Kreuztal. Es sind zig Haushalte betroffen, doch die wenigsten Menschen wissen davon: Warum eine Gasheizungsüberprüfung nötig ist, sagt ein Energieberater.

Enorm viele Haushalte im Siegerland sind von einer neuen Energieverordnung betroffen. Die wenigsten Menschen würden aber davon wissen, so Steffen Kellermann. Das treibt den Schornsteinfeger und Energieberater aus Kreuztal um: Er will über die Mittelfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung (EnSimiMaV) aufklären – allein die Länge des Wortes dürfte für viele schon abschreckend wirken. „Dabei betrifft sie alle Eigentümer einer Gasheizung.“

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Das Thema Energieberatung sei oft noch ein „Nischenprodukt“, erläutert Steffen Kellermann. Gleichzeitig habe es im Zuge der Energiekrise viel Hysterie und „gefährliches Halbwissen“ gegeben – die EnSimiMaV, die im vergangenen Oktober in Kraft getreten ist, habe hingegen wenig Beachtung gefunden. Der 39-Jährige will als Sprecher der Schornsteinfeger des Kreisverbandes Siegen-Olpe-Wittgenstein mehr Aufmerksamkeit darauf lenken. Auch wenn es ein Kampf gegen Windmühlen ist: „Der Vollzug ist nicht geregelt“, sagt Steffen Kellermann über die Konsequenzen, wenn man die EnSimiMaV nicht erfüllt. Das ändere aber nichts daran, dass Energieressourcen begrenzt seien. Das Problem wegzuschieben, nur weil es nicht dringend genug sei, sei keine Lösung.

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Was muss in Siegerländer Haushalten also getan werden, damit die EnSimiMaV erfüllt wird? „Ein Effizienzcheck der Gasheizung bis zum 15. September 2024“, sagt der Kreuztaler. Dabei gibt es nur wenige Ausnahmen. So entfällt z. B. die Verpflichtung zur Heizungsprüfung, wenn innerhalb der vergangenen zwei Jahre (vor dem 1. Oktober 2022) eine vergleichbare Prüfung durchgeführt und kein weiterer Optimierungsbedarf festgestellt worden ist, heißt es in der EnSimiMaV. Bei der neuen Verordnung geht es darum, zu kontrollieren, ob Gasheizungen gegebenenfalls optimiert werden können.

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Ziel ist, bereits kurzfristig Erdgas einzusparen, den Gasverbrauch zu senken und die Kosten für Eigentümer im Optimalfall gleichzeitig zu minimieren. „Es muss ein Fachmann draufschauen“, betont Steffen Kellermann – das können z. B. Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger oder Energieberaterinnen und -berater erledigen.

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Konkret geht es beim „Effizienzcheck“ darum, zu überprüfen, dass z. B. die Rohrleitungen richtig gedämmt sind, um Wärmeverluste zu vermeiden. Kontrolliert werden auch Abschaltungszeiten der Gasheizung und vieles mehr. Steffen Kellermann und seine Kollegen arbeiten eine konkrete Liste ab, thermische und elektrische Verluste sollen minimiert werden. „So ein Effizienzcheck kostet bei uns 69 Euro“, sagt der Energieberater.

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Die Durchführung erfolgt in seinem Kehrbezirk im Rahmen der regulären Kehr- und Überprüfungsarbeiten. Danach wissen die Eigentümerinnen und Eigentümer der Gasheizungen ganz genau, was sie verbessern können. Sie bekommen ein Zertifikat und haben damit der gesetzlichen Bestimmung entsprochen, so Steffen Kellermann. „Man kann einen positiven Energieeffekt oft schon mit wenig Geld erreichen.“ Oft seien teure Investitionen dafür gar nicht notwendig.

Vorgegebene Frist ist zu knapp

Steffen Kellermann kümmert sich in seinem Kehrbezirk zusammen mit drei Kollegen um 3000 Häuser in Wilnsdorf, Wilden, Wilgersdorf, Salchendorf und Rinsdorf. Die vom Gesetzgeber vorgegebene Frist bis September 2024 sei zu knapp – ihm ist jetzt schon klar, dass er die Effizienzchecks nicht allein bewältigen kann. „Daher müssen wir das Wissen streuen.“

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Und weitere Fachkräfte gewinnen – denn auch daran mangelt es im (Schornsteinfeger-)Handwerk. „Nachwuchs ist eine Lösung.“ Dafür müsse man auch jungen Menschen beibringen, dass es nichts ausmache, wenn man sich mal die Hände dreckig mache. Zudem beschränke sich auch die körperliche Arbeit als Schornsteinfeger auf ein „erträgliches Maß“. Dass sie bei über 30 Grad auf Dächer müssen, käme zum Beispiel nicht ständig vor, gehöre aber eben dazu.

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Der 39-Jährige wirbt fürs Handwerk. „Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass wir fünf Leute haben, die ein Auto planen, aber nur einen, der es baut.“ Auch im Schornsteinfeger-Beruf könne man einiges bewirken und viel Geld verdienen. „Wir sind mehr als gut bezahlte Putzfrauen.“ Gerade mit der Energieberatung gäbe es einen zukunftsweisenden Berufszweig, womit man auch langfristig für die Umwelt etwas leisten kann. Ausgebildete Fachkräfte, Azubi-Interessenten und Praktikanten würden „mit offenen Armen empfangen“.

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