Siegen. Noch 2023 will die DRK-Kinderklinik Siegen mit der Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie starten. Der Bedarf steigt. Das sind die Gründe.

Am liebsten noch in diesem Jahr möchte die DRK-Kinderklinik Siegen ihre Kinder- und Jugendpsychiatrie am Wellersberg mit einem kompletten Neubau erweitern. Die steigenden Patientenzahlen sowie das weite Einzugsgebiet erfordern mehr Platz für stationäre Behandlung und Tagespflege. Gleichzeitig schießen mit der Energiekrise die Baukosten in die Höhe – die Architektinnen und Architekten müssen daher die Gebäudestruktur leicht anpassen.

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„Die Erweiterung ist ein wichtiger Schritt für die Region“, sagt Carsten Jochum, Geschäftsführer der DRK-Kinderklinik. Einhergehend mit der Corona-Pandemie verzeichne man einen starken Anstieg bei den 4- bis 18-jährigen Patienten: Durch die Lockdowns hätten viele Kinder starken Bewegungsdrang oder neigten zur Depression. Während die kleinen Patienten aktuell besonders wegen ADHS und sozialen Ängsten behandelt werden, leiden Jugendliche oft unter Depressionen, Magersucht oder Traumata. Besonders das Treffen mit „Peers“, Gleichaltrigen, habe den Kindern gefehlt, sagt Dr. Heiner Ellebracht, Chefarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie. In der Folge sei die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Wellersberg voll ausgelastet. „Viele der Patienten müssten weit fahren, um zu anderen Kliniken zu gelangen. So ist es einfach nur sinnvoll, in einen zentralen Standort hier in Siegen zu investieren und ihn zu erweitern.“ Mit dem Ausbau soll die Bettenzahl in der psychosomatischen Station P1 von 12 auf 25 angehoben werden, in den Teilstationen von 14 auf 18.

Die DRK-Kinderklinik Siegen möchte am Wellersberg einen Neubau zur Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie errichten.
Die DRK-Kinderklinik Siegen möchte am Wellersberg einen Neubau zur Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie errichten. © OpenStreetmap contributers | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

DRK-Kinderklinik Siegen: Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie entlastet Team

Derzeit befindet sich die psychosomatische Station noch in einem Altbau im hinteren Teil des Kinderklinik-Hauptgebäudes, etwa 300 Meter Luftlinie von der Tagespflegestation entfernt. Diese bauliche Trennung sei eine große Belastung für die Belegschaft. Man habe die Fachkräfte mal mit Schrittzählern ausgestattet: „In einer Schicht sind manche sogar 14 Kilometer gelaufen“, sagt Carsten Jochum. Mit dem Neubau sollen die zusammengehörigen Stationen räumlich gebündelt werden. Auf diese Weise verliere man weniger Zeit, in der man sich besser um die Kinder kümmern könne. Wobei Dr. Heiner Ellebracht schmunzelnd anmerkt, dass ihn das „viele Hin-und-Her-Rennen doch gut fit hält. Die zehn Kilometer knack’ ich auch.“

Unterstützer gesucht

Ein kleiner Teil der Kosten für das Sport- und Spielfeld der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird über ein Crowdfunding-Projekt finanziert – die 85.000 Euro sind reine Baukosten, bei denen sich steigende Material- und Energiepreise ebenfalls bemerkbar machen dürften. Fußballtore oder Basketballkörbe sind hier noch nicht enthalten.

Fördermittel kommen nach Angaben der DRK-Kinderklinik hier nicht in Frage. Mehr als 100 Unterstützer konnte die DRK-Kinderklinik für das Projekt aber bereits gewinnen.

Spenden sind noch bis 21. Mai möglich auf www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/multifunktionsplatz-kjp.

Mit dem Umzug in den Neubau steht der bisher genutzte Trakt dann leer – was damit passieren wird, ist noch unklar. „Vielleicht können wir auch diesen Teil umbauen und erneuern“, sagt Carsten Jochum. Die alte Station sei definitiv in die Jahre gekommen – die Zimmer im Altbau sind ohnehin recht eng. Auch das soll im Neubau anders sein: „Mit der Gebäudeerweiterung und dem Sportplatz schaffen wir mehr Platz für modernere Therapie“, sagt Dr. Heiner Ellebracht.

