Siegen. Siegen spart Energie – bei der Eisbahn auf dem Weihnachtsmarkt zum Beispiel. Aber nicht um jeden Preis. Was definitiv anbleiben soll in der Stadt
Die Stadt Siegen hatte das Licht stellenweise schon ausgeknipst und die Heizung heruntergedreht, als die Bundesregierung das dem ganzen Land empfahl. Die Technische Gebäudewirtschaft prüft auch weitere Maßnahmen – aber nur sinnvolle, machbare, sichere Maßnahmen werden umgesetzt, betonten Abteilungsleiter Peter Meyer und Bürgermeister Steffen Mues jetzt im Haupt- und Finanzausschuss. Die bisherigen Einschränkungen seien durchaus massiv, aber noch zumutbar für die Bevölkerung. Dennoch brauche es bei eventuellen weiteren Maßnahmen Fingerspitzengefühl.
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Wassertemperatur: In Hallenbädern wurde von 28 auf 25 Grad abgesenkt, es gebe aber durchaus Menschen, die sich über das 3 Grad kältere Wasser beschweren, sagt der Bürgermeister. In Freibädern war das nicht nötig – in diesem Sommer schon gar nicht. Denn die Warmwasserbereitung „läuft zu fast 100 Prozent über die Solaranlagen“, so Peter Meyer. In Sportstätten fließt 48 statt 60 Grad heißes Wasser aus der Leitung, „in Schulen müssen wir nicht viel Warmwasserbereitung abschalten.“
Totale Finsternis ohne Beleuchtung nachts in Siegen: „Kein schönes Gefühl“
Heizung: In Sportstätten und anderen öffentlichen Räumen wird noch auf 17 Grad erwärmt, in Verwaltungsräumen auf 19 Grad. Zusammen mit den Haustechnikern prüfe man derzeit alle Liegenschaften, sagt Peter Meyer. „Behördenventile“ sollen in Kürze installiert werden. Dann könne man noch so oft am Thermostat drehen, wärmer als 19 Grad werde es nicht. In den Schulen bleibt es bei 21 Grad. Wobei sich die Vorgaben von Land und Bund hier spätestens im Winter erheblich in die Quere kommen dürften, wie auf Nachfrage von Samuel Wittenburg (Volt) deutlich wurde: Denn mit Blick auf Corona muss weiter regelmäßig gelüftet werden, es wird buchstäblich zum Fenster hinausgeheizt und Energie verschwendet. „Wir können diesen Widerspruch nicht lösen“, sagte Schuldezernent Andree Schmidt resignierend. Egal, was in Siegen beschlossen werde. Gemeinsam mit den Schulleitungen verschaffe man sich derzeit ein detailliertes Bild, um gezielt CO-Melder anzuschaffen.
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Straßenbeleuchtung: Bei der sogenannten „Halbnachtschaltung“ wird bei Laternen mit zwei Leuchtmitteln eines abgeschaltet oder bei Laternen mit einem Leuchtmittel dieses gedimmt, erklärt Stadtbaurat Henrik Schumann. In den dunkelsten Nachtstunden werde das bei einem Großteil der Siegener Straßenlaternen bereits gemacht. Kürzlich sei am Wellersberg der Strom ausgefallen, erzählt Bürgermeister Steffen Mues: In vollkommener Finsternis nachts die Wellersbergstraße hochzulaufen, „war kein schönes Gefühl.“ Die ganze Stadt dunkel zu schalten, halte er persönlich „für den völlig falschen Weg“.
Siegener Weihnachtsbeleuchtung – sparsam und bleibt an: „kann nicht alles ausmachen“
Ampeln: Signalanlagen nachts abschalten, ist rechtlich nicht ohne weiteres möglich. Es müsse nachgewiesen werden, dass die Gefahr im Verkehr dadurch nicht steige. „Wir waren ohnehin schneller als die Krise“, sagt der Stadtbaurat – im Zuge einer Nachtverkehrsschau seien die Ampeln bereits 2020 geprüft worden, zwei Drittel aller Anlagen seien nachts aus. „Da sollten wir auch nicht weiter dran drehen.“
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Heizung: Für alle städtischen Gebäude wird geprüft, wo alte Ölkessel gegen energieeffizientere Geräte ausgetauscht werden können.
Weihnachtsbeleuchtung und -markt: Der Arbeitskreis Märkte befasst sich am Dienstag mit dem Thema. „Wir können bei 10 bis 18 Grad Außentemperatur niemandem eine Eisbahn erklären“, antwortet der Bürgermeister auf eine Frage Roland Steffes. Dazu könne man anderer Meinung sein und er wolle den Menschen nicht jeden Spaß nehmen, aber das wäre durchaus eine „kritische Symbolik“. Die LED-Beleuchtung hingegen ist ziemlich neu und verbraucht nur wenig Energie, sagt Steffen Mues, „man kann nicht alles ausmachen.“ Auch beim Stadtfest beispielsweise wurde Energie verbraucht „dafür, dass die Menschen Freude am Feiern hatten“.
Straßenbeleuchtung in Siegen nachts ganz abschalten geht technisch nicht
Turnhallen: „Die Bürger sind bereit zu sparen“, sagt Frank Weber (CDU) – aber fragten sich dann auch, warum etwa die Rundturnhalle in Niederschelden abends um 23 Uhr taghell erleuchtet sei. Die Erklärungen reichen von Anti-Vandalismus bis zu Bierchen nach dem Training – „wir gehen der Frage nach“, bekräftigt Peter Meyer.
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Straßenbeleuchtung: Außer an Fußgängerüberwegen sei rechtlich nichts vorgeschrieben, berichtet Stadtbaurat Henrik Schumann. Allerdings gelte es Sicherheitsaspekte und Gewöhnungseffekte zu bedenken. Mit gewisser Wahrscheinlichkeit gäbe es mehr Unfälle, „wenn wir von heute auf morgen die Stadt dunkel schalten“. Ganz abgesehen davon sei das technisch auch gar nicht möglich. Aktuell prüfe Westnetz, wo – zumindest theoretisch – Straßenbeleuchtung ganz abgeschaltet werden könne. Zusammen mit Westnetz und den Siegener Versorgungsbetrieben (SVB) arbeite die Stadt an einer möglichst schnellen und wirtschaftlichen Umrüstung auf LED-Technik, so Mues auf Nachfrage von Johannes Tigges (CDU). Meistens müsse dabei nicht nur eine Birne ausgetauscht werden, sondern das ganze Gerät.
Die Siegener Hallenbäder sollen im Winter nicht geschlossen werden – außer...
Hallenbäder: Die Schließung im Winter sei kein Thema. Sollte es das werden, was von der Gesamtentwicklung in Deutschland abhänge, komme die Anordnung „von anderen als von uns“, betont der Bürgermeister, dann habe man ohnehin keine Handhabe.
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Mitreden: Die Politik werde nicht an der Entscheidung über Energiesparmaßnahmen beteiligt, so der Bürgermeister – es sei denn, es handle sich um wirklich gravierende Maßnahmen. „Wir sind für Vorschläge dankbar, ansonsten ist das laufendes Geschäft der Verwaltung.“ Nur so könne man solche Maßnahmen auch schnell genug umsetzen.