Siegen. Manche Obdachlose in Siegen sind für jedwede Hilfe nicht erreichbar: Sie betrachten die Innenstadt als Lebensmittelpunkt, lehnen Unterkunft ab.

Vier obdachlose Personen in Siegen wollen partout nicht. Sie möchten nicht von der Stadt untergebracht werden, so die Verwaltung auf eine Anfrage der Linken im Sozialausschuss: Demnach sähen diese Menschen die Innenstadt als ihren Lebensmittelpunkt; Unterkünfte, die die Stadt ihnen anbietet, seien aus ihrer Sicht nicht zentral genug. Auch sonst seien sie durch Hilfsangebote kaum erreichbar.

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Insgesamt 96 Menschen ohne festen Wohnsitz halten sich demnach aktuell im Stadtgebiet auf, 92 von ihnen nutzen regelmäßig oder gelegentlich Übernachtungsplätze – in stadteigenen oder angemieteten Quartieren. Zuletzt hatte die Stadt das Hotel Acon in Weidenau, wo bis dahin Wohnungslose untergebracht wurden, unter anderem wegen Brandschutzmängeln geschlossen.

Nicht unterbringungsfähig: Aggressionen, massiver Drogen- und Alkoholmissbrauch

Die vier, die sich der Unterbringung verweigern, seien teilweise nicht „unterbringungsfähig“, so die Verwaltung weiter, etwa weil sie wegen hohen Aggressionspotenzials oder massivem Alkohol- und Drogenmissbrauch aus Notunterkünften oder Beherbergungsbetrieben verwiesen werden mussten. Die Sozialverwaltung hatte für diese sogenannten „Systemsprenger“ auch die Anschaffung von auswaschbaren Wohncontainern mit fest verschraubtem Mobiliar erwogen, die vergleichsweise gut gegen Vandalismus ausgerüstet sind. Auch das – unzugänglich für Fremde, mit eigenen Sanitäranlagen – werde abgelehnt.

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Häufig spielten auch psychische Erkrankungen eine Rolle: „Dieser Personenkreis [...] ist in der Regel für das gesamte Hilfesystem nicht erreichbar“, so die Stadt. Ohnehin benötige ein „nicht geringer Anteil der Obdachlosen“ professionelle psychiatrische, oft auch pflegerische Unterstützung. Dafür ist die Stadt nicht zuständig, steht aber regelmäßig in Kontakt mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst (SPDI) der Kreisverwaltung.

Auch „Iglous“ – Schaumstoffzelte – wollen manche Obdachlosen in Siegen nicht

Damit sie dennoch nicht ungeschützt auf der Straße schlafen müssen, hat die Stadt sogenannte „Iglous“ angeschafft: Im Grunde wasserdichte Schlauchzelte aus Polyethylen-Schaumstoff, die als kleiner Rückzugsort zum Schlafen auch gegen Kälte schützen. Laut Fachstelle lehnen die Betroffenen Personen auch diese Form der Unterbringung ab.

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