aber ändern lässt sich daran nichts; Wilnsdorf würde buchstäblich gegen Windmühlen kämpfen, wenn die Gemeinde versuchte, die Hoheit über den Windkraftausbau zurückzuerlangen. „Ein totgerittenes Pferd“, sagt Bürgermeister Hannes Gieseler im Rat, „der Windenergie soll der Weg bereitet werden.“ Man habe anderes zu tun, als unnötig Zeit und Geld in Dinge zu stecken, „die wir nicht mehr ändern können“.

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Dieser Appell wurde noch häufiger geäußert, änderte aber nichts daran, dass mehr Windräder für einige rote Tücher sind. Konkret ging es um den Beschluss, das Verfahren zur 34. Änderung des Flächennutzungsplanes einzustellen – auch, weil das die Verwaltung in erheblichem Ausmaß beschäftigt, aber zu absolut nichts mehr führt. Denn Fakten wurden andernorts geschaffen: Auf Gernsbacher und Tiefenrother Höhe bei Gernsdorf und Wilgersdorf sind vier Windräder genehmigt (wir berichteten), die mehr als die Hälfte des Wilnsdorfer Strombedarfs erzeugen können. Die Gemeinde wollte hier eigentlich eine Windkraft-Konzentrationszone einrichten, dafür aber andere Standorte ausschließen. Bislang stehen auf Wilnsdorfer Gebiet nur Anlagen auf der Kalteiche bei Wilgersdorf. Das hat sich aber nun erledigt – zum Unmut von Teilen der Kommunalpolitik, vor allem von CDU und „Wir Bürger“ (WBLK, vormals: LKR).

Kommunalpolitischer Streit in Wilnsdorf: „Können doch nicht mit Emissionen kommen!“

„Wir haben unzählige Stunden damit verbracht, um Wildwuchs in den Wäldern zu verhindern“, ärgerte sich der Wilgersdorfer Michael Mockenhaupt (CDU). Wie sollten lokale Entscheider und Bevölkerung nun noch Vertrauen in Bund und Land haben, „wenn sich keiner mehr um sein Geschwätz von gestern schert?“ Zum „Schutz von Mensch und Natur“ hatte Wilnsdorf sich auf zwei Vorrangzonen festgelegt – „die sollten wir beibehalten“. Wenn er mit Gästen auf der Terrasse sitze, werde er wegen der Schallemissionen der Windräder gefragt, was denn da los sei.

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Auftakt zu einer Grundsatzdiskussion um Windkraft, die der Bürgermeister mehrfach abzukürzen versuchte. „Ich weiß nicht, was Herr Mockenhaupt hört“, sagte Matthias Lohmann (Grüne), „die Anlagen emittieren weg von Wilgersdorf. Fragen Ihre Besucher auch, was auf der A 45 los ist?“ Diese Argumente habe er vor weit mehr als 20 Jahren schon gehört, empörte sich sein Fraktionskollege Ekkehard Blume: „Das ist gesetzlich und gerichtlich durch, Sie können doch jetzt nicht wieder mit Emissionen kommen!“ Ein Teil des Rates müsse sich nun eben damit abfinden, dass es mehr Windräder in Wilnsdorf geben werde. „Jahrzehntelang waren sie dagegen“, hätten ihre Mehrheit genutzt, um die Planung auszuhebeln, so Blume in Richtung der CDU, „so langsam müssen Sie’s mal akzeptieren.“ Seit 1994 erzähle er „immer dasselbe“.

Bürgermeister: „Wir können am besten entscheiden, was gut für Wilnsdorf ist“

„Ich lasse mir meine Meinung nicht als Lernunfähigkeit vorwerfen“, gab Andreas Klein (Wir Bürger) zurück. „Diese Art der Energiegewinnung“ sei „nicht zielführend für ein Industrieland“, aber das Schlimme sei, dass das kommunale Planungsrecht ausgehebelt wurde. „Vielleicht fällt dem Bund noch mehr ein.“

Stefan Dohme versuchte zu vermitteln: „Mir wäre auch lieber, die Gemeinde hätte noch Einfluss. Aber der Zug ist abgefahren“, so der SPD-Fraktionschef. „Die Diskussion läuft ins Leere“, mahnte Hannes Gieseler zum wiederholten Male, „wir haben keine Entscheidungsbefugnis – wir können hier nur entscheiden, ob wir weiter Zeit und Personal investieren.“ Aber er gab Andreas Klein in dem einen Punkt recht: „Ich hätte mich auch gefreut, wenn wir die Planungshoheit behalten hätten – wir können am besten entscheiden, was gut für die Bürger ist und was nicht.“

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Was auch Dr. Andreas Weigel (Bürger für Wilnsdorf und FDP) bestätigte: Angesichts des Fachkräftemangels könne man nun Personal binden für eine Entscheidung, „die Land und Bund uns abgenommen haben“. Man könne die Verwaltung aber auch mit etwas anderem beauftragen. Tat der Rat dann auch: Mit 17 Ja- und 15 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung.