Siegen. Studierendenwerk Siegen kauft am Effertsufer und in der Friedrichstraße Immobilien für Wohnheime – trotz massiver corona-bedingter Umsatzeinbußen

Die Uni Siegen zieht in die Stadt und das Studierendenwerk zieht mit: Zwei Gebäude im Innenstadtbereich hat das Studierendenwerk gekauft; an der Friedrichstraße und am Effertsufer. Das auch von der Corona-Krise gebeutelte Studierendenwerk – seit Monaten sind die Gastronomiebetriebe geschlossen, weil das Sommersemester digital stattfindet – konnte das Geschäftsjahr 2019 mit einem Plus abschließen, der Überschuss wird in die Wohnheimprojekte investiert.

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Die neuen Wohnheime im Siegener Zentrum

100 Einheiten sind in der Anfang des Jahres gekauften Industriehalle am Effertsufer geplant, in einem Anbau sollen weitere 40 Studierende wohnen können. Gebaut wird hier bis 2023.

27 Wohnheimplätze entstehen in einem Bürogebäude an der Friedrichstraße, die Umbauten laufen bereits, Ende des Jahres soll das Vorhaben bereits abgeschlossen sein, so Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studierendenwerk. Gekauft wurde die Immobilie bereits 2018, als sich mehr und mehr abzeichnete, dass die Uni weitere Fakultäten in die Stadt verlagern wird.

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10 Prozent der Studierenden einer Uni sollen mit Wohnheimplätzen versorgt werden können – das ist die Zielgröße, auf der sich auch das Siegener Studierendenwerk auf Landes- und Bundesebene orientiert. Seit Jahren ist in Siegen die Quote zu niedrig; aktuell liegt sie – bei gut 19.000 Studierenden und knapp 1000 Plätzen – bei 4,9 Prozent. Detlef Rujanski setzt langfristig 13.500 Studierende als Größe an, das entspricht 1350 Plätzen. Auch mit den beiden neuen Wohnheimen kommt Siegen auf 1100 – noch eine große Einheit mit 200 Plätzen, sagt Rujanski, und die Zielmarke wäre erreicht.

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2023 könnte damit womöglich begonnen werden: Denn das Studierendenwerk hat nach wie vor die Option, am Haardter Berg ein Wohnheim zu errichten. Nach diversen Unstimmigkeiten mit der Uni und ihrem Masterplan für den Adolf-Reichwein-Campus (AR) liegt das Projekt erst einmal auf Eis – die beiden sehr viel konkreteren Projekte haben Vorrang. Sind die abgeschlossen, könnte das Wohnheim am AR wieder auf die Agenda kommen.

Gastronomie des Studierendenwerks Siegen liegt quasi brach

Eigentlich hatte sich das Studierendenwerk darauf eingestellt, nach den Jahren der Übergangszeit im Container – wegen der Großbaustelle Sanierung AR-Campus – 2020 wieder auf 100 Prozent hochfahren zu können. Und noch darüber: Für die neue Mensa am Campus Unteres Schloss, Eröffnung eigentlich für den Sommer geplant, wurden 60 neue Stellen geschaffen, von denen 40 bereits besetzt wurden. Und dann kam Corona: Mensen, Cafés und Bistros wurden komplett geschlossen – mit erheblichen Umsatzeinbußen bei knapp 500.000 Essen jährlich.

Zumindest für die Mensen ist fraglich, wann sie wieder öffnen können. Die Großbetriebe mit tausenden Essen am Tag können schnell zu einem Corona-Hotspot werden, so Rujanski. „Wir fahren auf Sicht“, sagt der Geschäftsführer, man sei abhängig von den Entscheidungen der Hochschule. Denkbar sei etwa eine schrittweise Öffnung der kleineren Betriebe mit Mitnahmeangeboten. Seit Mai bezieht das Studierendenwerk Kurzarbeitergeld und profitierte auch von den Corona-Soforthilfen der NRW-Landesregierung. Ausfälle konnten damit bislang kompensiert werden, man habe bei Personalkosten, Instandhaltung und Wartung reduziert, „aber wir sind nicht an die Substanz gegangen!“ Stand heute gehe er davon aus, auch das Geschäftsjahr 2020 mit einer vernünftigen Bilanz abschließen zu können, sagt Rujanski.

Corona-Hilfen für Studierende in Siegen etwa zur Hälfte bewilligt

Bis zu 500 Euro bekommen Studierende, die durch Corona ihren Job verloren haben. In Siegen wurde gut die Hälfte der bislang 1610 Antrage bewilligt. Laut Detlef Rujanski würden Anträge abgelehnt, wenn die Studierenden Probleme hätten, den Bezug ihrer finanziellen Situation zur Pandemie nachzuweisen – daran sind die Hilfen gekoppelt. „Viele waren schon vor Corona arm“, sagt Rujanski, Bafög sei kein zeitgemäßes Instrument zur Studienfinanzierung mehr. Nur noch jeder siebte Siegener Studi beziehe Bafög – es gab Zeiten, da war es jeder dritte.

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Tobias W. Maiwald, studentischer Verwaltungsratsvorsitzender des Studierendenwerks, fordert eine Steigerung der Bafög-Elternfreibeträge und eine Anpassung an die Regelstudienzeit. Immer mehr Studierende müssten arbeiten müssen und bräuchten länger für das Studium.

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