Bürbach. 1-Zimmer-Apartments im unteren Preissegment: Für 10 Millionen wird die Schrottimmobilie in Siegen-Bürbach saniert – nicht nur für Studierende.
Aus der Schrottimmobilie wird ein moderner Apartmentkomplex: 10 Millionen Euro investiert das Berliner Unternehmen Livus unter seiner Marke „Seven Homes“ in das ehemalige Studierendenwohnheim an der Bürbacher Straße. 278 Plätz in den sechs Wohn-Blocks entstehen, die ersten drei Trakte sollen Anfang September in Betrieb gehen, der erste vielleicht schon im Mai.
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Lange machte das Wohnheim vor allem Negativ-Schlagzeilen: Investoren wechselten teils mehrfach jährlich; Müll, Brandschutzmängel und illegale Bewohner ließen die zuletzt weitgehend leerstehende Immobilie immer weiter verfallen. Bis mit Livus ein Unternehmen mit Expertise in der Sanierung von Schrottimmobilien das Gebäude kaufte. Das besteht aus sechs weitgehend baugleichen Wohnblocks unterschiedlicher Größe, die je eigene Eingänge erhalten, zum Bürbacher Weg hin sind Funktionseinheiten wie Lobby und Parkdeck vorgebaut. „Im Prinzip können wir Copy-und-Paste durchsanieren“, sagt Eigentümer Mischa Sumin. Seit Oktober 2020 laufen die Arbeiten.
Durchmischung der Bewohner von Vorteil für Umfeld, Immobilie, Stadt Siegen
„Siegen ist eine Universitätsstadt im Dornröschenschlaf“, sagt Mischa Sumin – interessant für den Investor. Es gebe enormes Potenzial, Siegen sei auf dem Weg zur Studentenstadt. Zumal die Stadt eine geringe Unterbringungsquote hat und es mit dem CCS am Lohgraben nur einen anderen Privatanbieter von studentischem Wohnraum gibt, der Apartments in einer solchen Größenordnung vermietet – in einem höheren Preissegment allerdings.
So sieht das künftige Apartmenthaus Siegen-Bürbach aus
„Wir konzentrieren uns auf das untere bis mittlere Preissegment“, sagt Mischa Sumin. Am Bürbacher Weg habe man neben der Substanz auch viel in die Optik investiert, „wir wollen ein Produkt schaffen, das sich von anderen unterscheidet.“ Ein moderner Apartmentkomplex entsteht – kein reines Studierendenwohnheim, betont Sumin: Ausdrücklich auch für weitere Ein-Personen-Haushalte wie Pendler, Dozenten, Young Professionals (Berufseinsteiger) ist das Apartmenthaus gedacht, in der Baugenehmigung ist die Quote für studentisches Wohnen auf etwa 50 Prozent festgesetzt. „Ein lebendiges Haus“, sei das Ziel; Durchmischung von Vorteil für Umfeld, Immobilie selbst, Kommunikation unter den Bewohnern.
Gastronomie auf dem Flachdach, E-Ladestationen, Flughafen-Shuttle
310 Euro wird ein voll ausgestattetes, möbliertes 17-Quadratmeter-Einzelapartment mit Badezimmer und Küchennische kosten, inklusive Nebenkosten und Internet. Den Großteil der Plätze machen diese Einzelzimmerwohnungen aus, es gibt darüber hinaus zehn Zwei-Zimmer-Apartments sowie vier WGs. Es gibt einige wenige Doppelzimmer. Bis zum Wintersemester 2022 soll sukzessive weitersaniert werden, bis alle Blocks bezugsfertig sind.
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Der Kooperationsvertrag mit einem Berliner Gastronomie-Unternehmen ist unterzeichnet, „Berlin Mitte is coming to Siegen“, sagt Mischa Sumin, „das wird sehr cool. So etwas gibt es hier noch nicht.“ Das Restaurant mit Außenbereich entsteht auf dem Flachdach des Parkhauses. Ansonsten: Fahrradstation für Leihräder und -E-Bikes, Ladestationen auch für E-Autos, „Parkplätze in Hülle und Fülle“, Shuttleservice zum Flughafen Düsseldorf – unter anderem für internationale Studierende. Zudem WLAN im ganzen Haus, Gemeinschaftsbereiche, Waschsalon und Kopierzentrum, hinter dem Haupteingang eine Lounge mit Billardtisch. Ein „Community Manager“ kümmert sich um regelmäßige Veranstaltungen im Apartmenthaus.
Entrümpelungsarbeiten im früheren Wohnheim brauchen viel zeit
„Die Entrümpelung hat sehr lange gedauert“, sagt Dennis Bieler, Mitgesellschafter und vor Ort Bauleiter. Bis auf den Beton musste alles herausgerissen werden, die noch vorhandene Haustechnik sei nicht mal mehr von vorgestern gewesen, sagt Dennis Bieler. Sämtliche Rohrleitungen, Kabel und Fenster wurden erneuert, Brandschutztreppen außen am Gebäude errichtet.
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Schrottimmobilienaufzumöbeln ist die Kernkompetenz von Dennis Bieler und Mischa Sumin. Die meisten dieser Gebäude haben einen schlechten Ruf, sagt Sumin: Drogen, Brandschutzmängel, Unrat. Aber es gebe einen Vorteil: Schrottimmobilien sind unbewohnt, die Gebäudehülle in aller Regel intakt. Das ermöglicht den Sanierern vergleichsweise große Freiheiten beim Bauen. Infos zur Firma und über das Siegener Projekt auf https://www.livus.de/de/siegen.
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