Hagen. . Bei jeder zweiten Professur an südwestfälischen FHs gibt es Besetzungsprobleme. Warum ist es schwer, wissenschaftlichen Nachwuchs zu rekrutieren?

  • Studie: Bei jeder zweiten Professur an Fachhochschulen Besetzungsprobleme
  • Bewerbern fehlt Promotion oder Praxiserfahrung
  • Auch Hochschulen in Südwestfalen konkurrieren mit Industrie um Personal

Das Renommee hat zwar zuletzt ein wenig gelitten, ist aber nach wir vor ziemlich gut: Hochschullehrer belegen in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa zum Ansehen verschiedener Berufsgruppen immerhin Rang Nummer 9. An der Wertschätzung also kann es nicht liegen, dass insbesondere Fachhochschulen Nachwuchssorgen plagen.

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Dort bleibt jede zweite Professur nach der ersten Ausschreibungsrunde unbesetzt. Das hat nun eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung in Hannover (DZHW) ergeben. Demnach kann mehr als jede sechste Professur an Fachhochschulen auch nach mehreren Ausschreibungsrunden nicht besetzt werden.

Mechatroniker gesucht

So blieb an der Fachhochschule Südwestfalen im vergangenen Jahr eine Besetzung im Bereich Mechatronik erfolglos. Nach der zweiten Aussschreibungsrunde habe man das Verfahren erst einmal eingestellt, so Pressesprecherin Birgit Geile-Hänßel. Derzeit werde das Fach mit Hilfe von Lehrbeauftragten vermittelt.

Eine weitere Professur hat man erst im zweiten Anlauf besetzen können. Immerhin: Für fünf andere, die im Jahr 2016 zu vergeben waren, hat man geeignete Kandidaten gefunden. Verglichen mit den Ergebnissen der bundesweiten Studie steht man also an der FH Südwestfalen vergleichsweise gut da.

Wenig Auswahl

Große Auswahl allerdings hat man in Südwestfalen nicht: Gerade einmal vier bzw. sechs Bewerbungen hatte man im vergangenen Jahr zum Beispiel auf zwei Stellen im Bereich Ingenieurwissenschaften.

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Oft aber müssen Bewerber aus Berufungsverfahren ausgeschlossen werden, weil sie die formalen Voraussetzungen für eine Professur gar nicht erfüllen, so die Ergebnisse des Zentrums für Hochschulforschung. „Einem Drittel fehlt zum Beispiel der Doktortitel“, erklärt Susanne In der Smitten von der DZHW. Und nahezu jeder Zweite könne nicht die verlangte mehrjährige Praxiserfahrung außerhalb der Hochschulen nachweisen.

Gehaltseinbußen

Gerade diese Praxiserfahrung ist es aber, die den Fachhochschulen die Nachwuchssuche so schwer macht: Man müsse geeignete Bewerber aus Industrieunternehmen zurückgewinnen, erklärt eine Sprecherin der Fachhochschule Hamm-Lippstadt die Probleme, die auch dort spürbar seien. Die Industrie hat ein gutes Argument auf ihrer Seite: das Gehalt. Annähernd 40 Prozent derjenigen, die an die Hochschulen zurückkehren, würden finanzielle Einbußen hinnehmen, sagt Susanne In der Smitten: ein Minus von durchschnittlich 31 Prozent. Das Durchschnittsgehalt eines Fachhochschulprofessors liegt nach Angaben der FH Südwestfalen übrigens bei 76 000 Euro pro Jahr.

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An der Fachhochschule Hamm-Lippstadt würde man daher die Einführung so genannter Tandem-Programme begrüßen, um Nachwuchs zu rekrutieren: Hochschulen sollen in enger Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen Stellen schaffen, die es jungen Akademikern ermöglichen, neben der Hochschultätigkeit parallel in der Wirtschaft zu arbeiten und so in eine Professur hineinzuwachsen.

Kooperationen mit Universitäten

Ein weiteres Problem: Fachhochschulen haben kein Promotionsrecht. Um den Doktortitel zu erlangen, müssen Absolventen fortgehen und an die Unis wechseln. Deshalb setzt man an der FH Südwestfalen nun verstärkt auf „kooperative Promotionen“ gemeinsam mit den Universitäten Siegen und Paderborn – um so doch den eigenen Nachwuchs auszubilden.