Siegen. Aktionsbündnis fordert Mietenstopp und nicht nur teure neue Wohnungen: Wettbewerb um bezahlbares Wohnen in Siegen werde immer heftiger.
Die Situation am Wohnungsmarkt ist angespannt, Mieten steigen, beim Wohnungsbau versagt der Markt, auch in Siegen geben immer mehr Menschen immer mehr Geld fürs Wohnen aus, so Mieterbund, Paritätischer und Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB).
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Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung aus 2021 zahlen in Siegen 27 Prozent der Mieter mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen, so Marco Karsten, Deutscher Mieterbund Siegerland und Umgebung. Mehr als 30 Prozent sei ein Alarmzeichen. Auch in Siegen sei die Mietpreisentwicklung dramatisch: Angebotsmieten seien laut empirica-Preisdatenbank innerhalb von fünf Jahren um mehr als 18 Prozent gestiegen: Von 6,51 Euro pro Quadratmeter (2016) auf 7,71 Euro Anfang 2021.
Sozialer Wohnungsbau: Siegen verliert in 35 Jahren fast 6000 Einheiten
Dieser Trend wird mittelfristig weiter auf die Durchschnittsmieten im Bestand durchschlagen, die dann wiederum Grundlage für Mieterhöhungen bei bestehenden Mietverhältnissen sind“, so Karsten. Der Betrachtungszeitraum, um die ortsüblichen Vergleichsmieten zu bestimmen, wurde zuletzt auf sechs Jahre erweitert, was nicht ausreiche, um die Aufwärtsspirale zu stoppen. „Wir brauchen eine Pause, bis wieder ein ausreichendes Wohnungsangebot besteht“, fordert er.
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Der Anstieg der Mietpreise sei der Marktsituation geschuldet – es gebe zu wenige Wohnungen in Siegen. Um dem zu begegnen, müssten mehr Anstrengungen im sozialen Wohnungsbau unternommen werden, fordert Felix Dornhöfer, Der Paritätische: „Hier wird seit Jahren zu wenig getan. Derzeit fallen mehr Wohnungen aus der Preisbindung heraus, als neue hinzukommen.“ Die Zahl der Sozialwohnungen in Siegen liege aktuell bei etwa 2800. 1986 waren es noch gut 8700. Laut Prognose der NRW-Bank würden es 2030 nur noch 1180 geförderte Wohnungen sein. „Hier hat man die Entwicklung verschlafen und zu lange geglaubt, dass der demografische Wandel eine vermehrte Wohnungsnachfrage nicht entstehen lassen würde“, so Dornhöfer.
Auch in Siegen geht der Wohntrend Richtung Zentrum – harter Wettbewerb
Durch den Umzug der Universität in die Innenstadt bestehe die Gefahr, dass sich der Wettbewerb um die wenigen bezahlbaren zentralen Wohnungen weiter verschärfen werde. In dieser Lage würden bereits regelmäßig Mieten von 10 Euro und mehr verlangt. „Die Wohnbauprojekte der letzten Jahre waren eher hochpreisiges Wohnen – Sozialwohnungen Fehlanzeige.“
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Nicht bedacht worden seien verändertes Wohnverhalten mit mehr Singlewohnungen, der Trend zur Verstädterung wegen besserer Infrastruktur und Zuwanderung. Gerade bei kleinen Wohnungen gibt es einen harten Kampf um die wenigen bezahlbaren Einheiten. Zudem steige die Zahl wohnungsloser Menschen, am untersten Ende der Wohnungspyramide, die in städtischen Notunterkünften leben: Sie habe sich im vergangenen Jahr verdoppelt.
Siegener Innenstadt: Zweithöchster Armutsindex im aktuellen Sozialmonitoring
Im aktuellen Sozialmonitoring habe die Innenstadt den zweithöchsten Armutsindex. Besonders betroffen seien ältere Menschen in der Grundsicherung; sie drohten buchstäblich an den Rand gedrängt zu werden, warnt Marco Karsten. Inflation und rasant steigende Energiekosten verschärften diesen Trend: Neben älteren seien vor allem junge Menschen betroffen. Die Energiepreispauschale stelle etwa Studierende schlechter. „Dabei sind junge Menschen besonders von der Inflation betroffen, da sie von ihren meist geringen Einkünften einen hohen Anteil für Wohnen und Mobilität ausgeben“, so DGB-Jugendbildungsreferent Björn Eckert. Mietpreise und Heizkosten müssten gedeckelt und Studierendenwerke unterstützt werden, um Lebenshaltungskosten für Studierende praktisch zu deckeln. Gleichzeitig gelte es, schnell Azubiwerke zu schaffen, um Auszubildende während der Lehrzeit durch günstigen Wohnraum zu unterstützen.
Dauerhaft gestiegene Energiekosten zögen zunehmend energetische Modernisierungen nach sich, um Heizkosten gerade bei älteren Häusern dauerhaft zu senken. Daraus folgen Mieterhöhungen, 2 bis 3 Euro je Quadratmeter, was viele Mieter nicht leisten könnten. Trotz gestiegener Energiekosten übersteige dies zudem die Einsparung.
Die Forderungen des Siegener Aktionsbündnis für bezahlbaren Wohnraum
Mieterbund, Paritätischer und DGB mahnen ein Umsteuern auf dem Wohnungsmarkt an: Mit „Hände hoch! – für bezahlbaren Wohnraum“ findet Samstag, 8. Oktober, ein bundesweiter Aktionstag des Bündnisses „Mietenstopp“ statt.
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Die Akteure in Siegen wollen mit der Aktion auf die Problematik der Mietpreisentwicklung hinweisen und fordern vom Bund, Mieterhöhungen im Bestand flächendeckend für sechs Jahre stärker zu begrenzen, eine Obergrenze bei Wiedervermietungen, die sich in Siegen am Mietspiegel orientieren muss, verstärkte Anstrengungen im sozialen Wohnungsbau und mehr bezahlbare, barrierearme Wohnungen. Eventuelle Mieterhöhungen nach Modernisierungen sollen von jährlich bisher 8 Prozent auf höchstens 4 Prozent der Investitionskosten gesenkt und zusätzlich gedeckelt werden.