Netphen. Am Einsatzort und auf dem Weg dorthin kämpft die Feuerwehr täglich mit Problemen. Wie man den Einsatzkräften beim Leben retten helfen kann.
Im Einsatzfall muss es schnell gehen: Jede Minute zählt. Doch immer wieder stoßen die Einsatzkräfte auf Hindernisse, die ihnen ihre Arbeit erschweren. Die Probleme reichen von zugewachsenen Straßenschildern, über nicht auffindbare Hausnummern bis hin zu zugeparkten Straßen. Es sind Schwierigkeiten, die in allen Kommunen in Siegen-Wittgenstein auftreten und wertvolle Zeit kosten. Einzuhalten ist in Siegen eine Hilfsfrist von 8 Minuten, im gesamten Kreisgebiet sind es sonst 12 Minuten (ländlicher Versorgungsbereich). Die Mitarbeiter der Feuerwehr Netphen und der Rettungswache Deuz berichten von den größten Problemen an und bis zu ihren Einsatzstellen.
Feuerwehr und Rettungsdienst: Das sind häufige Probleme bei den Einsatzfahrten
Straßenschilder: Bürgermeister Paul Wagener machte bei der Netphener Bürgerversammlung bereits darauf aufmerksam, dass Rettungskräfte immer wieder Probleme hätten, Einsatzorte zu finden, weil Straßenschilder „zugewachsen oder vermoost“ oder Häuser schlecht ausgeschildert seien (siehe Infobox). Das beklagt auch Sebastian Reh, Leiter der Feuerwehr in Netphen. „Die zugewachsenen Straßenschilder sind teilweise noch harmlos“, berichtet wiederum Klaus Joch, Wachleiter der Rettungswache Deuz, der selbst Rettungswagen fährt. Zum Teil seien sie aufgrund des Alters auch einfach nicht mehr leserlich.
Wer ist verantwortlich?
„Sofern Verkehrszeichen durch Bewuchs von privatem Grund, nicht mehr eindeutig sichtbar sind, muss der Eigentümer oder Privatmann für einen entsprechenden Rückschnitt sorgen“, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Bei Bewuchs auf öffentlichem Grund, geschieht das durch den Straßenbaulastträger, in Netphen den Bauhof.“
Immer wieder kommen zugewachsene Straßenschilder vor, je nach privatem oder öffentlichem Verursacher wird dieser dann informiert.
„Gut sichtbare, also weder zugewachsene noch ausgeblichene, Verkehrszeichen, sind nicht nur für die Stadt wichtig, sondern für alle Verkehrsteilnehmer, zum einen, um rechtzeitig auf Gefahren hingewiesen zu werden, zum anderen, um die Sicherheit des Straßenverkehrs zu gewährleisten“, betont die Stadtverwaltung.
Außer der gut sichtbaren Beschilderung könne auch das gut sichtbare Anbringen der Hausnummern „im Ernstfall Leben retten“. Auch die Hinweisschilder zu den Straßeneinbauten, also Hydranten, Gasleitungen usw. sollten immer gut sichtbar und nicht zugeparkt sein, um Einsatzkräften schnelles Auffinden und den Zugang zu den Leitungen zu ermöglichen.
Hausnummern: Für Klaus Joch und Sebastian Reh sind Hausnummern ein viel größeres Problem: „Viele sind an der falschen Seite befestigt“, berichtet Klaus Joch. Sie müssten aber zur Straße zeigen, damit man das (Mehrfamilien-)Haus auch von dort aus finden kann. Auch die Hausnummer-Beleuchtung macht den Einsatzkräften ihre Arbeit bei Dunkelheit deutlich leichter. Über falsch befestigte Hausnummern mache sich kaum jemand Gedanken, so Klaus Joch. Aber gerade, wenn ein Einweiser für die Rettungskräfte fehlt, weil dieser selbst Erste Hilfe leisten muss, ist die gut erkennbare Beschilderung ausschlaggebend. Die Ortskenntnis sei für die Einsatzkräfte natürlich „enorm wichtig“, betont Sebastian Reh. Aber auch sie können nicht alles kennen. Das Navi sei auch nur eine Unterstützung – „da kann man sich nicht drauf verlassen.“
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Rettungsgasse: „Fast täglich passiert es, dass die Leute zwar rechts ranfahren, aber dann dort einfach weiterfahren“, sagt Klaus Joch. Das macht die Lage unübersichtlich, besonders in Kurven. „Anhalten, am besten rechts blinken“, ist Klaus Jochs eindringliche Bitte. Immer wieder komme es auch vor, dass zwar eine Rettungsgasse gebildet würde, aber das nur das erste und zweite Auto in einer Reihe bemerken würden. „Dann überholen das dritte, vierte und fünfte Auto – ich weiß nicht, was die glauben“, sagt Klaus Joch.
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Vorausschauendes Fahren: Und dann gebe es eben auch noch die Verkehrsteilnehmer, die sie nicht hören und nicht sehen würden, weil sie zum Beispiel „Knöpfe in den Ohren“ hätten oder das Handy in der Hand, kritisiert Klaus Joch. Vorausschauend fährt längst nicht jeder. Rettungswagenfahrer müssen stets nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die anderen Verkehrsteilnehmer um sich herum achten. Vielen Autofahrern sei gar nicht bewusst, dass sie bei Blaulicht auch über eine rote Ampel fahren dürften, um den Einsatzkräften Platz zu machen – natürlich mit der nötigen Vorsicht, betont Klaus Joch.
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Parkende Autos:Gerade bei der derzeit hohen Waldbrandgefahr ist es wichtig, dass die Feuerwehr schnell zum Einsatzort kommt. Am Wochenende seien die Wanderparkplätze oft mit Autos vollgestellt. „Wir müssen im Einsatzfall mit den Löschfahrzeugen dadurch“, sagt Sebastian Reh. Dasselbe gelte auch für Straßen, deren Gehwege oft zugeparkt seien. Eine Restfahrbahnbreite von mindestens drei Metern müsse garantiert seien, betont Sebastian Reh. Er kritisiert auch, dass die Parkplätze an Feuerwehrgerätehäusern häufig von Fremdparkern genutzt würden – freiwillige Feuerwehrmitglieder müssten mitunter noch einen Parkplatz suchen, bevor sie handeln können. Leider würden falschgeparkte Autos zum „Tagesgeschäft“ gehören, sagt Sebastian Reh. Gerade in stärker frequentierten Bereichen in der Innenstadt würden sie besonders häufig vorkommen.
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Richtig parken, ein Auge drauf haben, ob man auf einem Hydranten steht und nicht die Gehwege zustellen“ – das ist der dringende Appell von Sebastian Reh. Wenn man all diese und die zuvor genannten Hindernisse vermeidet, einen Einweiser für die Einsatzkräfte postiert und die Beleuchtung im Haus an macht, wenn es dunkel ist – damit kann man den Rettungskräften schon viel helfen, betont Klaus Joch. Im Winter sei es auch wichtig, die Zufahrten und Gehwege von Schnee zu befreien. Mitunter müssen Klaus Joch und seine Kollegen dort selbst Hand anlegen.
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Auch weitere Hindernisse, die im Weg stehen (etwa Lampen, Blumen, etc.), sollten weggeschafft werden, soweit dies möglich ist, damit die Einsatzkräfte einen schnellen Zugang zu den Patienten haben, so Klaus Joch. Pflegebedürftige Patienten, zu denen häufiger die Rettungskräfte kommen, sollten auch im Optimalfall ebenerdig untergebracht werden, betont er. „Man kann viel machen, damit wir schnell an den Ort kommen.“
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