Siegen. Nach meist digitalen Semestern kehrt die Uni Siegen zum Winter zu mehr Präsenz zurück. Das könnte sich auf dem Wohnungsmarkt bemerkbar machen.

Das Wintersemester wird für das Studierendenwerk Siegen die eigentliche Herausforderung im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Wie Geschäftsführer Detlef Rujanski am Freitag bei der Vorstellung des Geschäftsberichts sagte, „sind wir 2020 mit einem blauen Auge davongekommen“. Im September soll aber nach derzeitigem Stand der Uni-Betrieb wieder zu mehr Normalität zurückfinden – und der studentische Wohnungsmarkt könnte unter Druck geraten.

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„Das neue Semester könnte nochmal ein Flaschenhals werden“, sagt Detlef Rujanski. Die Belegungsquote in den Wohnheimen mit ihren insgesamt 943 Plätzen habe 2020 bei rund 97 Prozent gelegen. Normalerweise liegt der Wert über 99 Prozent.

Siegen: Für Studierende wird das Wohnheim immer mehr auch zum „digitalen Lernort“

Die Auslastung sei damit nicht so stark wie erwartet gesunken – immerhin war davon auszugehen, dass einige Studentinnen und Studenten aufgrund des weitgehend digitalen Uni-Betriebs möglicherweise ihre Siegener Domizile aufgeben und beispielsweise ins Elternhaus zurückkehren. Hinter der Belegungsquote liegt aber eine Verschiebung, wie Detlef Rujanski erläutert: In den Wohnheimen sei der Anteil ausländischer Studierender deutlich gestiegen. Nun bleibe abzuwarten, wie sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt entwickelt, wenn das Gros der Leute zum Präsenzgeschehen wiederkomme.

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Ganz klar verändert habe sich während der die Bedeutung der Wohnungen. Eigentlich spiele sich studentisches Leben tagsüber auf dem Campus ab, das Zimmer oder Appartement sei primär Unterkunft und Schlafplatz. Bei digitalen Veranstaltungen aber werde die eigene Bleibe zum digitalen hund „dafür sind unsere Wohnheime noch nicht vorgesehen“.

Siegen: Neues Studentenwohnheim in ehemaliger Fabrikhalle am Effertsufer

Das Studierendenwerk sei mit dem Land im Gespräch: „Wir hätten gerne überall Glasfaseranschlüsse, um die Wohnheime auch als Lernorte fit für die Zukunft zu machen“. Landesmittel seien dafür erforderlich, weil die Kosten sonst auf die Mieten umgelegt werden müssten: Die sollen aber bewusst niedrig bleiben können, damit das Studium nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt.

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Mit einer sogenannten Wohnraumversorgungsquote von 5,1 Prozent – diesem Anteil der Studierendenschaft kann das Studierendenwerk ein Angebot machen – ist die Einrichtung von ihrem Zehn-Prozent-Ziel nach wie vor weit entfernt. Zunächst wird allerdings im September mit 27 Einheiten das neue Wohnheim in der Friedrichstraße an den Markt gehen. Ende des Jahres möchte das Studierendenwerk darüber hinaus den Bauantrag für ein Projekt am Effertsufer stellen, wo es die ehemalige Fabrikhalle der Firma Klingspor gekauft hat. In dem alten Industriegebäude sollen 100 Wohneinheiten entstehen, weitere 40 in einem Neubau auf dem Grundstück (wir berichteten). Zum Wintersemester 2024/25 soll alles fertig sein. Die Kosten liegen bei 15 Millionen Euro. Damit würden noch etwa 200 Plätze bis zur Zehn-Prozent-Versorgungsquote fehlen.

Studierendenwerk Siegen: Wegen der Lockdowns deutlich weniger Essen verkauft

Das Studierendenwerk hat das Jahr 2020 mit einem Überschuss von rund 1,7 Millionen Euro abgeschlossen. Das liege vor allem daran, dass die Mensen und Cafeterien ab März nahezu durchgehend komplett geschlossen waren. Der Landeszuschuss, der sonst in die Subvention der Mensa-Essen fließt, konnte folglich überwiegend nicht für den Zweck eingesetzt werden. 2020 wurden in den Gastro-Einrichtungen des Studierendenwerks nur rund 94.000 Essen verkauft, etwa 371.000 (oder 78 Prozent) weniger als im Vorjahr. Der Überschuss wurde in die Rücklagen eingestellt, aus denen das Wohnheim-Projekt am Effertsufer finanziert wird.

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