Siegen. Stefanie Reese wollte den Spitzenjob unbedingt, die Uni Siegen musste ein erneutes Wahl-Fiasko wie im Januar unbedingt verhindern. Hat geklappt.
Sieben Tage, netto, hat die neue Rektorin bisher in Siegen verbracht. Sich vorgestellt und vorbereitet, Gespräche geführt und die Stadt angeschaut. „Absolut begeistert“ sei sie gewesen, als sie das erste Mal vom Unteren zum Oberen Schloss ging, sagt Prof. Stefanie Reese. Ihr gefällt das Verwinkelte, der Schiefer. Jetzt hat sie den Job, will Uni, Stadt und Leute weiter kennenlernen, herziehen. „Ich würde mir wünschen, dass es noch voller wird. Das können wir auch schaffen.“ Sie habe lange im Ruhrgebiet gelebt: „Solche Straßen gibt’s hier auch.“
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Am Tag nach der Wahl ist die gute, gelöste Stimmung keineswegs verflogen. Alle sind froh; nicht nur dass es diesmal nicht schief, sondern überaus gut gegangen ist. Das starke Wahlergebnis für Reese, findet Kanzler Ulf Richter, den das Desaster im Januar schwer getroffen hatte, sei ein Signal: Die Uni stehe in ihrer Breite hinter der neuen Chefin, die sehr genau und sensibel zuhöre, fundierte Entscheidungen treffe. Und es sei auch ein Mandat für schwierigere Zeiten und Entscheidungen.
„Ansatz für Aufbruchstimmung“ an der Uni Siegen – Gremien raufen sich zusammen
Man habe sehr viel investiert in diese Wahl und diese Personalie, erzählt Prof. Peter Krebs, Leiter der Hochschulwahlversammlung und Mitglied der Findungskommission – das Fiasko vom Januar durfte sich unter keinen Umständen wiederholen. Da waren manche mit der Personalie Andreas Pinkwart vorgeprescht, der schon lange vor der Wahl gewissermaßen als sicherer neuer Rektor bejubelt wurde. Viele fühlten sich übergangen, überfahren. Und leisteten Widerstand, was wiederum zu Trotzreaktionen unter den Pinkwart-Getreuen führte. Mit dem bekannten Ergebnis. „Auch die Studierenden fühlten sich nun mit- und ernstgenommen“, sagt Krebs, der dadurch heute den „Ansatz für Aufbruchstimmung“ sieht. Stefanie Reese hatte in ihrer Vorstellung mehrfach betont, Gremien und Gruppen anzuhören und zu beteiligen. Bei ihrer Wahl und in ihrer Amtsführung soll niemand überfahren werden.
Das „Zusammenraufen“ bestätigt auch Prof. Sigrid Baringhorst, stellvertretende Vorsitzende des Hochschulrats. Viel Kommunikation habe es im Vorfeld gegeben, viel Kennenlernen. Stefanie Reese habe auch den externen Mitgliedern, die über die langfristige Entwicklung der Uni wachen sollen und bei der Wahl hohes Stimmgewicht haben, ein gutes Gefühl gegeben. Kontinuität in vielen wesentlichen Bereichen, verbunden auch mit Wandel, „gerade im Kommunikativen“ habe überzeugt. Die intensive Vorbereitung der Wahl habe einen Prozess der Annäherung zwischen Hochschulrat und Senat angestoßen. Die Gräben, die Prof. Holger Burckhart in der Zeit seit Januar zuschütten wollte, seien tatsächlich kleiner geworden. Das wollen sie fortsetzen: Dauerzwist zwischen Gremien führe zu Reibungsverlusten, die sich die Uni nicht leisten könne, betont die Politikwissenschaftlerin. Allein schon des Bildes Wegen, das die Uni Siegen bundesweit abgab.
Erste Aufgabe der neuen Rektorin: Nachwuchs für Uni und für Siegen begeistern
Für Stefanie Reese selbst war diese Sorgfalt in der Vorbereitung womöglich auch neu, jedenfalls sehr willkommen: „Alle haben sich sehr viel Mühe gegeben“, sagt sie, und natürlich habe sie Sorgen gehabt, dass ihre Wahl schiefgehen könnte. Sie wollte diesen Rektorinnenjob wirklich, dafür kam sie her und warb für sich, für ihre Ideen und für den Zusammenhalt in- und außerhalb der Hochschule. Bekräftigte, dass sie allen zuhören und dann gemeinsam entscheiden wolle. Dafür wird sie nun gelobt als „souveräne Führungspersönlichkeit“, die für Verlässlichkeit und Offenheit steht.
Dass der große Rückhalt in der Hochschule umgemünzt werden würde in eine erfolgreiche Wahl war aber dennoch nicht ausgemacht. Sie habe sich intensiv vorbereitet, fieberte dem Ereignis entgegen und als sie dann unter langem Applaus den vollen Saal betrat, habe sie das „unglaublich motiviert“, sagt Reese. „Eine wunderbare Veranstaltung.“ Die 58-Jährige dankt den Gremien, dass sie sich zusammengerauft haben; Holger Burckhart, dass er das Feld so gut bestellt; Kanzler Richter für das, was er „bewundernswertes“ gerade in Sachen Gebäude und Umzug in die Stadt schon erreicht habe.
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Damit will sie weitermachen. Den Nachwuchs für Siegen und die Uni begeistern ist eines ihrer wichtigsten Ziele, sie möchte gleich damit anfangen. Bisher ist ihr das gut gelungen.