Lützel. . Mit Schwarzlicht und Schatten, Tanz, Schauspiel und Artistik eröffnet das Evolution Dance Theater optisch höchst beeindruckend Kultur Pur 2019.

Unter den vielen guten und wenigen mittelmäßigen Kultur Pur-Eröffnungsshows sticht diese klar heraus. Was das Evolution Dance Theater am Donnerstagabend, 6. Juni, im großen Zelttheater aufgeführt hat, hat Seltenheitswert. Eine optisch äußerst beeindruckende Inszenierung, die die Tänzer und Artisten um Anthony Heinl mit „Night Garden“ da präsentiert haben.

Auftakt zu Kultur Pur 29 mit Evolution Dance Theater

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Die meiste Zeit ist es nicht wild und spektakulär, wie man es bei einem Tanztheater erwartet hätte. Die Musik: Atmosphärisch, schwebend, fast schon hypnotisch. Die Künstler arbeiten mit Konturen, die sie mit Hilfe von Schwarzlicht herausarbeiten. Sie zerlegen die Realität ihrer Geschichten in ihre Bestandteile und setzen sie neu zusammen. Körper und Kulissen werden auf die wesentlichen Formen reduziert, von Schwarzlicht beleuchtet.

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Pixel flitzen über den Bildschirm

Die Illusion ist fast perfekt, der Zuschauer erfolgreich getäuscht. Irgendwo im Schwarz der großen Bühne agieren die Tänzer, werfen Bälle, schwenken Tücher. Aber man sieht sie nicht. Sondern nur Punkte, Linien, Flächen, Körper. Als würde man einem 80er-Jahre-Computerspiel zusehen. Pixel, die über den schwarzen Bildschirm, respektive hier die Bühne flitzen. Das sind die Bausteine, aus denen Geschichten geformt und erzählt werden. Manche klein, banal, aber witzig. Zwei froschartige Augen, die einem Pingpongspiel folgen; hin, her, hin, her. Bunte Bälle flitzen über die Bühne, bis sie sich zu einer luftigen Figur formen – die plötzlich von einem Riesenmonster geschluckt und wieder ausgerülpst werden.

Auf einer fluoreszierenden Plane wird buchstäblich mit Licht gemalt: Wird eine Leuchte darauf gerichtet, beginnt das Material zu glimmen.
Auf einer fluoreszierenden Plane wird buchstäblich mit Licht gemalt: Wird eine Leuchte darauf gerichtet, beginnt das Material zu glimmen. © Hendrik Schulz

Hypnotisch auch die im wahrsten Wortsinne Lichtmalerei auf einer fluoreszierenden Plane: Lichter werden auf das Material gerichtet, das geheimnisvoll grün zu glimmen beginnt und langsam verglüht. Die Kulisse verändert sich so permanent von selbst, es lassen sich nur flüchtige Geschichten darstellen, von Gärten, die langsam wachsen, Menschen, die darin tanzen, Schmetterlingen, die darin umherfliegen. Die im vergehen begriffenen Formen, Trugbilder, kippen mitunter ins Bedrohliche, dienen als Vorlage für neue Nuancen, spielen mit Bekanntem, nur um den Zuschauer sofort wieder in die Irre zu führen.

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Über Illusionen in Traumwelten

Die Turner-Tänzer-Athleten-Darsteller zeigen ihr Können auch besser sichtbar: Wie Schlangenmenschen winden sie sich umeinander, werfen sich in die Luft, toben sich auf einem riesigen Trampolin-Luftkissen-Sofa mit waghalsigen Sprüngen aus. Das lässt Erinnerungen an Turnhallenmatten und schmerzhaftes Haut-auf-Kunststoff-Rutschen wach werden, das gibt es so oder so ähnlich durchaus auch bei anderen Ensembles zu sehen, ist deswegen aber nicht weniger reizvoll.

Körper und Formen werden mit Hilfe von Schwarzlicht und speziellen Anzügen der Darsteller reduziert auf Punkte und Linien.
Körper und Formen werden mit Hilfe von Schwarzlicht und speziellen Anzügen der Darsteller reduziert auf Punkte und Linien. © Hendrik Schulz

Seine große Stärke, sein Alleinstellungsmerkmal, spielt das Evolution Dance Theater allerdings aus, wenn sie Illusionen erschaffen, die zahllose Anknüpfungspunkte bieten, über die sich jeder einzelne in mystische, magische Welten träumen kann.

Kultur pur 2019 im Rückblick