Siegen. Um Menschen bestmöglich schützen zu können, muss die Feuerwehr aufrüsten: Gerade der Klimawandel stellt die Einsatzkräfte vor Herausforderungen.
- Hilfsfristerreichung in Siegen liegt teils deutlich unter vorgegebenen Zielen
- Zukunftskonzept „Feuerwehr Siegen 2035“ soll Einsatzkräfte aufrüsten
- Zunehmend machen Waldbrände, Wasserknappheit, Starkregen Probleme
Die Stadt Siegen muss und will dringend und gründlich ihre Feuerwehr aufrüsten: Die Anforderungen an die Einheiten – und an die Bevölkerung – ändern sich, aufgrund der Klimakrise. So soll etwa in die Feuerwehrgerätehäuser investiert werden: Sie entsprechen in weiten Teilen nicht mehr den Erfordernissen zur technischen Ausstattung, zur Unfallverhütung, zur gesicherten Infrastruktur oder zur Geschlechtertrennung.
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Auch bei der technischen Einsatzleitung der Feuerwehr gibt es erhöhten Bedarf. Und es braucht neue Einsatzkleidung, die auch bei Wald- und Vegetationsbränden schützt. Das geht aus der Überprüfung des Gesamtsystems Brandschutz hervor – den 2013 fortgeschriebenen Bedarfsplan von 2001 hat die Stadt Siegen zum größten Teil umgesetzt.
Feuerwehr Siegen: Klimakrise sorgt für besondere Herausforderungen und Risiken
Grundsätzlich muss jede Kommune sicherstellen, dass ihre Bevölkerung vor Risiken bestmöglich geschützt ist. Durch die Siegener Mittelgebirgslandschaft mit vielen Bergen und Tälern kann die Feuerwehr aber nicht jeden Ort im Stadtgebiet gleich schnell erreichen. Ein Brandschutzbedarfsplan regelt, wie das im Alltag erledigt wird. Dabei spielen viele Dinge eine Rolle, etwa Art, Höhe und Dichte der Bebauung, Bevölkerungsdichte, Straßenverlauf und -auslastung, Gefahrgüter. Daraus werden Planquadrate errechnet, mit deren Hilfe festgelegt wird, wie leistungsfähig die Feuerwehr mit Personal und Ausrüstung in diesem Bereich sein muss.
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In Siegen lag die sogenannte Hilfsfristerreichung (Zeit von der Alarmierung bis zum Eintreffen) in den Jahren 2015 bis 2020 demnach teils deutlich unter den vorgegebenen Zielen, sowohl geografisch (vor allem in den ländlichen Stadtteilen) als auch bezogen auf die Bevölkerungszahl.
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Künftig, so heißt es im aktualisierten „Bedarfsplan Brandschutz“, den der Ausschuss für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung am Donnerstag, 24. November, erstmals berät, werde die menschenverursachte Klimakrise die Feuerwehr vor besondere Herausforderungen und Risiken stellen. Die Wetterdaten der vergangenen 30 Jahre zeigen, dass sich die sogenannten Wasserwirtschaftsjahre (1. November bis 31. Oktober) häufen – in den 90er Jahren oft noch „normal“ bis „nass“, seit 2013 zunehmend „trocken“. Und kaum noch normale Jahre dazwischen – nasse schon gar nicht. Schon jetzt sei das Einsatzgeschehen deutlich von Wald- und Vegetationsbränden, Wasserknappheit, Starkregen mit Überschwemmungen geprägt.
Zukunftskonzept „Feuerwehr Siegen 2035“: Folgen der Klimakrise in den Blick nehmen
Die Einheiten müssten nicht nur „in einem hohen Maß klimaschonend geplant und beschafft werden“, die Feuerwehr muss auch so ausgerüstet sein, dass sie Folgen der Klimakrise bekämpfen kann. Zum Beispiel, weil in immer längeren, immer trockeneren Sommern immer mehr Waldbrände ausbrechen. Feuerwehrfahrzeuge sollen möglichst nachhaltig angetrieben werden, bei hohen Wasserständen (Überflutungen) und in unwegsamem Gelände bei Waldbränden funktionieren. Feuerwehrgerätehäuser müssen als Teil kritischer Infrastruktur gebaut oder wenigstens ertüchtigt werden, damit der Katastrophenschutz im Katastrophenfall arbeitsfähig bleibt.
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Vorgeschlagen wird ein Zukunftskonzept „Feuerwehr Siegen 2035“, das die Folgen der Klimakrise genau in den Blick nimmt: Waldbrände vor allem in den Kahlflächen, Überschwemmungsgefahren in Folge dieser Brachflächen (weil der nicht mehr vorhandene Wald den Regen nicht mehr aufnehmen kann), fehlende Löschwasserversorgung (Fließgewässer und Teiche trocknen aus), Warnung und Information der Bevölkerung sowie Stärkung der Selbsthilfefähigkeit und Resilienz im Krisenfall.
Feuerwehr Siegen bräuchte mehr Einsatzkräfte – und womöglich eine zweite Wache?
Einiges ist schon passiert. Die Einsatzfahrzeuge wurden verjüngt und angepasst, die Schutzausrüstung ebenfalls, zahlreiche Feuerwehr-Gebäude wurden und werden umgebaut. Planstellen sollen eingerichtet werden, die diese Probleme konkret in den Blick nehmen. Im Klartext: Um die Schutzziele zu erreichen, bräuchte es mehr Feuerwehrleute, auch vor Ort in den „Randbereichen“.
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Die Feuerwehr schlägt unter anderem vor, zusätzlich zu mehr Personal auf der Hauptamtlichen Wache – was die Erreichung der Schutzziele deutlich realistischer machen würde – auch Fahrtrouten und Ampelschaltungen zu optimieren, damit komplette Löschzüge Kreuzungen überfahren können und nicht durch Abbremsen viel Zeit verlieren. Das heißt auch: Um zum Beispiel den Fischbacherberg besser zu erreichen, müsste auf der Tiergartenstraße Halt- und Parkverbot gelten, weil Autos die Feuerwehr behindern.
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Die Zukunftsstudie müsste sich nach dem Papier auch der Frage widmen, ob eine hauptamtlich besetzte Feuerwache für eine Stadt wie Siegen dauerhaft ausreichend ist. Kurzfristig müssten jedenfalls die Menschen, Einrichtungen und Betriebe besser in die Lage versetzt werden, sich selbst zu helfen.
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