Netphen. Die Zahl der Schutzsuchenden steigt, Netphen will vorbereitet sein und bereitet die Heimann-Halle vor. Lieber wäre der Stadt privater Wohnraum.

Knapp 400 Geflüchtete, aus der Ukraine und anderen Ländern, konnte die Netphener Verwaltung bislang im Stadtgebiet unterbringen, „dank der großartigen Unterstützung der Bevölkerung“. Da die Zahlen aber weiter steigen, drängt die Lage, so die Stadt: Schutzsuchende sollen daher verstärkt in städtischen Gebäuden untergebracht werden – so etwa in der Georg-Heimann-Halle (wir berichteten). Das hatte die Stadt bereits im März angekündigt, die Einrichtung als Unterkunft wird nun umgesetzt. Gleichzeitig hofft die darauf, dass aus der Bevölkerung Wohnraum bereitgestellt wird (siehe unten), damit die Halle als Notunterkunft im Idealfall gar nicht erst benötigt werde

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Die Menschen würden einerseits direkt nach Netphen kommen, andererseits werden sie der Stadt auch über den sogenannten „Königsteiner Schlüssel“, mit Hilfe dessen der Bund Geflüchtete auf die Länder verteilt, zugewiesen. Netphen will dabei „vor der Lage“ bleiben, wie es in einer Mitteilung heißt: Vorbereitet sein, statt erst dann zu reagieren, wenn eine Situation akut wird. „Die Flüchtlingswelle ist hochdynamisch“, heißt es weiter. Um den Menschen zu helfen, habe die Stadt Netphen bereits erhebliche Anstrengungen unternommen und Ressourcen aus vielen Bereichen zur Verfügung gestellt. Nun sei eine mögliche zeitnahe Belegung städtischer Gebäuden verstärkt in den Fokus genommen worden, ebenso sucht die Verwaltung leerstehende Gebäude oder Gebäudeteile, die für die Unterbringung Geflüchteter angemietet werden können.

„Große Aufnahmebereitschaft der Netphener Bevölkerung“

Konkret verantwortlich ist dabei ein Krisenstab, der nun in der Georg-Heimann-Halle Strukturen und Abläufe für eine Grundversorgung sicherstellen will, um das Gebäude zeitnah belegen zu können. Die Halle wird dazu bereits vorbereitet, befindet sich im „Stand-by-Modus“. Die betroffenen Vereine als Nutzer der Halle wurden informiert, betont die Verwaltung.

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Die betroffenen Vereine als Nutzer der Halle wurden informiert, betont die Verwaltung. Die Verantwortlichen des TVE Netphen etwa, die Kinder-Sportgruppen in der Georg-Heimann-Halle anbieten, hätten sehr verständnisvoll reagiert, freut sich Lina Marie Reuter, Pressesprecherin der Stadt Netphen: So hätten sie direkt angeboten, Spielsachen für Geflüchtete zu spenden oder Kurse und Betreuung zu organisieren. Auch der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr könne die Instrumente anderweitig lagern. Zusammen mit dem Schützenverein, der im Keller der Halle seinen Schießstand hat, werde noch nach einer Lösung gesucht, so Reuter: Sollten Kriegsflüchtlinge hier untergebracht werden, wäre ein gleichzeitiger Schießbetrieb heikel, gleichzeitig wolle man auch die wichtige Tradition des Schützenwesens weiter ermöglichen. Der Verein habe ebenfalls großes Verständnis gezeigt.

Siegener Tafel – Netphener Tisch – ist unzufrieden mit der Hallen-Umnutzung

Eher unglücklich ist die Siegener Tafel, die mittwochs als Zweigstelle die Netphener Tafel in der Georg-Heimann-Halle anbietet. Nachdem man am Dienstag den Anruf der Stadt Netphen erhalten habe, sei der vergangene Mittwoch vorerst der letzte Tafel-Termin an diesem Ort gewesen, so Pressesprecher Tim Müller: Bislang habe man den Gästen noch nicht mitteilen können, wie es weitergehe, „es ist immer noch chaotisch.“ Die meisten der Bedürftigen kämen aus Netphen, daher brauche es eine – mit Blick auf die Logistik ebenerdige – Immobilie in zentraler Lage. Die Stadt hatte direkt am Dienstag die Dreisbachhalle in Dreis-Tiefenbach als Alternative angeboten, betont Lina Marie Reuter, die sei ebenfalls gut zu erreichen, mit Bus und Bürgerbus, auch Parkplätze seien im Umfeld des Einkaufszentrums reichlich vorhanden und zu den Tafel-Zeiten verfügbar. Zudem lebten auch in Dreis-Tiefenbach viele Bedürftige. Nachdem die Tafel diesen Standort aber sofort abgelehnt habe, prüfe man weiter Alternativen, „es gibt noch andere Hallen“. Man bleibe im Gespräch.

Der Netphener Tisch nutzte die Heimann-Halle bislang mittwochs für die Lebensmittelausgabe (Archivbild)
Der Netphener Tisch nutzte die Heimann-Halle bislang mittwochs für die Lebensmittelausgabe (Archivbild) © Siegener Tafel

Gleichzeitig hofft die Stadt für eine längerfristige Unterbringung – die Georg-Heimann-Halle soll demnach nur als eine Art Erstunterkunft dienen – darauf, dass die Bevölkerung Wohnraum bereitstellt: „Nach wie vor bleibt die private Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine das vorrangige Ziel. Dankenswerterweise erleben wir eine große Aufnahmebereitschaft der Netphener Bevölkerung.“ Dabei sei jede private Unterbringung besser und sozialer als eine „Massenunterkunft“ in einer Sporthalle. Die Notunterbringung geflüchteter Personen in Hallen soll, wo immer es möglich sei, vermieden werden. „Die Stadt Netphen ist dankbar über jedes Wohnraumangebot!“, so der Appell.

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Wer also freie Wohnungen oder Häuser zur Verfügung hat, kann sich bei der Stadt unter der Telefonnummer 02738 603-209 oder per E-Mail an melden.