Siegen. Es kündigt sich neuer Ärger an: Autos dürfen schon lange nicht mehr über die Hufeisenbrücke am Siegener Hauptbahnhof – Busse künftig auch nicht?

Die marode Hufeisenbrücke am Hauptbahnhof Siegen muss neu gebaut werden. Die Zeit drängt inzwischen, die Bausubstanz wird nicht besser, irgendwann könnte aufgrund entsprechender Schäden die Zwangssperrung drohen. Der Neubau wird nicht nur überaus teuer, sondern auch sehr aufwendig, weil an dieser Stelle – wie an so vielen in Siegen – im Grunde kaum Platz ist.

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Erschwerend kommt hinzu, dass die bisherigen Pläne von der Realität überholt wurden: Unter der HTS dürfen auf dem Busbereitstellungsplatz (BBP) mittelfristig wohl keine Busse mehr parken, das derzeitige Nahverkehrskonzept wird damit über den Haufen geworfen. Die Stadt legt nun eine – vergleichsweise – bezahlbare Variante vor, die das berücksichtigt und trotzdem noch über 33 Millionen Euro kostet, von denen sie rund 15 Millionen wohl selbst tragen muss – obwohl sie gar nicht Aufgabenträger des Busverkehrs ist. Baubeginn: frühestens 2027.

Probleme mit dem Verkehr: Unter HTS in Siegen dürfen E-Busse nicht parken

Verkehr: Ende 2021 hatte der Rat beschlossen, dass eine Brücke über die Gleise gebaut wird, die Busse, Fahrräder und Fußgänger nutzen dürfen. Für den Autoverkehr ist sie bereits gesperrt. Eine reine Fuß- und Radverkehrsbrücke wäre deutlich günstiger für die Stadt Siegen geworden (Eigenanteil rund 3 Millionen Euro), aber die Hufeisenbrücke wird für den Busverkehr gebraucht. Am ZOB beginnen und enden viele Linien, Busfahrer müssen Pause machen. Der ZOB ist für all das nicht groß genug, weshalb er mit dem BBP, der halb unter der HTS liegt, eine „Betriebseinheit“ bildet. 950 Busse überqueren laut Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) derzeit täglich die Brücke, die meisten als „Betriebsfahrt“.

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Das soll eklatant weniger werden, denn das künftige Nahverkehrskonzept sieht nach derzeitigem Stand „Durchmesserlinien“ vor – die Fahrten beginnen und enden dann nicht mehr in Siegen-Mitte. Denn der Kreis will die Busflotte auf alternative Antriebsarten umrüsten – Fahrzeuge mit Brennstoffzellen- oder Batterieantrieb dürfen aber aus Brandschutzgründen nicht unter der HTS parken, die dafür hier zu niedrig ist. Das hat Straßen NRW an dieser Stelle verboten (wir berichteten) und ließ wohl auch nicht mit sich reden. Und es braucht auch deswegen ein neues Verkehrskonzept ohne BBP an dieser Stelle (siehe unten), weil die künftigen E-Busse auf den Betriebshöfen geladen werden müssen.

Probleme mit zu wenig Platz und zu hohen Kosten: Siegen bekommt wenig Fördergeld

Platz: Die Hufeisenbrücke ist regelrecht eingeklemmt zwischen HTS, Fuß- und Radweg nördlich der Gleise und den Gebäuden an der heutigenHindenburgstraße. Größtes Problem sind allerdings die Gleise selbst, denn die Bahn verlangt bei Bauwerken über Schienen Mindestabstände zu den Eisenbahnanlagen. Die Bedarfe aller vorgesehenen Verkehrsträger (Bus, Auto, zu Fuß) können also nicht ohne Einschränkungen erfüllt werden. Was wiederum bei den Kosten eine Rolle spielt.

Kosten: 2020 wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt, mit seinerzeit gängigen Baupreisen. Um bisher 17 Prozent sind die seither gestiegen, fortgerechnet auf bis zu 60 Prozent bis Baubeginn, was bedeutet: von 21,6 Millionen Euro auf nach heutiger Rechnung 34,6. Von Beginn zu teuer, die Stadt brauchte Fördermittel. Weil die Gemengelage der Zuständigkeiten so kompliziert ist, gab es dann aber erstmal Probleme mit potenziellen Fördergebern: Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Bezirksregierung wurden sich nicht einig, wer wie viel zahlt oder weigerten sich gleich ganz. Die Stadt wurde hängengelassen, heißt es aus dem Rathaus, schließlich wurde zumindest Förderung in Aussicht gestellt: 57 Prozent der Gesamtkosten, was immer noch 14,3 Millionen Euro für Siegen bedeutet. Und eine Zusage ist es auch nicht.

Neue Hufeisenbrücke für Busse: 15 Millionen für Siegen – ohne Busse: 3 Millionen

Die nun vorgeschlagene Neubau-Variante 2b hat ähnliche Dimensionen wie das Bestandsbauwerk: Mit Gehweg, breit genug, dass Busse im Begegnungsverkehr fahren können, wenn an der Engstelle am Hansa-Haus die Radschutzstreifen mitgenutzt werden. Busse müssen daher vor allem in Spitzenzeiten Rücksicht auf den Radverkehr nehmen – vertretbar, so die städtischen Planer. Varianten, die alle Verkehrsträger voll berücksichtigen, wären entweder unfassbar teuer oder völlig unrealistisch (weil zum Beispiel das Hansa-Haus abgerissen werden müsste).

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Die Stadt Siegen ist nicht zuständig für den Busverkehr, plant nun aber auf ihre Kosten eine Brücke dafür: „Die Gesamtkosten einer Rad- und Fußwegbrücke sind also nur geringfügig höher als der Eigenanteil der Variante 2b“, heißt es in der Vorlage. Die künftige Brücke ist auch fürs derzeitige Verkehrskonzept ausgelegt – und bleibt aber im neuen Konzept mit den Durchmesser-Linien wichtig. Auch wenn 90 Prozent der täglich über 500 Betriebsfahrten dank alternativer Busbereitstellungsplätze entfallen, bleiben noch über 400 Linienfahrten. Es sei denn, Siegen entscheidet, dass doch nur eine reine Fuß- und Radwegbrücke gebaut wird – dann allerdings wird das Linienkonzept völlig hinfällig.