Hilchenbach. . Sie sorgen für die richtigen Sitzplätze, holen Künstler vom Flughafen ab, wissen, wo es auch sonntags Schrauben für die Brille gibt...

80 Leute, ungefähr. Das sind die, die Kultur Pur ans Laufen bringen. Die nie auffallen. Wenn‘s läuft. Hier sind vier von ihnen. Sie planen den Personaleinsatz, fahren die Leute da hin, wo sie gebraucht werden, sorgen dafür, dass sich Künstlerinnen und Künstler auf dem Giller wohl fühlen. Und für das Publikum, für das Kultur Pur schließlich gemacht wird. Sie sind gemeint, wenn zum Beispiel Stefanie Heinzmann zwischen zwei Songs feststellt: „Es wird sich hier unglaublich gut um uns gekümmert.“ Und dafür, im voll besetzten kleinen Zelttheater, riesigen Beifall bekommt.

1. Die Personalplanerin

Annika Jebramcik hat einen der Jobs, der im Wesentlichen schon getan sein muss, bevor es oben in der Zelttheaterstadt los geht: Sie besorgt das Personal. Was zumindest im ersten Schritt gar nicht so schwer ist. Wer einmal hier gearbeitet hat, kommt gern wieder. Dann geht es, so ab Februar, ins Detail: Wer kann wann da sein, wer wird wo gebraucht? Jede Menge Papierkram ist zu erledigen, bis es dann am Dienstag vor dem ersten Top Act mit der Infoveranstaltung für die Mannschaft losgeht. Die ist besonders für die Neuen wichtig: „Wir versuchen, die Leute gut vorzubereiten.“

Annika Jebramcik, Volontärin im Kulturbüro, macht die Personalplanung.
Annika Jebramcik, Volontärin im Kulturbüro, macht die Personalplanung. © Steffen Schwab

Die 27-Jährige ist jünger als Kultur Pur (im nächsten Jahr: Ausgabe 30). Und sie gehört zu der neuen Generation, die Kultur als Beruf lernen: Ende dieses Jahres endet für die studierte Literaturwissenschaftlerin das zweijährige Volontariat im Kulturbüro. Über das Studium, die Projektarbeit für das Literaturfestival Vielseitig, ist die Verbindung entstanden. „Als Besucherin kannte ich Kultur Pur gar nicht“, sagt die Westfälin aus Gütersloh, die sich jetzt als Wahl-Siegenerin vorstellt.

2. Die Ticketing-Chefin

Christel Hellermann war schon bei der Kreisverwaltung, bevor es Kultur Pur gab. Eigentlich sollte ihr Einsatz bei „100 Jahre Omnibus“ – nächstes Jahr feiert Netphen noch mal: 125 Jahre – ein Gastspiel im Kulturbüro sein. Es kam anders: Die Diplom-Verwaltungswirtin verließ das Ausländeramt und landete fest im Team, machte den Umbau des Lyz mit, das seinen Schauplatz bekam, die McCartney-Ausstellung vor 20 Jahren – und natürlich, wie jeder, der dort arbeitet, Kultur Pur. Sie ist die Chefin des Ticketing. Aus der Zeit, als das noch Kartenvorverkauf hieß. Und die Karten tatsächlich, je nach Nachfrage, von Vorverkaufs- zu Vorverkaufsstelle jongliert wurden. „Ich habe nachts im Wohnzimmer 22.000 Karten nachgezählt.“

Christel Hellermann ist Ticketing-Chefin bei Kultur Pur.
Christel Hellermann ist Ticketing-Chefin bei Kultur Pur. © Steffen Schwab

2007 war das vorbei. Seitdem bilden sich keine Schlangen mehr am Donnerstagmorgen um 10 auf dem Giller, wenn an der Festivalkasse die letzten Tickets verkauft werden. Jetzt ist der Vorverkaufsstart für Kultur Pur überall gleichzeitig – im Online-Buchungssystem. „Jeder hat die gleiche Chance.“ Einfacher wird der Job nicht. Denn längst sind die Plätze nummeriert, das Reservierungsprinzip Ellenbogen und Stockschirm (letzterer sowieso seit einigen Jahren aus Sicherheitsgründen verboten) ist abgeschafft. Natürlich geht beim Start das Buchungssystem in die Knie. Und wenn wegen einer Programmänderung Karten zurückgegeben werden, muss Christel Hellermann gut aufpassen: Die, die gemeinsam nachrücken, wollen natürlich nebeneinandersitzen und nicht an entgegengesetzten Enden des Saals. „Das ist wie ein Schachspiel.“

Beim Festival selbst erledigt ein Zwölfer-Team den Kartenverkauf – Stammpersonal, sagt die 51-Jährige: „Gottseidank“. Christel Hellermann kümmert sich vor allem um die Sonderfälle. Dazu gehören die, die die Show verpasst haben, weil der Bus zu spät war. Und auch die, die nicht reingelassen wurden, weil sie betrunken waren. Denen gibt sie das Geld sehr gern zurück.

