Arnsberg. . Die 37-jährige Monika S* aus der Arnsberger Neustadt ist am Ende, psychisch und physisch. Im Gespräch zittert die Mutter von vier Kindern am ganzen Körper, bricht immer wieder in Tränen aus. „Ich fühl’ mich allein gelassen, ich weiß nicht mehr weiter“, klagt sie schluchzend. Ihr 43-jähriger Lebensgefährte muss sie immer wieder beruhigen, bevor die Frau ihren Fall Stück für Stück erzählen kann.

Und ihre Erlebnisse klingen dramatisch, aber auch kompliziert, weil es um einen nahen Verwandten geht. Seit Wochen wird Monika S. von ihrem 17-jährigen Neffen verfolgt und bedroht. Die Belästigungen, SMS, Telefonanrufe, nächtliches Klingeln an der Haustür, Auflauern, Sachbeschädigungen und Drohungen gegen sie und ihren Lebensgefährten beziffert die Frau auf fast 1000 einzelne Aktionen.

Polizei kam immer umgehend, konnte aber nur kurz helfen

„Ich will nur noch meine Ruhe, ich will mein Leben zurück,“ sagt Monika S., die gerade im Begriff ist, sich am Berufskolleg neu zu orientieren. Sie will noch einmal beruflich einen Neuanfang mit dem Ziel Erzieherin starten. Doch momentan geht auch das nicht mehr. „Ich kann kaum noch schlafen“.

Irgendwann Ende letzten Jahres habe ihr Neffe große Schwierigkeiten gehabt, so erzählt Monika S. , und sie um Hilfe gerufen. Doch in dem konkreten Fall, kurz zusammengefasst, habe sie den 17-Jährigen nicht bei sich aufnehmen können. Und als er dann auch noch mit einer Pistole gedroht habe, sei ihr nichts anderes mehr übriggeblieben, als die Polizei zu rufen. Und dieses Vorgehen, so vermutet die Frau, muss bei dem jungen Mann so eine starke Erregung hervorgerufen haben, dass er fortan nicht mehr aufhörte, sie zu belästigen. Tag und Nacht. Dass er eine schwere Kindheit und Jugend gehabt habe, kann sie nachvollziehen. Doch die Auswirkungen dürften doch nicht auf ihre Kosten gehen, meint sie.

Immer wieder musste Monika S. die Polizei rufen, die auch immer umgehend gekommen sei. „Die waren lieb und nett zu mir, konnten meinen Neffen aber nur ermahnen. „Dann ging der Terror weiter.“

Ihr Lebensgefährte berichtet davon, dass mehrfach seine Spiegel vom Auto zerstört wurden. Von wiederholten Morddrohungen ist sogar die Rede.

Vom Familienrichter wurde angeordnet, dass der Neffe sich nicht weniger als 20 Meter der Tante nähern dürfe. „All das hat nichts genützt,“ sagt Monika S. Es sei alles unvermindert weiter gegangen.

Wohlgemeinter Rat, alle juristischen Möglichkeiten auszuschöpfen

Und auch der Vormund des Jungen habe lediglich gesagt, dass Monika S. ins Frauenhaus gehen soll. Der Lebensgefährte behauptet sogar, ihnen sei geraten worden, die Stadt Arnsberg zu verlassen.

„Das Opfer soll verschwinden, der Täter darf bleiben“. Eine Logik , die beide nicht verstehen wollen. Im Gespräch mit der WR weist der Mescheder Vormund allerdings diese Behauptungen aufs Schärfste zurück. Er habe immer nur geraten, alle juristischen Möglichkeiten auszuschöpfen. Und da müsse sich jeder dran halten.

Auch das kann momentan für Monika S. kein Trost sein. Die Anträge auszufüllen bereitet ihr Schwierigkeiten. Wie die Sache ausgehen kann, kann ihr im Moment niemand sagen. Das einzige, was sie will, ist ihre Ruhe. Dass der Neffe weggesperrt wird, daran habe sie gar kein Interesse, es gehe nur darum, dass sie sich wieder normal auf die Straße trauen kann. „Ohne Pfefferspray“, wie sie sagt. „Diese Angst, die ist schrecklich“.