Siegen. Normalverdiener können sich einen Neubau kaum noch leisten, so hoch sind die Haus- und Wohnungspreise. Doch es gibt Hoffnung.

Viele Menschen sind derzeit auf der Suche nach einer Immobilie – doch die Preise sind seit Jahren hoch. „Der Peak ist erreicht“, sagt Bernd Keßler, Inhaber des Maklerbüros „Bering Immobilien“, über die Immobilienpreise in der Region. Er beobachtet seit dem Sommer eine „spürbare Stagnation“ und nur noch in den „Top-Lagen“ im Siegerland einen Anstieg der Preise. Die sind nicht nur bei Neubauimmobilien weiter hoch, sondern auch bei den Bestandsimmobilien. „Ein Normalverdiener kann sich einen Neubau in der Regel nicht mehr leisten“, sagt Annika-Katrin Koch von Bering Immobilien. Auch wenn die Baupreise weiter hoch sind: Schon eine Stagnation der Preise könnte Käufern etwas bringen, insbesondere, wenn sie sich auf Bestandsimmobilien fokussieren.

Haus bauen im Siegerland: So hoch sind derzeit die Kosten

„Das Bauen ist unkalkulierbar geworden“, sagt Bernd Keßler. Die Materialpreise steigen und lassen insbesondere junge Familien überdenken, ob sie sich einen Neubau wirklich noch leisten wollen. Vernünftige Preiskalkulationen seien allein durch die schwankenden Baupreise schwierig, so Bernd Keßler.

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„Seit 2016/ 2017 befanden wir uns in der bereits länger andauernden Niedrigzins-Phase. Die Konjunktur und die Stimmung im Volk waren gut“, so Bernd Keßler. Das habe über Jahre angehalten. Die Preise seien stabil gewesen, der Kauf einer Immobilie deutlich besser planbar. Doch die Lebenshaltungskosten stiegen mit der Zeit. Mit dem Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Folgen wurde alles noch wesentlich teurer.

Allein die Zahlen aus den vergangenen zwei Jahren zeigen den Preisanstieg: 218.000 Euro kosteten Ein- und Zweifamilienhäuser im Kreisgebiet 2021 im Schnitt (2020: 203.000 Euro). Das geht aus dem Grundstücksmarktbericht 2022 hervor, den der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Siegen-Wittgenstein vorgelegt hat. 3386 Euro wurden 2021 durchschnittlich pro Quadratmeter Wohnfläche bei neu gebauten Eigentumswohnungen gezahlt (2020: 2967 Euro). Bei gebrauchten Objekten waren 1661 Euro pro Quadratmeter fällig (2020: 1567).

Annika-Katrin Koch und Bernd Keßler von Bering Immobilien beraten Kunden, die ein Haus oder eine Eigentumswohnung kaufen wollen. 
Annika-Katrin Koch und Bernd Keßler von Bering Immobilien beraten Kunden, die ein Haus oder eine Eigentumswohnung kaufen wollen.  © Bering Immobilien | Bering Immobilien

Siegen: Haus oder Wohnung kaufen – diese Entwicklung gibt Anlass zur Hoffnung

Seit Längerem sei ein „fortwährender Anstieg“ von jährlich fünf bis zehn Prozent zu verzeichnen, so Bernd Keßler, Sachverständiger für bebaute und unbebaute Grundstücke. Er und seine Tochter Annika-Katrin Koch sind überzeugt, dass das Maximum bei den Immobilienpreisen im Siegerland aber nun erreicht ist.

Viel Erfahrung

Bering Immobilien gibt es seit 1968. „Wir sind der älteste Makler-Dienstleister in der Stadt“, sagt Bernd Keßler. Das Unternehmen kümmert sich sowohl um Miet- als auch Kaufimmobilien. Mehr Infos gibt’s unter www.bering-immobilien.de.

„In den Top-Lagen wird es Zuwächse geben – mangels Alternativen“, so Bernd Keßler. Mit einer rapiden Preissenkung rechnet Annika-Katrin Koch nicht, gerade, wenn der Zinssatz gleich bleibt und keiner weiß, was kommt. „Wer durchhält und Zeit hat, kann auch bei weniger Nachfrage etwas finden“, so Bernd Keßler.

Eine Zeit lang habe es besonders viele Interessenten für ein Angebot gegeben, so Bernd Keßler. Das führte dazu, dass sich Käufer zum Teil noch am selben Tag für das Haus oder die Wohnung entschieden. Bernd Keßler stellt fest, dass der Markt nun wieder üppiger gefüllt sei. Sprich: Es wieder mehr Objekte auf dem Markt gebe. Das könnte wiederum Käufern in die Karten spielen, aber auch Maklern.

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Dass der Peak auch auf Interessentenseite erreicht ist, macht Bernd Keßler auch daran fest, dass es in seinem Büro deutlich weniger Immobilienanfragen gibt als noch vor dem Sommer.

Siegen und Umland: Auf diese Immobilien setzt „Bering Immobilien“ ihren Fokus

Bering Immobilien hat sich auf die Immobilienvermittlung im Siegerland festgelegt. „Wir fahren nur da zu Beratungen raus, wo wir uns auch auskennen“, sagt Bernd Keßler. Das Immobilienbüro kümmert sich um die klassischen Makler-Arbeiten, die Vermietung, Verpachtung und den Verkauf. Viele junge Familien suchen das Immobilienbüro auf, aber auch Ältere, die ihr Haus verkaufen wollen. Die Klientel ist bunt gemischt.

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Das Team von Bering Immobilien hat sich über Jahrzehnte auf Bestandsimmobilien spezialisiert. „Da gibt es ganz viele Unikate“, betont Bernd Keßler. Bei Neubauten seien die Anforderungen an die Planer immer höher geworden, gerade auch, was das Gebäudeenergiegesetz angeht, berichtet Bernd Keßler. Zudem würde es immer schwieriger, einen „schönen Bauplatz zu bekommen“. Neubauten seien derzeit „viel zu teuer“, sagt Immobilienmaklerin Annika-Katrin Koch. „Auch die Grundstücke für Neubauten werden immer kleiner“, sagt Bernd Keßler. Gerade bei Bestandsimmobilien seien viele Objekte auf dem Markt.

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„Deutlich mehr als die Hälfte unserer Immobilien wurde bisher diskret vermittelt“, sagt Bernd Keßler. Denn es gibt die Möglichkeit, sich mit seinem Suchauftrag bei Bering Immobilien vormerken zu lassen, sodass der Kunde vor der Internetveröffentlichung von der jeweiligen Immobilie erfährt.

Siegen und Umland: Diese Lage sind bei Immobilienbauern besonders beliebt

In jeder Stadt und Gemeinde gibt es besonders beliebte Lagen: Dreis-Tiefenbach sei zum Beispiel für viele potenzielle Immobilienkäufer interessanter als die Kernstadt Netphen, so der Siegener Experte. In Kreuztal sei zum Beispiel Ferndorf sehr beliebt, in Wilnsdorf Niederdielfen und in Freudenberg Büschergrund.

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In Siegen sei vor allem die Südwestlage, wie der Giersberg, attraktiv, weniger Eiserfeld und Geisweid, so Bernd Keßler. Die Infrastruktur und die Besonnung seien dabei immer noch die Hauptkriterien für eine „schöne Lage“.

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