Siegen. Die Gewichte verschieben sich: Für Firmen aus Siegen und Umland ist das europäische Ausland die wichtigste Export-Adresse.

In den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres exportierten die Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen Waren im Wert von circa 194,6 Milliarden Euro. Der Exportwert stieg um rund 16 Prozent. Im gleichen Zeitraum stiegen die Auslandsumsätze der heimischen Industrieunternehmen mit etwa 22 Prozent sogar noch leicht stärker an.

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„Das ist erfreulich, jedoch für eine genaue Betrachtung der Außenwirtschaftslage zu kurz gesprungen. Schließlich ging die Tonnage der exportierten Waren um satte 8 Prozent zurück; unter anderem, weil erhebliche Einbrüche in die Zielländer Russland und China zu verzeichnen waren.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die aktuellen Außenhandelsstatistiken des Statistischen Landesamtes.

19 Prozent weniger Außenwirtschaftsbescheinigungen

Das Gewicht der exportierten Waren aus NRW sank um 7,1 Millionen Tonnen auf 77,6 Millionen Tonnen ab. „Der Krieg in der Ukraine, die instabilen Lieferketten, die chinesische ,Null-Covid-Strategie‘, etliche Staus in den Containerhäfen und die daraus resultierende Containerknappheit schlugen auch bei der regionalen Exportwirtschaft voll ins Kontor“, verdeutlicht Klaus Gräbener. Dies zeige sich auch bei der Anzahl der 2022 ausgestellten Außenwirtschaftsbescheinigungen im IHK-Bezirk, die um 19 Prozent zurückgegangen sei.

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76 Prozent des Auslandsumsatzes und sogar 90 Prozent der aus NRW exportierten Waren (gemessen am Gewicht) hatten das europäische Ausland zum Ziel. Von Januar bis Oktober wurden Waren im Wert von 147,9 Milliarden Euro (+ 22 Milliarden Euro) in europäische Länder exportiert. Das ist eine Steigerung um etwa 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und zeigt, dass europäische Staaten nach wie vor den wichtigsten Absatzmarkt auch für die heimischen Unternehmen darstellen. Die zweitwichtigste Zielregion ist der asiatische Kontinent mit einem Exportvolumen von 23 Milliarden Euro, dicht gefolgt von Amerika (20 Milliarden Euro). Klaus Gräbener: „Die Relevanz Amerikas für unsere Wirtschaft wächst. Die Exportumsätze stiegen um beachtliche 23 Prozent und damit deutlich stärker als die Ausfuhren in den asiatischen Raum (+ 7 Prozent). Vor allem der Export in die USA floriert, während die Tonnage im Warenverkehr nach China förmlich einbrach.“

36 Prozent weniger Tonnage nach China

Während in den ersten zehn Monaten die Auslandsumsätze in die USA um etwa 26 Prozent und die Tonnage um rund 5 Prozent stiegen, reduzierte sich der nach China ausgeführte Warenwert um etwa 2 Prozent und das Gewicht der exportierten Waren sogar um satte 36 Prozent. IHK-Referatsleiter Stephan Häger: „Unsere Außenwirtschaftsbescheinigungen belegen auch diese Entwicklung deutlich. 2022 stellten wir für die Unternehmen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe 15 Prozent weniger Ursprungszeugnisse und Bescheinigungen mit Ziel China aus. Gleichzeitig stieg die Anzahl mit dem Ziel USA um knapp 13 Prozent. Das Exportgeschäft verschiebt sich momentan.“

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Die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen würden wieder enger. Offenbar orientierten sich die heimischen Unternehmen um. Dabei spielten auch die Sanktionen gegenüber Russland eine wesentliche Rolle. Stephan Häger: „Der Handel mit Russland schrumpft spürbar. In den ersten zehn Monaten halbierte sich die Tonnage aus NRW nach Russland. Der Warenwert sank zugleich um mehr als 40 Prozent. War Russland 2021 noch auf Platz 15 der wichtigsten Exportländer der NRW-Wirtschaft, liegt es nun nur noch auf dem 24. Platz, mit weiter fallender Tendenz.“

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