Meschede. . Ein Mann aus Meschede hat sich Adressen von Frauen besorgt, mit denen er in einer Facebook-Gruppe aktiv war. Dann tauchte er bei ihnen im wirklichen Leben auf. Teils mehrfach und über Wochen. Die Polizei rät in solchen Fällen, den Kontakt zu unterbinden und gegebenenfalls in die Offensive zu gehen.

Jeder, der in sozialen Netzwerken unterwegs ist, kennt diese offenen Gruppen: Man kann beitreten und sich über dies und das austauschen, das „Mescheder Gedöns“ bei Facebook ist so ein Treffpunkt im Internet. Mehr als 750 Menschen tummeln sich dort. Einer von ihnen möchte mehr Kontakt als nur den virtuellen. Er taucht persönlich bei Frauen auf, die er dort kennengerlernt hat. Bei einer steht er zwei Wochen lang jeden Tag vor dem Haus, bei der nächsten fährt er pausenlos mit dem Fahrrad vorbei. Ein anderes Mal will er Kaffee trinken.

Kein Kunststück, um an Adressen zu kommen

Christian Heidingsfelder ist Administrator, also oberster Moderator, der Gedöns-Runde. Er glaubt, dass Belästigungen dieser Art gar nicht so selten sind. Dennoch war er überrascht, was geschah, als er die ihm bekannten Fälle publik machte: anfangs waren es vier Frauen, die betroffen waren, sehr schnell meldeten sich elf. Und es könnten noch mehr werden.

An die Adressen zu kommen, dürfte für den Mann kein Kunststück gewesen sein: Viele User treten bei Facebook mit echtem Vor- und Nachnamen auf, stellen ein Porträtfoto dazu, posten private Dinge, auch mal private Bilder. Manchmal sind auch private Daten nicht verschlüsselt. „Und letztlich“, sagt Heidingsfelder, „ist es nicht schwierig in einer Kleinstadt herauszufinden, wo jemand wohnt.“

Polizei empfiehlt Zurückhaltung

Er hofft den Mann durch die Veröffentlichung stoppen zu können. „Die Frauen müssen sich außerdem wehren“, meint er. Die Polizei sieht es ähnlich. Pressesprecher Ludger Rath rät in solchen Fällen dazu, klar und deutlich zu betonen, dass man keinen Kontakt möchte - möglichst unter Zeugen. Darüber hinaus sollten Betroffene jeglichen Kontakt abbrechen, auf nichts mehr antworten - weder persönlich, noch im Internet.

Sollten Belästigungen trotzdem anhalten, sollte aus Raths Sicht die Polizei eingeschaltet werden: „Das zeigt schon Wirkung, wenn die Kollegen mit dem Streifenwagen vor der Tür stehen und fragen, was denn los ist.“ Damit es aber erst gar nicht zu solchen Situationen kommt, empfiehlt Rath mehr Zurückhaltung im Internet. „Viele Menschen gehen zu leichtfertig mit ihren Daten um“, ist seine Einschätzung.

Chancen auch für Betrüger

„Man sollte sich beispielsweise sehr gut überlegen, für wen ich das eigene Bild freigebe und was ich Persönliches schreibe. Ich rate zu mehr Vorsicht“, sagt Rath. Nicht nur Stalker könnten solche Angaben im Übrigen nutzen, auch Betrüger. Und ganz nebenbei: Unternehmen, Versicherer und potenzielle Arbeitgeber.