Siegen. Moderne Apartment-Wohnheim-Plätze an der Friedrichstraße: Das Studierendenwerk Siegen will damit den freien Wohnungsmarkt ein Stück entlasten.
Während der coronabedingten Digital-Semester an der Uni Siegen waren auch die Studierendenwohnheime deutlich leerer als üblich. Das hat sich gründlich geändert – das Studierendenwerk Siegen führt für seine Wohnheime wieder Wartelisten. Am 1. September wird eine neue Wohnanlage an der Friedrichstraße in der Siegener Innenstadt bezogen – und auch das ist längst voll belegt. 27 Plätze hat die Einrichtung in unmittelbarer Nähe zum künftigen Teilcampus Mitte-Nord.
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Studierende konkurrieren auf dem freien Wohnungsmarkt mit Alleinstehenden, Senioren und auch Ärmeren um zentral gelegene, gut erreichbare, bezahlbare, kleinere Wohnungen. Die Nachfrage ist entsprechend. Das Studierendenwerk möchte daher zum einen in Campusnähe studentisches Wohnen ermöglichen und mit seinen Wohnheimen den freien Markt entlasten, erläutert Geschäftsführer Detlef Rujanski: „Auf dem Segment Kleinwohnungen ist enormer Druck“ – und die Studierenden, die in den Wohnanlagen untergebracht werden können, suchen nicht mehr auf dem freien Markt.
Studierendenwerk Siegen hat einige hundert Wohnheim-Plätze zu wenig
Dabei ist das Siegener Studierendenwerk von seiner Zielgröße in Sachen Wohnheimplätze noch ein gutes Stück entfernt. Mittelfristig wird eine Studierendenzahl von 13.500 an der Uni Siegen erwartet, für zehn Prozent will das Studierendenwerk eine Unterkunft anbieten können, mit Schwerpunkten auf internationalen und ärmeren Studierenden. Das ist in anderen Universitätsstädten ebenfalls so. Bislang sind es in Siegen etwa 950 Plätze – fehlen noch 400. Bis jetzt.
Mit dem neuen Wohnheim Friedrichstraße wird die Lücke ein Stück kleiner, vor allem im Bereich Apartments. In den großen Wohnheimen, etwa an der Engsbachstraße, sind es vor allem Einzelzimmer mit Gemeinschaftssanitärräumen und -küchen. Nachfrage und Bedarf der Studierenden gehe aber eben eindeutig in Richtung Apartment mit Nasszelle und Küchenzeile – bisher verfügte das Studierendenwerk über etwa 50.
Im neuen Siegener Studierendenwohnheim kostet ein Platz im Schnitt 350 Euro
Die Lücke bis zur Zielzahl 1350 wird perspektivisch vor allem kleiner mit den Wohnanlagen am Effertsufer (wir berichteten): In einer ehemaligen Fabrikhalle entstehen 100 Plätze, in einem Neubau auf einem freien Grundstück daneben weitere 40. Damit beträgt die Differenz zur selbstgesteckten Sollgröße noch 200 Wohnheim-Plätze. „Wir wollen vorsichtig Kapazitäten aufbauen, um nicht Gefahr zu laufen, Leerstand zu produzieren“, betont Geschäftsführer Rujanski.
350 Euro im Monat beträgt die Miete an der Friedrichstraße im Durchschnitt; je nach Größe und Zuschnitt (es gibt neben Apartments auch Doublettenzimmer und zwei Dreier-Wohngemeinschaften) kosten die Plätze 313 bis 404 Euro – inklusive allem; Strom, Reinigung, Internet, Service, Möblierung. Keinerlei weitere Kosten mehr. Das trage einer zunehmenden Mobilität der Studierenden Rechnung, die bedingt durch Studienverläufe häufiger die Hochschule wechseln und so mit Koffer ankommen und nicht groß umziehen müssten, erläutert Rujanski. Man sehe sich da auch ein Stück weit als Korrektiv des freien Wohnungsmarkts, damit die Preise nicht durch die Decke gehen: „Wir sind eine Messlatte, an der sich Privatanbieter orientieren müssen.“
Studierendenwerk Siegen kann beim Wohnheim-Umbau einiges Geld sparen
Das Studierendenwerk kaufte das frühere Bürogebäude bereits im Jahr 2018, im März 2020 begann der Umbau, als der Komplex leergezogen und die erforderlichen Anträge für die Umnutzung erledigt waren. Das Haus wurde komplett entkernt, „jede Stromleitung und jedes Heizungsrohr kam raus und wurde komplett neu aufgebaut“, sagt Burkhard Lutz, Abteilungsleiter Wohnen. Weil es kaum Baugrundstücke in entsprechenden Lagen gibt, ist das Studierendenwerk dazu übergegangen, Bestands-Zweckbauten fürs Wohnen umzugestalten, erklärt Lutz. So auch hier: Die Zimmergrundrisse sind alle verschieden. Ein innenliegendes Treppenhaus wurde abgerissen, um Platz für weitere Zimmer zu schaffen, der Brandschutz mit einem außenliegenden Balkon-Anbau auf der Rückseite kompensiert. Für die Attraktivität der Wohnlage keineswegs von Nachteil.
Gesamtkosten: Rund 1,16 Millionen Euro. Weil Corona nicht nur die Lage im Bausektor durchaus erheblich durcheinandergewirbelt hat, übernahm das Studierendenwerk Teile der Planung, der Koordination und Bauüberwachung und auch Arbeiten selbst und konnte so erheblich die Kosten senken. „Eine Glanzleistung“, findet Lutz, die beteiligten Behörden, Partner und Beschäftigte des Studierendenwerks hätten innerhalb kürzester Zeit gearbeitet.
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