Siegen-Wittgenstein. Ganz viel Neubau: Die Radpendlerroute zwischen Siegen und Kreuztal und die Radwege an Kreisstraßen werden konkret.

1400 Ausbauvorhaben auf insgesamt 846 Kilometern: Das ist die Summe der Vorschläge aus dem Radverkehrskonzept für Siegen-Wittgenstein, das jetzt im Naturschutzbeirat vorgestellt wurde. Davon sollen 250 Kilometer komplett neu gebaut werde, auf weiteren 50,4 Kilometern werden vorhandene Strecken ausgebaut. Hinzu kommen 221,1 Kilometer, auf denen lediglich die Oberfläche eines Weges saniert werden muss, und 88,5 Kilometer, auf denen nur ein Schutzstreifen auf der Fahrbahn markiert wird. Für 104,5 Kilometer schlägt die Planersocietät aus Dortmund die Ausweisung als Fahrradstraßen vor, in denen der Autoverkehr sich unterordnen muss.

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Projekte: Machbarkeitsstudie kommt

Radpendlerroute Kreuztal-Siegen: „Nicht alles lässt sich umsetzen“, räumt Niklas Rischbieter von der Planersocietät ein. Vorrang werden die Radpendlerrouten als Hauptverbindungen zwischen Städten bekommen, die drei Meter breite Radwege vorsehen. Gearbeitet wird gerade an einer Machbarkeitsstudie die Verbindung Kreuztal-Siegen. Die wird in Kreuztal, so berichtet Eric Milbrecht vom Amt für Immobilien, mittlerweile nicht mehr entlang des Ferndorfbachs geplant, sondern auf der anderen Talseite an oder unter der HTS. So wie auch in Siegen, wo sechs Ratsfraktionen jetzt auch die Ausstattung des Weges mit „Countdown-Ampeln“ gefordert haben, die Radfahrern die Kreuzung von Straßen ermöglicht, ohne anhalten zu müssen. Thema in Siegen war auch eine „adaptive Beleuchtung“, die auf Tageslicht und (Rad-)Bewegungen reagiert. Die soll zunächst auf dem neuen Radschnellweg zwischen Gewerbegebiet Leimbachtal und Innenstadt ausprobiert werden, sagt Anke Schreiber, Leiterin der Abteilung Straßen und Verkehr bei der Stadt Siegen: In Nachbarkommunen komme dieses Beleuchtungssystem „nicht so gut“ an.

35 Millionen Euro allein für Radwege an Kreisstraßen

Kreisstraßen: Konkret wird die Ausbauplanung bereits für je etwas zehn Prozent Radwege, die an Kreisstraßen verlaufen. Insgesamt 35 Millionen Euro für 32 Kilometer Neubau, drei Kilometer Ausbau und 13 Kilometer Radfahrstreifen plant der Kreis Siegen-Wittgenstein ein, „Den Löwenanteil werden wir durch Fördergelder finanzieren können“, betont Landrat Andreas Müller: „Denn für die Erreichung der deutschen Klimaziele ist die Verkehrswende unverzichtbar.“

Ausschuss tagt

Mit der Planung von Radwegen an Kreisstraßen befasst sich der Ausschuss für Wirtschaft, Mobilität und Verkehrsinfrastruktur des Kreistags am Mittwoch, 16. März. Die Sitzung in der Lyz-Aula beginnt um 17 Uhr.

Neu gebaut werden sollen Radwege an der K 1 in Hohenhain, an der K 4 (Siegstraße) in Dreis-Tiefenbach, an der K 5 (Giersbergstraße) in Siegen, an der K 6 in Freudenberg, an der K 7 (Obere Industriestraße) in Netphen, an der K 19 (Lindenberger Straße) und der K 20 (Siegener Straße) in Freudenberg, an der K 25 (Einsiedelstraße) in Wilnsdorf, an der K 26 (Kohlenbergstraße) in Kreuztal, an der K 29 (Sohlbacher Straße) in Netphen sowie in Hilchenbach an der K 31 (Grunder Straße, Ginsburgstraße, Am Zollposten). Für einen Ausbau vorgesehen ist die K 1 (Plittershagener Straße) in Freudenberg. Schutzstreifen sollen noch in diesem Jahr an der Siegstraße in Dreis-Tiefenbach, der Seelbacher Straße und der Meiswinkler Straße in Segen, der Einsiedelstraße in Wilnsdorf und der Bahnhofstraße in Netphen markiert werden.

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Standards: Schutzstreifen gehen nur in Ortschaften

Ein Radverkehrsanteil von zehn Prozent am Gesamtverkehr soll bis 2030 erreicht werden. Bei der Planung der Wege, die außerorts je nach Verkehrsbedeutung 2,50 bis 3 Meter bei Gegenverkehr und innerorts zwei Meter im Einrichtungsverkehr breit sein sollen, spielt die „Alltagstauglichkeit“ eine wichtige Rolle.

Die Wege sollen sicher sein. Dazu gehört neben der Beleuchtung auch die Asphaltierung – nur auf solchen Wegen ist auch ein Winterdienst möglich. Und Radverkehr, so Niklas Rischbieter, soll „im besten Fall ganzjährig“ stattfinden. Für diese Anforderungen, so Niklas Rischbieter, seien die bestehenden Straßen „in der Regel nicht breit genug“. Bloße Markierungslösungen, räumt der Vertreter des Gutachterbüros ein, „lassen sich deutlich schneller umsetzen“. Die sind aber nur innerorts zulässig.

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Für Maßnahmen wie Tempobeschränkungen für den Autoverkehr von 50 auf als 30 km/h innerorts seien für die Kommunen die „Handlungsspielräume stark eingeschränkt".

Außerorts sind 1,75 Meter breite Sicherheitsstreifen zwischen Radweg und Fahrbahn auch für das Anpflanzen von Bäumen als „Schattenspender“ geeignet, sagt Niklas Rischbieter.

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Kritik zurück nach Netphen: „Neben der Spur“

Prof. Dr. Klaudia Witte, Vorsitzende des Naturschutzbeirats, spricht sich gegen Wegeführungen durch Naturschutzgebiete aus und weist Kritik aus Netphen zurück, wo die Suche nach einer Trasse für den Radweg am Auenwald vorbei nach Beienbach Extrazeit gekostet hat. „Selbstverständlich vergleicht niemand hier im Beirat das Leben von Schmetterlingen mit dem Leben von Kindern.“ Da sei Bürgermeister Paul Wagener, der den Beirat „angegangen“ habe, „vollkommen neben der Spur“.

Beiratsmitglied Alfred Büdenbender sah auf der Karte Radwege durch Waldgebiete, zum Beispiel im Kreuztaler Heestal: Die im Konzept geforderte Asphaltierung sei im Wald nicht zulässig.

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