Siegen/Bonn. . 25 zusätzliche Studienplätze: Nach der Uni Siegen stimmt auch Bonn für das Projekt „Medizin neu denken“. Ende 2018 könnte es bereits starten.

  • Gemeinsamer „Campus Siegen“ der medizinischen Fakultät geplant
  • 25 Studienplätze exklusiv für Bonner Medizinstudenten vorgesehen
  • Medizinische Fakultät der Uni Bonn inhaltlich und formal federführend

Die Universitäten Bonn und Siegen wollen künftig gemeinsam Mediziner ausbilden. Das hat nun auch das Rektorat der Uni Bonn in einem förmlichen Beschluss festgehalten, nachdem sich der Fakultätsrat für das Langzeit-Projekt „Medizin neu denken“ entschieden hatte. Senat und Rektorat der Uni Siegen haben dem Projekt bereits zugestimmt. Bereits ab Wintersemester 2018/19 könnten die ersten Mediziner in Siegen ausgebildet werden.

Wie läuft das konkret ab?
Die Unis planen einen „Campus Siegen“, gewissermaßen als Siegener Außenstandort der Uni Bonn mit zunächst 25 zusätzlichen Studienplätzen; exklusiv für Bonner Studenten, die nach dem Curriculum der Medizinischen Fakultät studieren – einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren sie in Siegen.

Gibt es weitere Kooperationen?
Das Modell setzt auf die Kooperation der beiden universitären Partner Bonn und Siegen. Aber es gibt weitere Stellen, mit denen zusammengearbeitet wird: Die Universität Mainz sowie das Erasmus Medical Center Rotterdam sind ebenfalls dabei. Das Vorhaben ist auf fünf Jahre befristet und wird von Land, Bund und EU unterstützt. Es könnte Modellcharakter bekommen: nämlich für die Medizinerausbildung in Regionen, die keine medizinischen Fakultäten haben – wie Südwestfalen.

Was hat die Uni Bonn davon?
Deren Rektor Prof. Michael Hoch begrüßt das Vorhaben: „Bonn würde von zusätzlichen Professuren und von Fächern und Forschungsbereichen profitieren, die in Siegen bereits sehr erfolgreich etabliert sind.“ Darunter fallen Medizininformatik, und -technik, Telemedizin sowie Versorgungs- und Altersforschung.

Und was hat die Uni Siegen davon?
„Direkte Kooperationsmöglichkeiten ergeben sich mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) auf unserem Campus“, so der Dekan der Medizinischen Fakultät in Bonn, Prof. Nicolas Wernert: „Der Patientenpool für klinische Studien bei der Entwicklung neuer Diagnose- und Therapieverfahren würde vergrößert, die Verbundforschung gestärkt.“ In der Krankenversorgung würden viele Patienten in der Region von der Kooperation zwischen Siegener Kliniken und der Bonner Universitätsmedizin profitieren.

Wie geht es nun weiter?
Wernert: „Nächste Schritte werden eine gemeinsame Absichtserklärung und Einsetzung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zur Konzeptentwicklung in Forschung, Lehre und Krankenversorgung sein.“ Um das Vorhaben zu verwirklichen, müssten einige Voraussetzungen erfüllt werden, vor allem eine auskömmliche Finanzierung.

Außerdem haben die Universitäten den „Masterplan Medizinstudium 2020“ der Bundesregierung im Blick. Im sogenannten „Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin“ soll das Medizinstudium reformiert werden, etwa mit veränderten Zulassungsbedingungen oder – vor dem Hintergrund des Ärztemangels besonders in ländlichen Regionen – einer Stärkung der Allgemeinmedizin. Eine Kooperation der Hochschulen hinsichtlich der Ausgestaltung des Masterplans könnte zweckdienlich sein.

Auch dabei, das wurde vereinbar, bleibt die Uni Bonn inhaltlich federführend: Lehrcurriculum sowie Berufungen sollen sich nach den Vorstellungen der Medizinischen Fakultät und an den etablierten Bonner Qualitätskriterien in der Medizin orientieren.

Was ist das Projekt „Medizin neu denken“?
Prof. Holger Burckhart, Rektor der Uni Siegen: „Neben der klassischen Medizinerausbildung sollen Forschungsaktivitäten gemeinsam mit weiteren Partnern aufgebaut werden, die sich auf eine maximal mobile und stark digitalisierte Hochleistungs-Gesundheitsversorgung von der frühesten Kindheit bis zum hohen Alter insbesondere im ländlichen Raum konzentrieren. (jhs)

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