Kreuztal/Hilchenbach. Die Gefahr, dass ein Waldbrand ausbricht, ist so hoch wie lange nicht. Die Feuerwehr Kreuztal schaut besonders wachsam auf bestimmte Gebiete.

„Wir haben Glück gehabt, dass es spät abends war“, sagt Jan Kleine, Feuerwehrchef in Kreuztal, über den Böschungsbrand an der Sohlbacher Straße in Buschhütten (wir berichteten). Bei den derzeitigen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung hätte der Brand schnell eskalieren können – doch die Feuerwehr bekam in der Nacht alles in den Griff. Die Waldbrandgefahr ist weiter hoch, ein Funken reicht, schon kann es anfangen zu brennen. Der Waldbrandgefahrindex des Deutschen Wetterdienstes beträgt in Siegen-Wittgenstein derzeit Stufe 4 von 5 (Stand Dienstag) – das bedeutet „hohe Gefahr“.

Feuerwehr Kreuztal ist für Waldbrände besonders gut aufgestellt

„In den vergangenen Jahren hatten wir immer wieder Waldbrände, wo wir glimpflich davongekommen sind“, sagt der Feuerwehrchef. Der Klimawandel sorgt für Trockenheit und Hitze, die in Kreuztal auch die Feuerwehr durch vermehrte Brände zu spüren bekommt. Häufig ist es Fahrlässigkeit, die einen Waldbrand auslöst, betont Jan Kleine. Im vergangenen Jahr hat die Kreuztaler Feuerwehr eine Arbeitsgemeinschaft eingerichtet, die sich intensiv mit dem Thema Waldbrand auseinandersetzt und Konzepte für den Einsatzfall entwickelt.

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Im Zuge dessen ist auch neues Equipment dazugekommen: Löschrucksäcke ermöglichen einen mobilen Einsatz im Gelände, so könne man im „Erstschlag“ gut angreifen, so Jan Kleine. „Sie eignen sich auch für Nachlöscharbeiten.“ Die Kreuztaler Feuerwehr hat auch Multifunktionshacken angeschafft, sich dabei von den Waldbrandeinsätzen in den USA und in Italien inspirieren lassen. „Damit kann man das Wurzelwerk wegmachen“, berichtet Jan Kleine. Auch dünnere, kleinere Schläuche sind neu dazugekommen: Sie ermöglichen eine Flexibilität, die durch die dicken Schläuche nicht so leicht möglich ist.

Ein Feuerwehrmann löscht die lodernden Flammen in Buschhütten.
Ein Feuerwehrmann löscht die lodernden Flammen in Buschhütten. © Feuerwehr Kreuztal | Feuerwehr Kreuztal

Es ist aber nicht nur das Material, was stimmen muss. „Wir haben Ausbildungsunterlagen entwickelt“, so Jan Kleine. Immer wieder gibt es verschiedene Übungen, um im Einsatzfall optimal handeln zu können. „Die sind seit Jahren Standard“, sagt Jan Kleine. Wenn der Sommer und mitunter extreme Temperaturen da sind, bereitet sich die Kreuztaler Feuerwehr noch intensiver auf mögliche Waldbrand-Lagen vor: „Wir beobachten genau die Wetterlage und die angekündigten Temperaturen und dass die Fahrzeuge mit ausreichend Trinkwasser versorgt sind“, so Jan Kleine.

Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die Borkenkäfer-Flächen, die sind sehr ausgetrocknet durch viel Totholz.“ Eine Entlastung für die Feuerwehren ist das relativ gut ausgebaute Wegenetz in den Wäldern in Siegen-Wittgenstein. „Wir kommen ans Feuer meist relativ gut dran“, so Jan Kleine. Trotzdem schaut er bei Hitze und Wind nicht gerade unbesorgt auf die Borkenkäfer-Flächen am Kindelsberg oder auf der Martinshardt. „Wir sind wachsam und vorbereitet.“

Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein: Waldbrand-Rufbereitschaft ist eingerichtet

Auch Manfred Gertz, Leiter des Regionalforstamts Siegen-Wittgenstein, kennt die Gefahren. Seit dem vergangenen Wochenende hat das Forstamt eine Rufbereitschaft eingerichtet, sodass ein Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin für die Einsatzkräfte am Wochenende zur Verfügung steht. „Die vergrasten Standorte sind besonders kritisch“, sagt Manfred Gertz über die besonders gefährdeten Bereiche neben den abgeholzten Borkenkäfer-Flächen.

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Er appelliert an den gesunden Menschenverstand: „Nicht rauchen, kein offenes Feuer machen, nicht grillen, keine Fahrzeuge an Grasflächen abstellen.“ All das kann im Wald schlimmste Folgen haben. Und die Situation wird sich auf absehbare Zeit erst einmal nicht verbessern. „Wir hatten viel mehr Waldbrände als sonst in den vergangenen Jahre. Wir müssen uns massiv darauf einstellen.“

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Die Waldbesucherinnen und -besucher müssten noch vorsichtiger sein, weil die Entzündbarkeit viel höher sei als vor fünf Jahren. Das Waldklima hat sich massiv verschlechtert, es gäbe zum Beispiel eine deutlich geringere Luftbefeuchtung durch die Bäume, weil die eben nicht mehr alle stehen. „Auch der Regeneffekt ist innerhalb von zwei Tagen verflogen“, so Manfred Gertz. Hinzu kommen fehlende Windruhe und fehlender Schatten. „Jetzt reicht eine weggeworfene Zigarettenkippe“, betont Manfred Gertz. Und ein Waldbrand könne eben auch auf Gebäude nahe des Feuers übergehen.

Waldbrand-Gefahr in Siegen-Wittgenstein: Kleine Verbesserung in Sicht

Perspektivisch könnte sich die Situation dahingehend zumindest etwas verbessern, dass Misch- bzw. Laubwälder weniger brandgefährdet sind, so Manfred Gertz. „Beim Mischwald ist die Streuzersetzung besser und damit die Brandgefahr geringer.“ Heißt: Das heruntergefallene Laub zersetzt sich deutlich schneller als Nadeln. Bei vertrockneten Nadeln wäre durch ihre chemische Zusammensetzung eine „explosionsartige Entzündung“ möglich. Ein Nadelwald sei dadurch deutlich brandgefährdeter als ein Laubwald.

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Derzeit ist das Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein mit der Verjüngung der Fichtenwaldflächen beschäftigt, die Natur tut ihr übriges. In zehn bis fünfzehn Jahren rechnet Manfred Gertz mit Laubwaldbeständen, die dann zumindest weniger brandgefährdet sind als Nadelwald. Doch das ändert nichts an den Folgen des Klimawandels, den heißen Temperaturen und der Vertrocknung.

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