Siegen. Eine Kinder- und Jugend-Psychiatrie fehlt bislang in Siegen – der Bedarf ist hoch. Nun bekommt die DRK-Kinderklinik auf dem Wellersberg eine.

Die DRK-Kinderklinik auf dem Wellersberg bekommt ihre Kinder- und Jugend-Psychiatrie (KJP) für die Vollversorgung in der Region. Das NRW-Gesundheitsministerium hat dem Antrag für den Neubau stattgegeben, aus dem Sonderprogramm Krankenhaus-Einzelförderung gehen 5,7 Millionen Euro nach Siegen. Nicht berücksichtigt wurden die Projekte Eltern-Kind-Zentrum (zusammen mit der Marien-Gesellschaft) sowie die zentrale Notaufnahme.

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Insgesamt rund 106 Millionen Euro hatte das Land in dem Corona-Sonderfonds bereitgestellt mit dem Ziel, die jahrelange Unterfinanzierung der Kliniken abzufedern, so Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Aufgrund der Vielzahl der Anträge hatte Düsseldorf noch einmal 6 Millionen draufgelegt – dennoch summierten sich alle eingereichten Projekte auf insgesamt mehr als 300 Millionen Euro, so Arnd Dickel, Pressesprecher der DRK-Kinderklinik. Nun profitieren 24 Maßnahmen an 22 Krankenhäusern.

Eltern-Kind-Zentrum Siegen braucht andere Finanzierung

Dass nicht alle drei Projekte auf dem Wellersberg bewilligt werden würden, war abzusehen, betont Arnd Dickel dabei: Die Fördersumme nur für Siegen hätte sich auf rund 40 Millionen Euro belaufen: Die zentrale Notaufnahme mit 18,5 Millionen, das Eltern-Kind-Zentrum mit 25,2 Millionen und die nun bewilligte KJP mit 5,7 Millionen. Die Gesamtinvestition beträgt nach aktuellem Stand rund 11 Millionen Euro, die Hälfte kommt also vom Land. Ein Rückschlag sei das keineswegs, betont der Klinik-Sprecher: „Damit liegen wir gar nicht so schlecht.“ Man halte an den beiden anderen Projekten weiter fest, müsse die Finanzierungsfrage aber klären. Ohnehin hätte auch die Kinderklinik drei solcher Großprojekte parallel kaum stemmen können.

Die KJP ist seit langem ein wichtiges Anliegen der DRK-Kinderklinik, um eine Vollversorgung in ihrem Gebiet, das weit über die Kreisgrenzen Siegen-Wittgensteins hinausreicht, gewährleisten zu können. Bislang herrscht hier nämlich Unterversorgung. Nach aktuellem Stand bis zum Jahr 2025 soll die KJP als Anbau erweitert werden und über einen Verbindungsgang an das bestehende Krankenhausgebäude angeschlossen werden. 24 Betten zusätzlich sind vorgesehen, ebenso geschlossene psychiatrische Bereiche, die es bislang auf dem Wellersberg nicht gibt – die aber dringend notwendig seien angesichts der starken Zunahme schwerer ambulanter Behandlungsfälle in diesem Bereich, etwa mit psychosomatischen und psychiatrischen Krankheitsbildern wie Depressionen, Ess- oder Angststörungen, so Chefarzt Dr. Heiner Ellebracht.

DRK-Kinderklinik Siegen erhöht Kapazitäten in der Psychiatrie erheblich

Die Nachfrage nach solchen Behandlungen sei hoch; Kinder, Jugendliche und ihre Eltern müssen lange warten, gerade bei schweren Krankheitsverläufen, die eine intensive Behandlung in einem geschützten Rahmen erfordern. Weil es die nötige Infrastruktur nicht gibt, muss die Siegener Kinderklinik solche Fälle bislang ab- und nach Lüdenscheid oder Gießen verweisen. Diese oft unzumutbar weiten Anfahrtswege würden nun verkürzt.

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Für diese deutliche Erhöhung der Kapazitäten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie – laut Kliniksprecher Arnd Dickel etwa eine Verdreifachung – brauche es auch das nötige Personal. Das zu bekommen, sei ebenfalls eine immense Herausforderung, fast mehr noch als Finanzierung und Bau einer neuen Abteilung.