Hilchenbach. . Wincent Weiss und ein koreanischer Zauberer, Status Quo und Rayquasa, im Durchschnitt 13 Jahre alt: Kultur Pur bietet ein breites Angebot.
Kalt wird es wohl nicht an diesem Pfingstwochenende auf der Ginsberger Heide — Kultur Pur, das früher auch schon mal im Schnee startete, rückt mit der 29. Ausgabe auf dem Kalender so nahe an den Sommer wie selten. Ob der Rekord von 68.000 Besuchern von 2017 gebrochen wird oder ob es „nur“ 58.000 wie im vorigen Jahr werden, dürfte vor allem von der zeitlichen Verteilung der Regenschauer abhängen: Wer einmal die Reise hoch hinauf auf die Ginsberger Heide, fast genau auf die Grenze zwischen Siegerland und Wittgenstein, geschafft hat, kommt da auch so schnell nicht wieder weg. Die Karawane der Pendelbusse fährt wetterunabhängig nach Plan, die Zahl der Parkplätze ist begrenzt.
Zauberer Charming Jay kommt zu Fuß von Lützel
Nicht jeder ist so drauf wie Charming Jay: Der Zauberer reist aus Südkorea an — einer der vielen Künstler, Gaukler, Akrobaten und sonstigen Spaßmacher, die von Samstag bis Montag umsonst und draußen dem Kultur-Volksfest ein buntes Gesicht geben. Shuttle vom Flughafen? Nicht nötig, es gibt doch die Bahn. In Siegen abholen? Wieso, Lützel hat doch auch eine Haltestelle. Dann unten im Dorf? Nein, die paar hundert Meter bergauf schafft der Zauberer auch noch allein.
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Dass Kultur Pur als „grünes Festival“ mit dem Green Music Award der Energieagentur NRW ausgezeichnet wurde, hat mit dem Gast aus Korea allerdings nichts zu tun: Die Zelttheaterstadt, die da – wie Bob Geldof einmal anmerkte — „in the middle of nowhere“ für fünf Tage Programm mit 200 Künstlern aus zwölf Nationen aus dem Boden gestampft wird, spart halt mit Energie und macht so wenig Müll wie möglich. Für die, die mit dem E-Bike, auf den Giller kommen, werden erstmals 120 Fahrradständer aufgestellt, damit die Zweiräder sicher und bäumeschonend angebunden werden können. Ladesäulen gibt es nicht. Nach Hause geht’s nur bergab — die schaffen das.
Mit Tanztheater zurück zu den Wurzeln
Am Donnerstag hat das Festival schon am Donnerstagmorgen: traditionell für die Kleinsten. 560 Schul- und Kindergartenkinder haben ihren Ausflug auf den Giller gemacht und dort „O wie schön ist Panama“ erlebt. Der Abend mit der offiziellen Eröffnung bot dann vor allem tolle Bilder: Das Evolution Dance Theater aus Rom zauberte einen „Night Garden“ auf die 240 Quadratmeter große Bühne. Eine für Kultur-Pur-Verhältnisse eher kleine Show mit 950 begeisterten Zuschauern – zugleich aber auch ein Signal des Teams um den neuen Festivalleiter Jens von Heyden, der Kultur Pur zurück zu seinen Wurzeln als Musik- und Theaterfestival führt.
„Natürlich steht Kultur Pur vor allem für RockPop-Highlights“, sagt Jens von Heyden. Und die sind auch diesmal dabei. Am Freitagabend dreht das Festival voll auf: „Feuerwerk“-Mann Wincent Weiss singt im ausverkauften großen Zelt. Am Samstagabend stehen die Mittelalter-Rocker „In Extremo“ auf der Bühne, am Montagabend die legendären – und auch schon ausverkauften — „Status Quo“.
Martin Grubinger erkrankt, hochkarätiger Ersatz
Den Top Act am Sonntag bestreitet die in Hilchenbach beheimatete Philharmonie Südwestfalen, allerdings nun ohne den Schlagzeuger Martin Grubinger, der erstmals selbst dirigieren wollte. Jetzt ist er krank und musste absagen. Als Ersatz konnte Vivi Vassileva (25) gewonnen werden, ebenfalls hochgelobte Percussionistin. Für Grubingers Parts als Dirigent springt Johannes Klumpp ein, der bereits bei den Neujahrskonzerten der Philharmonie den Taktstock führte.
Eine Nummer kleiner, aber keineswegs leiser sind die Shows im kleinen Zelt: Samstagnacht machen „Willer Watz“ dort Party mit (Elektro-„Kosmonautenklang“), Sonntagnacht gibt es Afrobeat mit Seun Kuti und seiner Band Egypt 80. Stefanie Heinzmann ist schon am späten Samstagnachmittag da: Pop und Soul vor dem nächsten lautstarken Top Act.
Drei Generationen Thalbach
Und dann gibt es noch die Perlen im Programm: Anna, Nellie und Katharina Thalbach mit ihren „Witwendramen“, Oma, Tochter und Enkelin, sind schon am Freitag-Vorabend auf der Bühne. Am Samstagnachmittag gibt es richtigen Theatersport: Zwei Ensembles des Siegener Bruchwerk-Theaters treten gegeneinander an – das Publikum entscheidet über Sieg und Niederlage.
Bei den „Includers“ aus Siegen singen und spielen Menschen mit und ohne Behinderung. Und die „Rayquasa“ aus Wittgenstein, Durchschnittsalter: 13, für die Kultur Pur nur eine Zwischenstation ist. Eigentlich, hat einer von den kleinen Hardrockern neulich gesagt, wollen sie zu Rock am Ring.
Infos, Karten und Tauschbörse: kulturpur29.de
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