Mit der Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie kann die DRK-Kinderklinik Siegen auch die Möglichkeiten in der Musiktherapie ausbauen.
Mit der Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie kann die DRK-Kinderklinik Siegen auch die Möglichkeiten in der Musiktherapie ausbauen. © DRK-Kinderklinik

DRK-Kinderklinik Siegen: Kinder- und Jugendpsychiatrie bekommt auch Außenflächen

Der Multifunktionsplatz für die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist ein Herzensprojekt der Klinik. Sie hat eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, um einen Teil der Kosten zu decken. 85.000 Euro teuer ist das Vorhaben, mit dem die Therapiemöglichkeiten der Kinder- und Jugendpsychiatrie deutlich erweitert werden soll. Die jungen Patienten können dort unter anderem Fußball und Volleyball an der frischen Luft spielen: „Die Bewegungstherapie ist ein sehr wichtiger Teil der psychotherapeutischen Behandlung“, erklärt Dr. Heiner Ellebracht. „Kinder möchten sich bewegen und spielen. Das ist ganz normal und vor allem wichtig.“ Ein kleiner Teil der Kosten für das Sport- und Spielfeld wird demnach über ein Crowdfunding-Projekt finanziert – denn die 85.000 Euro sind reine Baukosten, bei denen sich steigende Material- und Energiepreise ebenfalls bemerkbar machen dürften. Fußballtore oder Basketballkörbe sind hier noch nicht enthalten. Fördermittel kommen nach Angaben der Klinik hier nicht in Frage. Mehr als 100 Unterstützer konnte die Kinderklinik für das Projekt gewinnen, Spenden sind noch bis 21. Mai möglich.

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Mit dem Neubau kann die Jugend- und Kinderpsychiatrie aber auch die Familien-, Ergo- und Musiktherapie ausbauen und verbessern. „Die Vorteile von Therapieverfahren, die nonverbale Elemente oder Körperarbeit integrieren, wie es in der Musiktherapie der Fall ist, sind in den vergangenen Jahren immer mehr auch in der Öffentlichkeit sichtbar“, teilt Sabine Prüser, Pyschotherapeutische Leitung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit. Die Musiktherapie kommt sowohl in der Tagesklinik, als auch in der P1-Station zum Einsatz. „Die Kinder und Jugendlichen können neue Räume entdecken, auch mal laut sein, sich austoben und dabei ihre Gefühle spüren“, ergänzt Julia Dreyer, Lehrerin mit musiktherapeutischer Ausbildung. Auch die Ergotherapie ermögliche es den Patienten, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Besonders die Arbeit mit Ton sei derzeit sehr beliebt, sagt Julia Rasig, gelernte Ergotherapeutin der Kinderklinik.

Ergotherapie eröffnet Kindern und Jugendlichen Wege, ihre Gefühle und Gedanken kreativ auszudrücken.
Ergotherapie eröffnet Kindern und Jugendlichen Wege, ihre Gefühle und Gedanken kreativ auszudrücken. © DRK-Kinderklinik

Siegen: Kosten für Psychiatrie-Neubau an der DRK-Kinderklinik deutlich gestiegen

Wann die Bauarbeiten für den Neubau beginnen, ist noch unklar. „Es wäre aber schön, wenn es dieses Jahr noch klappen würde“, sagt Geschäftsführer Jochum. Aktuell seien die Pläne noch im letzten Feinschliff durch die Architektinnen und Architekten. „Durch die steigenden Baukosten mussten wir unsere ursprüngliche Idee noch ein bisschen abwandeln.“ Eigentlich sollte das Projekt rund 12 Millionen Euro kosten, mittlerweile ist der Preis aber schon auf 13 bis 14 Millionen Euro gestiegen. Die Steigerung muss die Kinderklinik selbst tragen. Das Land NRW steuert nach wie vor 5,7 Millionen Euro bei, knapp die Hälfte der Gesamtsumme. „Den Rest müssen wir selbst decken“, sagt Carsten Jochum. „Dennoch blicken wir alle zuversichtlich nach vorne.“

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