3. Die Fahrerin

Der Job von Anne Polzer ist ziemlich neu, wurde früher von anderen nebenbei mit erledigt: Sie fährt die Shuttles, darf dafür je nach Fahrgastzahl auf die unterschiedlich großen Jeeps des Hauptsponsors zurückgreifen. Es geht zu den Bahnhöfen, zu den Flughäfen. Die Thalbachs hat sie in Siegen abgeholt, den Zauberer aus Korea auch – den angekündigten Fußmarsch von Lützel auf den Giller hat er sich dann doch geschenkt. „Am liebsten fahre ich die kleinen Künstler, die allein unterwegs sind.“ Mit denen kommt sie ins Gespräch. Die Gruppe Italiener, auf zwei Autos verteilt, redet mit sich selbst. Italienisch. „Aber das hat auch Spaß gemacht.“ Die ganz großen Namen? Kein Fall für Anne Polzer. „Die sind mit dem Nightliner unterwegs.“ Die eine oder andere Fahrt macht sie aber auch ganz allein. Mit einer gelegentlich, vor allem am Feiertagswochenende, anspruchsvollen Einkaufsliste. Das Ladekabel für die Apple-Watch, die Schraube für den Brille. Da öffnet dann der Hinweis auf Kultur Pur immer noch manche sonst verschlossene Türen.

Anne Polzer ist Fahrerin bei KulturPur.
Anne Polzer ist Fahrerin bei KulturPur. © Steffen Schwab

Die 33-Jährige lebt und arbeitet seit anderthalb Jahren in München, ihr Studium in Wirtschaftsrecht hat sie in Siegen abgeschlossen. Für Kultur Pur kommt sie zurück, dieses Jahr ist es ihr dritter Einsatz. „Es macht Spaß, es ist eine schöne Abwechslung.“ Und warum den Fahrerinnen-Job? Sie fahre halt gern, sagt Anne Polzer. „Vielleicht auch nur, weil ich kein eigenes Auto habe.“

4. Die Künstlerbetreuerin

Für Britta Papp, die auch irgendwann während ihres Studiums bei einem Praktikum zum Kulturbüro gefunden hat, beginnt der Tag morgens um 8. Frühstück für die Künstler vorbereiten. „Gegen 9 kommen die alle aus ihren Nightlinern gekrochen.“ Die 35–jährige Kreuztalerin gehört seit zwölf Jahren zum Team der Künstlerbetreuung für das große Zelt. Die Top-Top-Acts sozusagen, Wincent Weiss, In Extremo, Status Quo.

Britta Papp ist Künstlerbetreuerin bei Kultur Pur.
Britta Papp ist Künstlerbetreuerin bei Kultur Pur. © Steffen Schwab

Der Job der Künstlerbetreuung ist schnell beschrieben: für die Künstler da sein, solange die da sind. Gäste in den Backstage–Betreich führen, für Speisen und Getränke sorgen. „Viele Kleinigkeiten“, sagt Britta Papp, die den Job seit gut 15Jahren macht. „Ich liebe die Bühne, ich bin gern bei den Leuten“, sagt die Tanzlehrerin und Choreografin „Eine coole Welt, in die man eintauchen kann.“

Seun Kuti & Egypt 80 bringen Afrobeats auf den Giller

Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt.
Seun Kuti und Egypt 80 machen bei Kultur Pur am Sonntagabend Stimmung - obwohl oder gerade weil nur wenige Zuschauer in das Kleine Zelttheater kommen. Es ist laut. Es wird getanzt. © WP | Jennifer Wirth
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Manchmal hängt das Gespräch. „Giller und Sprachstörungen“, sinniert Britta Papp... Das liegt am Knopf im Ohr“, weiß Anne Polzer. Eigentlich müssen beide jetzt ganz schnell weg. Nicht ohne noch einen Wunsch von Kollegin zu Kollegin zu übermitteln. Keine Frage, dass die Künstlerbetreuerin der Fahrerin ein Autogramm von In Extremo besorgt. In erster Linie sind sie vor allem Fans. Wie alle hier oben.

Kultur pur 2019 im Rückblick