Siegen. Stadt Siegen setzt ZWS die Pistole auf die Brust: Ohne Geld nur nur eine Fuß- und Radwegbrücke. Busse müssten dann durch den Wellersbergtunnel.
Die Stadt setzt dem ZWS die Pistole auf die Brust: Entweder der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd beteiligt sich mit 25 Prozent der Kosten am Neubau der maroden Hufeisenbrücke – oder es gibt keine neue Hufeisenbrücke am Hauptbahnhof Siegen. Zumindest keine, über die Busse fahren können, sondern nur eine sehr viel preisgünstigere Fuß- und Radwegbrücke. Den Beschluss fällte der Bauausschuss am Mittwoch, 24. Mai – wobei die Mehrheit keineswegs so groß war, dass sich da bis zur entscheidenden Ratssitzung am 21. Juni nicht noch wieder etwas ändern könnte.
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Ein wenig geht es um die Frage, wer in dieser hochkomplizierten Angelegenheit Koch und Kellner ist: Eigentlich steht der Grundsatzbeschluss für einen vollwertigen Ersatzneubau der Hufeisenbrücke seit 2020 – über das Bauwerk führen Linien von und nach Westen sowie Betriebsfahrten vom Busbereitstellungsplatz unter der HTS. Das Bauvorhaben ist aber ganz erheblich teurer geworden und genau genommen wird es für den motorisierten Verkehr künftig nicht benötigt – außer eben für Busse. Für alle anderen gesperrt ist die Hufeisenbrücke ja schon. Da ist es nur recht und billig, findet die Siegener Politik, wenn sich der ZWS auch an den Kosten beteiligt – denn die Fuß- und Radwegbrücke kostete die Stadt „nur“ 3 statt 15 Millionen Euro. Grundsatzbeschlüsse des Rates lassen sich im Zweifel auch wieder rückgängig machen. „Weder Feuerwehr noch Polizei brauchen die Brücke für den Verkehr“, sagt Ausschussvorsitzender Marc Klein (CDU), der ZWS habe als einziger „drauf gepocht.“
Siegen: „Dieselbusse werden uns noch lange begleiten“
Der Busbereitstellungsplatz (BBP) in seiner jetzigen Form wird wegfallen. Dafür hat Straßen NRW gesorgt mit dem Parkverbot für E- und Wasserstoffbusse unter der HTS. Damit sollen die Verkehrsbetriebe Westfalen Süd (VWS) künftig fahren, aber aus Brandschutzgründen hier nicht parken. Was Projektplaner Thomas Griese, Stadt Siegen, als „alter Brückenbauer“ gut verstehen kann: „Ich halte wenig davon, Flächen unter solchen Bauwerken zu nutzen.“ Mitte der 2030er Jahre soll die Busflotte umgerüstet sein, „aber das sind auch nur noch ein paar Jährchen“, gibt Benjamin Hinkel zu bedenken: Der stellvertretende Abteilungsleiter Straße und Verkehr ist zumindest skeptisch, „da steht alles in den Sternen“, Finanzierung und Flächen fehlten. „Dieselbusse werden uns noch lange begleiten.“ Bus-Anhänger würden die VWS zudem weiter unter der HTS parken. Abgesehen davon: Mit einem künftigen Nahverkehrsplan ohne „Betriebseinheit“ von ZOB und BBP reduzieren sich zwar Betriebsfahrten erheblich – mehrere hundert Linienfahrten pro Tag finden aber weiterhin über die Brücke statt.
Und ohne? Dann fahren die Busse eben durch Wellersbergtunnel und Hindenburgstraße zum ZOB – das dauert länger und belastet eine wichtige Verkehrsachse im Siegener Zentrum noch mehr, was wiederum der Stadt auch nicht gefallen kann. Aber teurer wird es sowieso für den ZWS – pro Bus dauert der Umweg dann eine Minute länger, haben die Planer ermittelt. Was das bei täglich 400 Fahrten pro Jahr kostet, rechnet der ZWS gerade aus. Daneben sei auch ein „Aufsplitten“ des ZOB denkbar – ein Haltepunkt vorm Bahnhof, einer jenseits der Gleise. Das sieht der Ausschuss kritisch: Umsteigen dauert dann deutlich länger, vor allem für ältere und behinderte Menschen. Man könne bei Baumaßnahmen in Siegen auch nicht spekulieren, wie der Nahverkehrsplan künftig aussehen werde, „der ZWS muss mit den baulichen Gegebenheiten klarkommen“, findet Thomas Christian (SPD). „Wir planen hier für 80 Jahre.“ Zumal der ZWS von Beginn an in alles rund um die Hufeisenbrücke eingebunden sei, wie Benjamin Hinkel anmerkt. „Dort ist man für alle Fälle vorbereitet, die kommen könnten.“
Siegen: Wolkenkuckucksheim hängt ab von neuer Brücke über die Gleise
Geld vom ZWS fänden alle gut, für den Entweder-oder-Zwang können sich nicht alle erwärmen. „Ich weiß nicht ob es sinnvoll ist, den ZWS unter Druck zu setzen“, sagt Rainer Schneider (UWG). Jens Uhlendorf (CDU) wendet ein: „Wenn wir nur freundlich fragen, weiß ich die Antwort schon.“ Von der Bahn ist höchstwahrscheinlich nichts zu holen, die Bezirksregierung Arnsberg spielt nach langem Gezerre wohl mit. Ursprünglich vorgesehen waren Radschutzstreifen auf der Brücke. Zwischen den Bordsteinen ist der Platz begrenzt, dem Fördergeber war der Abstand dazwischen zu klein. Wenn hingegen Busspuren markiert würden, auf den auch Fahrräder fahren dürfen, gibt’s wahrscheinlich auch den Zuschuss.
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Die Lage der Brücke über die Gleise, eingequetscht zwischen Hauptpost und HTS, macht die Sache für die Planer nicht einfacher. Berücksichtigt werden muss etwa das Wolkenkuckucksheim und der Zugang von der Treppe aus – der ist auch Fluchtweg, den muss es auch künftig geben. Der Eigentümer des Gebäudes sei aber „kooperationsbereit“, sollte die Stadt Flächen benötigen, sagt Thomas Griese: „Der Betrieb des Wolkenkuckucksheims hängt ab von unseren Bauwerk.“ Die Situation könne man nur gemeinsam lösen. Der Musik-Club Meyer in den Gewölben der Brückenrampe muss weichen.