Kredenbach. Lange befand sich die Firma Gebrüder Rath Werkzeugbau in einem Insolvenzverfahren. Für das endgültige Betriebsende war ein Grund ausschlaggebend.

Die Firma Gebrüder Rath Werkzeugbau in Kredenbach wird es bald nicht mehr geben. „Die Umsätze reichen nicht aus, um das Unternehmen dauerhaft fortzuführen“, erklärt Rechtsanwältin und Insolvenzverwalterin Annamia Beyer auf Nachfrage dieser Zeitung. Bereits seit November 2021 befand sich das Unternehmen in einem Insolvenzverfahren. Doch auch das führte nicht zum gewünschten Erfolg.

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„Die Kosten sind schlicht zu hoch und eine weitere Reduzierung der Kosten war nicht möglich, da dann eine kritische Grenze der operativ notwendigen Größe unterschritten wird“, führt Annamia Beyer als Grund für das Unternehmensende an. Wann die Firma, die seit mehr als 75 Jahren Werkzeuge für die Blechverarbeitung (unter anderem in der Automobilindustrie) fertigt, endgültig schließen wird, ist noch nicht klar. „Das hängt ab vom Verhandlungsergebnis mit dem Betriebsrat“, erläutert Annamia Beyer.

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Zum 1. November 2021 eröffnete das Amtsgericht Siegen ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung über das Vermögen der GmbH. Zu diesem Zeitpunkt holte das Unternehmen eine Kölner Unternehmensberatung als externe Unterstützung ins Boot, die auf die „Beratung und Betreuung von Unternehmen in Krisensituationen“ und der „Fortführung von Unternehmen im Rahmen von Insolvenzen“ spezialisiert ist. „Auch die Berater haben keine dauerhafte Lösung mit einem Investor gefunden“, erläutert Annamia Beyer.

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Sie übernahm im Juni 2022 die Geschäfte als Insolvenzverwalterin, die Eigenverwaltung wurde aufgehoben. Sie habe sich um weitere Investoren und eine Lösung bemüht. Eine so lange Fortführung eines Insolvenzverfahrens sei „grundsätzlich ein Erfolg“. „Viele Unternehmen werden im Verfahren sehr viel schneller geschlossen, wenn es keine Lösung gibt. Es ist der guten Belegschaft und dem eigenen Insolvenzteam zu verdanken, dass es so lange weitergehen konnte“, betont Annamia Beyer. „Am Ende konnte jedoch kein Investor gefunden werden, den es für eine dauerhafte Fortführung braucht.“ Die Corona-Pandemie, die viele Unternehmen in der Region in die Krise stürzte, habe keine Rolle gespielt.

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„Es gab bis zuletzt aussichtsreiche Gespräche mit Investoren. Diese sind nun leider gescheitert“, erklärt die Insolvenzverwalterin weiter. Von der Schließung seien 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. „Es wird ein Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen. Das wird mit dem Betriebsrat verhandelt“, sagt sie über weitere zukunftsfördernde Maßnahmen für die Beschäftigten. Das Gesetz gebe den weiteren Ablauf vor. Am Dienstag, 17. Januar, habe man die Belegschaft über die Schließung informiert. „Die Belegschaft ist ein sehr gutes Team und hat die Entscheidung ruhig aufgenommen. Ich rechne damit, dass alle weiterhin mitziehen, um die Kunden bis zum Schließungszeitpunkt noch optimal zu beliefern“, erklärt Annamia Beyer.

Gebrüder Rath Werkzeugbau: Investoren „alle abgesprungen“

Jasmin Delfino hat als Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Siegen das Kredenbacher Unternehmen über Jahre betreut. „Wir haben alles möglich gemacht, auch mit dem Betriebsrat“, sagt sie. Sogar die Belegschaft habe versucht, Investoren zu finden. „Es wurden alle Maßnahmen getroffen, um das Unternehmen zu retten.“ Vor diesem Hintergrund sei das Geschäftsende für die Belegschaft „besonders dramatisch“. Es habe Investoren-Interessenten gegeben, aber am Ende seien „alle abgesprungen“. „Wir haben uns etwas anderes erhofft“, betont Jasmin Delfino.

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Im Rahmen des Insolvenzverfahrens sei die Belegschaft schon reduziert worden. Laut einer Mitteilung der Eigenverwaltung aus November 2021 waren zum damaligen Zeitpunkt bei Gebrüder Rath Werkzeugbau 104 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Hätte man die Belegschaft nicht reduziert, wäre es zum früheren Geschäftsende gekommen, so Jasmin Delfino. „Es ging nicht mehr anders.“ Auch die IG Metall habe versucht, „alles rauszuholen“. Nun befinde man sich in Verhandlungen mit den noch verbliebenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

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