Kredenbach. Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat die „Pufferunterkunft“ im ehemaligen Kredenbacher Krankenhaus an die Stadt Siegen abgegeben.

Die Stadt Siegen hat zum Monatsbeginn, zusammen mit drei anderen Kommunen, die Regie im ehemaligen Kredenbacher Krankenhaus übernommen. Der Kreis Siegen-Wittgenstein hatte im April das Gebäude von der Diakonie gemietet und es als „Ankommenszentrum“ und als „Pufferunterkunft“ für bis zu 200 Geflüchtete aus der Ukraine herrichten lassen. Im September hat die Bürgermeisterkonferenz sich von dieser Dienstleistung des Kreises verabschiedet.

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Die höchstmögliche Belegungszahl von 200 wurde nie erreicht, in der Spitzenzeit hätten dort 50 Personen gewohnt, berichtete die Kreisverwaltung im September, als gerade einmal zwölf Personen in dem früheren Krankenhaus lebten. Die Stadt Siegen ist nun als Nachmieter eingesprungen. Sie habe dort aktuell um die 50 Personen untergebracht, sagte Siegens Sozialdezernent Andree Schmidt dieser Zeitung auf Anfrage. Die Stadt Siegen will am Dienstag in einer Pressekonferenz über ihre Not berichten, Geflüchtete aufzunehmen. Sie gehöre zu den „besonders belasteteten Kommunen“ mit in diesem Jahr bereits 300 Flüchtlingen und Asylsuchenden und rund 1000 Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine.

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Kreuztal und Netphen helfen sich selbst

Nicht in vergleichbar großer Not ist offensichtlich die Stadt Kreuztal, die auf die Reserve in der eigenen Stadt nicht zurückgreift. „Wir haben noch Kontingente, weil wir Vorsorge betrieben haben“, sagt Stadtkämmerer Michael Kass., „aber der Puffer schmilzt.“ Belastend wirke vor allem die wieder stärkere Zuweisung von Geflüchteten aus anderen Ländern, die von der Bezirksregierung vorgenommen wird. „Das bereitet uns Mühen“, sagt Michael Kass, „wir sind nach wie vor dabei, Unterkünfte zu generieren.“ Ihren eigenen Puffer hat sich die Stadt Kreuztal im April geschaffen, als die das schon für den Abbruch vorgesehene ehemalige Gebäude der Grundschule Eichen als Flüchtlingsunterkunft herrichtete.

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In Netphen hat die Stadt die ehemalige Tagesklinik an der Talstraße – sie hat das Gebäude am Rande des Einkaufszentrums gekauft, um es im Rahmen der Stadtmitte-Erneuerung neu zu nutzen. Bis zu 70 Personen können dort untergebracht werden. „Ende nächster Woche ist die Tagesklinik voll“, sagt Thorsten Vitt, Fachbereichsleiter Soziales und Schulen. Bereits vor einigen Tagen hat die Stadt damit begonnen, die Georg-Heimann-Halle – wie schon einmal im Frühjahr angekündigt – nun tatsächlich als Notunterkunft herzurichten. Auch die dort möglichen bis zu 60 Plätze werden den Bedarf nicht decken. „Die Zuweisungen sind massiv gestiegen“, sagt auch Thorsten Vitt. Derzeit müsse die Stadt pro Woche 15 bis 20 Personen aufnehmen. „Das ist eine zu große Hausnummer.“

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Kommunen haben kein Interesse

Konzept des Kredenbacher Ankommenszentrums war, die neu eintreffenden Kriegsflüchtlinge dort zum einen mit gebündelten Dienstleistungen von der Registrierung bis zur Corona- und Tuberkulose-Jmpfung zu versorgen, zum anderen eine Unterkunft anzubieten, bis die Kommune, die die Geflüchteten aufgenommen hat, selbst Wohnraum zur Verfügung stellen kann. Dieses Angebot, das gegen Kostenerstattung gemacht wurde ist offensichtlich für die Mehrzahl der Kommunen in Siegen-Wittgenstein nicht attraktiv gewesen – der „Puffer“ hilft wenig, wenn das Unterbringungsproblem danach genauso ungelöst ist wie vorher. Nicht nur die Stadt Kreuztal, sondern auch die Nachbarstadt Hilchenbach bleibt auf der Suche nach eigenen Lösungen – trotz Kredenbach vor der Haustür.

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Das ehemalige Krankenhaus, in dem jetzt noch Arztpraxen betrieben werden, will die Diakonie auf Dauer als neues Domizil für das Pflegeheim Dicke Buche in Krombach nutzen. 2020 war es als Ausweichkrankenhaus für Corona-Patienten reaktiviert worden; für diese Aufgabe hält sich inzwischen die Hilchenbacher Celenus-Klinik bereit.

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