Kreuztal. Anderthalb Stellen für „Case Manager“ sieht das Kommunale Integrationsmanagement für Kreuztal vor. Das Geld reicht allenfalls für Berufsanfänger.

Geflüchtete und Zugewanderte beraten, Integrationshemmnisse beseitigen, Integration „von der Einreise bis zur Einbürgerung“ begleiten - das ist die Aufgabe der „Case Manager“ im Kommunalen Integrationsmanagement. „KIM“, so die Abkürzung, wird vom Land bezahlt und ist bei der Kreisverwaltung angesiedelt. Beim Kreis wird KIM geplant und koordiniert, außerdem werden Personalstellen für Bleiberecht und Einbürgerung bei der Ausländerbehörde eingerichtet. Vor Ort arbeiten Case Manager. 14 Vollzeitstellen werden auf die Städte und Gemeinden verteilt, 1,5 Stelle entfallen auf die Stadt Kreuztal.

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Die Stadt Kreuztal wird die Stellen nicht, wie auch möglich, an freie Träger weitergeben, sondern in der eigenen Verwaltung einrichten. „Das neu entstehende Arbeitsfeld bietet eine weitere Zukunftschance für Zugewanderte“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für den Sozialausschuss, die KIM allerdings auch kritisch sieht: Die erstatteten Personalkosten seien „gerade auskömmlich“ für Berufseinsteiger, schon ab dem zweiten Beschäftigungsjahr werde die Stadt zuzahlen müssen. Die Landesförderung ist derzeit bis Ende 2023 befristet. Das, so Björn Eckert (Grüne) im Sozialausschuss, sei „bedauerlich“.

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Das ehemalige Kredenbacher Krankenhaus wurde im April als kreisweite „Pufferunterkunft“ eingerichtet.
Das ehemalige Kredenbacher Krankenhaus wurde im April als kreisweite „Pufferunterkunft“ eingerichtet. © WP | Hendrik Schulz

Stellen bis Ende 2023 befristet

Eine Qualifizierung der neuen Case Manager sei durch das Land vorgesehen, sagte Yvonne Koll, KIM-Leiterin beim Kreis, auf Nachfrage. Bei einer einjährigen Qualifizierungsdauer mache eine Befristung der Stelle auf maximal noch anderthalb Jahre „keinen Sinn“, fand Bernd Meichelböck (SPD), „ein Jahr ist nix, wenn man Pech hat, braucht man das schon, um die Stelle überhaupt zu besetzen.“Jessica Pretsch, Leiterin des Sachgebiets Flüchtlinge und Integration bei der Stadt Kreuztal, räumte die Problematik der Stellenbesetzung ein: „Es gibt keine wirkliche Zukunft.“ „Der Arbeitsmarkt ist, wie er ist“, sagte Heiner Giebeler (Grüne). Für den Beruf qualifizierte Fachkräfte gebe es sehr wohl, widersprach Jutta Jeschke (CDU) - die würden allerdings nicht für ein Einsteiger-Gehalt arbeiten. „Es wird schwierig“, pflichtete Julian Siebel (CDU) bei, „wir müssen das schnell auf den Weg bringen.“ „In zwei Jahren kann man nicht allzuviel reißen“, sagte Tibor Zachar (FDP).

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Allein 396 Kriegsvertriebene aus der Ukraine hat die Stadt Kreuztal in diesem Jahr aufgenommen, davon sind 66 bereits wieder weitergezogen oder zurückgekehrt. Unter den 330 derzeit von der Stadt versorgten Personen sind 149 Kinder. 198 Personen sind in städtischen Unterkünften untergebracht, 56 in der ehemaligen Eichener Grundschule. Angemietet hat die Stadt 24 Wohnungen, darüber hinaus stehen fünf Wohnungen im Eigentum der Stadt zur Verfügung.

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Bürgermeister beraten über Kredenbacher Krankenhaus

Auf Kreuztaler Gebiet, aber nicht in Kreuztaler Regie ist das als „Pufferunterkunft“ eingerichtete ehemalige Kredenbacher Krankenhaus, das der Kreis Siegen-Wittgenstein den Städten und Gemeinden zur Verfügung stellt. „Wir mussten das bisher nicht in Anspruch nehmen“, sagte Jessica Pretsch. In Kredenbach können bis zu 200 Betten belegt werden. In der Spitze waren dort bisher bis zu 50 Personen untergebracht, aktuell sind es zwölf, sagte Torsten Manges, Sprecher der Kreisverwaltung, dieser Zeitung auf Nachfrage. Die Bürgermeisterkonferenz werde in dieser Woche über Kredenbach beraten – signalisiert sei, dass die Zahl der Zuweisungen von Geflüchteten aus der Ukraine steigen werde.

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In Kreuztal geht es jetzt um die Wohnungssuche

„Der nächste Schritt wird es sein, die Leute bei der Wohnungssuche zu unterstützen“, sagte Jessica Pretsch. Bei der Stadt Kreuztal hat am 1. Juli eine weitere Sozialarbeiterin angefangen, die sich um Ukraine-Flüchtlinge kümmert. Unterstützung leisten Mitarbeitende auch aus anderen Verwaltungsbereichen, die russische oder ukrainische Sprachkenntnisse haben. Das sei auch nötig, sagte Jessica Pretsch: „Das Angebot an Sozialarbeit wird sehr stark angenommen. Die Leute stehen Schlange.“

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