Hagen. . Bund und Länder sind uneins über den Masterplan Medizinstudium. Viele Hausärzte sehen die Versorgung in Südwestfalen in Gefahr.

  • Im Kampf gegen den Ärztemangel arbeiten Bund und Länder an Reform des Medizinstudiums
  • Streit über die Finanzierung entbrannt
  • Hausärzte über Versorgung auf dem Land besorgt

Es ist zu Komplikationen gekommen: Mit einer Reform des Medizinstudiums wollten Bund und Länder den Hausärztemangel heilen, an dem vor allem der ländliche Raum leidet. Doch nun will keiner dafür zahlen, und die Reform ist ins Stocken geraten.

Zwei Jahre lang verhandelt

Wie bereits 2013 im Koalitionsvertrag vereinbart, haben Bund und Länder über den Masterplan Medizinstudium 2020 verhandelt, zwei Jahre lang. Das Ziel: mehr Medizinstudenten dazu bringen, sich nach ihrem Abschluss als Hausarzt auf dem Land niederzulassen. Mittlerweile liegt zwar ein Entwurf vor, doch dem hat die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) erst einmal ihre Zustimmung verweigert „wegen der ungesicherten Finanzierung“.

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Dem Reformplan zufolge sollen die Länder die Möglichkeit bekommen, eine Landarztquote einzuführen und bis zu zehn Prozent der Medizinstudienplätze an Bewerber vergeben, die sich verpflichten, später als Landarzt zu arbeiten. Die Allgemeinmedizin soll obligatorisches Prüfungsfach im dritten Staatsexamen werden. Zudem sollen Medizinstudierende, anders als bisher, im Rahmen ihres Praktischen Jahres drei Monate in einer Arztpraxis verbringen.

Hoher zweistelliger Millionenbetrag

Doch das kostet. Zum Beispiel, weil die Studenten im praktischen Jahr von den niedergelassenen Ärzten betreut werden müssen: „Sie dürfen nicht allein arbeiten“, erklärt Anke Richter vom Hausärzteverband Westfalen-Lippe. Wie hoch die Kosten sind, will man bei der Kultusministerkonferenz nicht sagen.

Von einem „höheren zweistelligen Millionenbetrag“ geht Anke Richter aus. Die Finanzierung aber wollen die Länder nicht allein tragen: „Wir erwarten einen angemessenen Finanzierungsbeitrag des Bundes und der für die ärztliche Versorgung zuständigen Träger“, teilt die Kultusministerkonferenz mit.

Versorgung schwierig

„Um den Nachwuchs für die Hausarztpraxen zu sichern, brauchen wir aber dringend die Reform des Medizinstudiums“, sagt Anke Richter. „Anders ist das nicht zu lösen.“ Gerade im ländlichen Südwestfalen sei die Versorgung mit Hausärzten schon heute mancherorts schwierig.

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Deshalb verspricht die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Medizinern eine Förderung, die sich in den von Unterversorgung bedrohten Gebieten niederlassen: Das sind laut Internet-Ausschreibung der KVWL derzeit Altena, Brilon, Kierspe, Meinerzhagen, Nachrodt-Wiblingwerde, Neuenrade, Olsberg, Werdohl.

„Das Problem wird aber zunehmen, weil weitere Ärzte in den Ruhestand gehen“, ärgert sich der EU-Abgeordnete Peter Liese (CDU), der selbst früher in einer Landarztpraxis gearbeitet hat, über die Verzögerung.

Ärzte bleiben zuversichtlich

„Dass die Reform Geld kostet, hätte man bereits zu Beginn der Verhandlungen wissen können, glaubt Liese. „Ich bin sehr erschrocken über so viel Dilettantismus.“ Die Zuständigkeit für Wissenschaft und Universitäten liege bei den Ländern, fügt er weiter hinzu: „Diese achten immer streng darauf, dass die Zuständigkeiten gewahrt bleiben. Aber wenn es ans Geld geht, dann rufen sie den Bund“, so Liese weiter.

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Hausärztevertreterin Anke Schmidt bleibt dennoch zuversichtlich, dass Bund und Länder noch vor der Bundestagswahl eine Einigung über die Finanzen treffen. Doch selbst wenn man zueinander kommt: Bis die ersten Studenten das reformierte Medizinstudium abgeschlossen haben und als Fachärzte in den Hausarztpraxen ankommen, wird es elf Jahre dauern, rechnet Peter Liese vor.