Siegen-Wittgenstein. . Siegen-Wittgenstein ist teils schlecht mit Zahnärzten versorgt – aber eine “Unterversorgung“ sei das laut Kassenzahnärztlicher Vereinigung nicht.

  • Der Versorgungsgrad liegt in Wilnsdorf bei 45 Prozent (Stand Mai 2017)
  • In Netphen und Neunkirchen liegt der Grad bei jeweils 57 Prozent
  • Besonders gut ist der Wert in Siegen: 123 Prozent

Wilnsdorf und Bad Berleburg haben nicht nur eine unterdurchschnittliche Abdeckung mit niedergelassenen Zahnärzten, sie haben die schlechtesten Werte im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein. Das geht aus aktuellen Zahlen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe hervor.

Ein Überblick. 
Ein Überblick.  © Manuela Nossutta

Dennoch ist das kein Grund zu akuten Sorgen, erläutert Ann-Kathrin Kiesel: „Bei Zahnärzten gibt es noch keine Unterversorgung“. Eine 100-prozentige Abdeckung ist sogar ein extrem hoher Wert, erläutert die Sprecherin der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe in Münster. Neben den reinen Zahlen müsse man auch Bevölkerungsstrukturen und andere Kriterien berücksichtigen. So können Patienten ihre Zahnärzte selbst wählen und deshalb vielleicht auch in einer Nachbarkommune behandelt werden. Und vielleicht gibt es dort eine größere Praxendichte. Neben der Bevölkerungsstruktur ist auch die Mobilität der Patienten oder die Verkehrsanbindung ein Thema.

Deutliches Stadt-Land-Gefälle

Unterm Strich sind Abdeckungswerte um die 80 Prozent noch durchaus sehr gut. Deutlich wird an den Zahlen, die die KZA erhoben hat, aber auch ein Stadt-Land-Gefälle. Aus diesem Grund und wegen der Altersstruktur, bei der die Mehrheit der Zahnärzte in Siegen-Wittgenstein über 50 Jahre alt ist, bietet die Vereinigung Seminare rund um die Praxisgründung, Praxisführung und Praxisabgabe an. Aus einem solchen Seminar stammen auch die ausgewerteten Zahlen.

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Zahnmedizin ist ein echter Modeberuf. Deshalb gibt es für das Studium einen Numerus Clausus von 1,0. Trotzdem gibt es eine Fülle von Zahnärzten. Ein Phänomen ist aber, dass der Beruf laut Ann-Kathrin Kiesel einem Geschlechterwandel unterliegt. Der Grund dafür könnte in den statistisch gesehen oft besseren Abiturnoten von Frauen und damit der höheren Zulassungsdichte zum Studium liegen: „70 bis 80 Prozent sind weiblich. Aber die wollen sich nach dem Studium nicht sofort niederlassen, sondern erst einmal in einer Anstellung oder Gemeinschaftspraxen arbeiten.“

Über die einzelnen Gründe kann man nur spekulieren, aber sicher spiele die Familienplanung eine Rolle, in der Frauen sich nicht mit Kindern und gleichzeitig hohen Schulden für das eigene Praxisinventar belasten wollten, so Ann-Kathrin Kiesel.

Mehr wirtschaftliche Sicherheit

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Eine gute Lösung für beide Seiten ist es, wenn ältere Praxisinhaber jüngere anstellen. Jeder Zahnarzt mit Kassensitz hat die Möglichkeit, in seiner Praxis zwei andere Zahnärzte anzustellen. Auf diesem Wegen könnte auch eine Nachfolge angebahnt werden, in der der junge Arzt in seine Aufgabe und den Patientenstamm hineinwächst.

Aus Sicht von Ann-Kathrin Kiesel und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe gibt es sogar gute Gründe, sich als Zahnarzt auf dem Land niederzulassen. Die Zahnarztdichte auf dem Land sei geringer als in den Städten und damit biete sich auch mehr wirtschaftliche Sicherheit. Gleichzeitig sind die Immobilienpreise und Lebenshaltungskosten auf dem Land oft günstiger.

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