Siegen. Siegen will bei Heizung, Warmwasser und Beleuchtung von städtischen Gebäuden deutlich Energie einsparen Was das konkret für die Bürger bedeutet.
Das Krönchen auf der Nikolaikirche bleibt nachts aus: Und die Stadt Siegen hat weitere Maßnahmen beschlossen, um in der aktuellen Energiekrise Strom und Gas sparen lässt – und prüft weiter. Die größten Verbraucher sind dabei die städtischen Frei- und Hallenbäder, sagt Bürgermeister Steffen Mues im Gespräch mit dieser Zeitung – weitere Temperaturabsenkungen sind nicht ausgeschlossen.
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Und auch wenn die nächtliche Beleuchtung – neben städtischen Immobilien auch Straßenlaternen und Ampeln – keine riesigen Einsparungen bringen dürften, gehe es in dieser Situation auch darum, ebenso sinnvoll wie vorbildhaft zu handeln, so Mues. „Unsere Sparmaßnahmen sollen nicht an die Bevölkerung weitergeleitet werden.“ Auch das öffentliche Leben solle nicht leiden.
Die Siegener Freibäder und Hallenbäder verbrauchen die meiste Energie
In den beiden Warmwasserfreibädern Geisweid und Kaan-Marienborn wurde die Temperatur bereits um 2 Grad abgesenkt. Eine jährliche Ersparnis von 50.000 Euro, pro Bad, rechnet Steffen Mues vor. Die Freibäder, die überwiegend mit Gas beheizt werden, sind im Wesentlichen von Mai bis August in Betrieb – kommen die drei Hallenbäder hinzu, die ganzjährig geöffnet sind, kommt bereits erheblich mehr zusammen. Hier wird die Wassertemperatur auf 25 Grad gesenkt. Eine Schließung komme nicht in Frage, so der Bürgermeister, so nicht die Bundesregierung etwas anderes anordne: Die Bäder waren schon in zwei Corona-Jahren oft zu, ein drittes Jahr soll möglichst nicht dazukommen – die Schwimmfähigkeit der Kinder habe bereits gelitten.
Die Freibäder verfügen zudem als bereits vorhandene Sparmöglichkeit über Photovoltaik-Anlagen und sogenannte „Absorber“, die zumindest ein zu starkes Absinken der Wassertemperatur über Nacht verhindern. Ohne die Anlagen müsste am Morgen das abgekühlte Wasser stärker erwärmt werden.
Die Beleuchtung: Sicherheit geht vor – wo möglich in Siegen abschalten
Licht ist Teil des Gesamtpakets, aber eher symbolischer Natur, wie Steffen Mues zugibt – allzu große Energiemengen dürften durch den Verzicht auf das Anstrahlen von Krönchen auf der Nikolaikirche, der Marienkirche, Oberem und Unterem Schloss oder der historischen Stadtmauer und demnächst der Siegerlandhalle nicht zusammenkommen. Weiterhin beleuchtet bleiben aber die Bodenflächen rund um die Siegerlandhalle etwa auf den Parkplätzen aus Gründen der Sicherheit. Das Abstellen der Beleuchtung geschieht vor allem mit Blick auf die Symbolwirkung, denn durch den Einsatz der LED-Technik besteht bereits ein hohes Einsparpotenzial.
Ebenso bei Straßenlaternen und Ampelanlagen in der Stadt – letztere schaltet Siegen ohnehin bereits an vielen Stellen abends ab. Auch dort gelte es, energetische Einsparung Sicherheitsaspekten gegenüberzustellen. Zumal hier mit Strom beleuchtet werde und nicht mit Gas, viel elektrische Energie aber in Gaskraftwerken produziert wird. Mues: „Strom sparen heißt Gas sparen.“
Sparmaßnahmen in Siegen nicht auf Bevölkerung abwälzen und sie zusätzlich belasten
Wenn die Temperatur für die Badegäste gesenkt wird, die Bevölkerung zum Energiesparen aufgerufen werde, könne man als Stadt nicht die ganze Nacht Gebäude anstrahlen, findet Steffen Mues. Der Bürgermeister hat eine interne Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, dem der Verwaltungsvorstand und die Fachleute der betroffenen und zuständigen Abteilungen angehören, um die möglichen Maßnahmen genau zu untersuchen und durchzurechnen. Der deutsche Städtetag habe eine Liste erstellt, deren einzelne Punkte jede Kommune für sich untersuchen könne.
Es gehe dabei nicht darum, den städtischen Haushalt zu schonen und irgendwelche Kosten an die Bürgerinnen und Bürger abzuwälzen, wie der Verwaltungschef betont: Die Energiekrise sei eine gesamtgesellschaftliche Situation, wenn die ganze Republik, jeder einzelne in Deutschland spare, dann will auch Siegen sparen, so die Botschaft. Noch sei kein Notfallplan der Bundesregierung ausgerufen, dennoch sollen die Sparmaßnahmen in den nächsten Tagen und Wochen umgesetzt werden, „um besser über den Winter zu kommen“, sagt Steffen Mues.
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Geprüft wird auch, die Warmwasserbereitung und Raumtemperatur in verschiedenen städtischen Einrichtungen verträglich zu begrenzen. Schon eine Absenkung um ein Grad spart nach Angaben der Technischen Gebäudewirtschaft fünf bis sechs Prozent der Heizkosten. Die Verantwortlichen der Stadt Siegen appellieren außerdem, unbedingt die Regeln des richtigen Lüftens einzuhalten, konkret Stoß- statt Dauerlüften in den Gebäuden, um Energie zu sparen. So käme zum Beispiel – theoretisch – auch in Frage, das Warmwasser in Umkleidekabinen von Turnhallen und Sportplätzen abzudrehen. Aber das könnte die Gefahr bergen, dass die Sporttreibenden eben nicht mehr direkt nach dem Training vor Ort duschen, sondern zuhause – und damit die Maßnahme auf die Menschen abgewälzt wäre. Das gelte es unbedingt zu verhindern, die Bevölkerung durch städtische Sparmaßnahmen nicht noch zusätzlich zu belasten, wie Mues klarstellt.