Siegen/Aue-Wingeshausen. Der Petitionsausschuss des Landes Nordrhein-Westfalen beschäftigt sich am 8. März zum dritten Mal mit dem Fall Muradi. Die Hoffnungen sind groß.

Im Kampf gegen die drohende Abschiebung von Elvin Muradi vergleicht Horst Löwenberg Aue-Wingeshausen mit „dem kleinen gallischen Dorf“. Der Geschäftsführer des Paritätischen Siegen-Wittgenstein meint das nicht flapsig, sondern in aufrichtiger Anerkennung der Anstrengungen, die der jetzige Heimatort der Familie aus Aserbaidschan unternimmt. Das Bündnis „Recht zu bleiben“, dem diverse Institutionen, Organisationen aber auch Einzelpersonen angehören, legt am Donnerstag in Siegen noch einmal seine Sicht der Dinge dar: Denn am Dienstag, 8. März, wird sich zum dritten Mal der NRW-Petitionsausschuss mit dem Thema befassen.

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Es gehe um die Suche nach „dem Zaubertrank“, bleibt Horst Löwenberg im Bild. „Mein Eindruck ist: Alle Akteurinnen und Akteure wollen eine Lösung finden, wie sich die Situation humanitär klären lässt – inklusive dem Landrat.“ Das Problem sei an dieser Stelle aber das Recht: Familie Muradi – Elvin, seine Frau Sevine und die drei Kinder, (2, 5 und 7 Jahre alt) sind geduldet mit Abschiebeandrohung. Elvin Muradi müsste in Deutschland einen aserbaidschanischen Ausweis vorlegen, den er aber nur bekommt, wenn er in Aserbaidschan Wehrdienst ableistet. Das aber wäre, realistisch betrachtet, mit dem Risiko verbunden, dass er womöglich nie mehr nach Deutschland zurückkommt.

Siegen: Familie Muradi leidet massiv unter Angst vor Abschiebung

Den Muradis geht es schlecht, „die Familie ist ganz stark traumatisiert“, sagt Helmut Kessler vom Dorfverein Aue-Wingeshausen, der sich intensiv um die Familie kümmert. Sevine Muradi war am 11. Februar bei einem Termin zur Verlängerung der Duldung in der Ausländerbehörde des Kreises in Gewahrsam genommen und in die Sammelunterkunft nach Ingelheim in Abschiebehaft gebracht worden . Nach drei Tagen durfte sie zu ihrem Mann und ihren Kindern zurückkehren, die Duldung ist für die Dauer des Petitionsverfahrens bewilligt worden. Doch die Erfahrung hat Spuren hinterlassen, sagt Helmut Kessler, auch bei den Kindern. Der Dorfverein musste psychologische Beratung organisieren.

Unterstützung möglich

Das Bündnis setzt sich auch für Karen Agayan aus Armenien ein.

Mit inhaltlichen Fragen zum Fall der Familie Muradi befasst sich auf Antrag der Grünen am Dienstag, 8. März, auch der Sozialausschuss des Kreises.

Wegen Anwalts- und Gerichtskosten wurde für die Familie Muradi auch ein Unterstützungs-Konto eingerichtet: Sparkasse Wittgenstein, IBAN DE71 4605 3480 0034 0365 66, Stichwort „Recht zu bleiben“.

Das Bündnis „Recht zu bleiben“ hat seine Petition für ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht der Familie bis April verlängert, wie die Initiatorin des Bündnisses, Katrin Fey von der Linken, erklärt. Die Bemühungen befänden sich derzeit „im Endspurt, der 8. März ist das Ziel“ – wobei es einige Zeit dauern werde, bis das Ergebnis mitgeteilt werde.

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Die Bündnis-Mitglieder wiederholen ihre Argumente: Auch wenn die Betroffenen vollziehbar ausreisepflichtig seien, so seien sie doch integriert und wollten sich in die Gesellschaft einbringen. Elvin Muradi möchte eine Ausbildung in der Pflege machen – also in einer Branche, für die im Ausland Interessierte für den deutschen Arbeitsmarkt gesucht werden. Außerdem sei das Kindeswohl zu bedenken.

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