Schmallenberg. Die neue Schmallenberger Stadtförsterin erklärt, warum sie ihren Beruf liebt. Wer sie im Wald begleitet und wie Zukunfts-Wald aussieht.
Schwarze Hosen, dicke, feste Stiefel, die ein Umknicken mit dem Knöchel gar unmöglich machen. Dazu die grün-schwarze Fleecejacke, die jeder kennt, der schonmal einem Förster begegnet ist. Auf der Jacke prangt ein Emblem: „Stadtforst Schmallenberg“. Das ist aber keineswegs Stadtförster Christian Bröker. Nein, er hat Unterstützung bekommen: Seit dem 1. März ist Lisa Feldmann-Schütte die neue Stadtförsterin im Revier.
Wann genau die Entscheidung fiel, Försterin zu werden, das weiß sie nicht. „Ich komme gebürtig aus Oberkirchen“, verrät sie. „Meine Eltern und davor meine Großeltern haben da einen kleinen Forstbetrieb. Eigentlich bin ich immer schon mit draußen gewesen.“ Immer an ihrer Seite ist Alma; die drei Jahre alte Jagdhündin ist die treue Begleiterin der Försterin, und am liebsten geht sie der Nase nach.
Was das Beste daran ist, Försterin zu sein
Genau das ist das, was Lisa Feldmann-Schütte an ihrem Beruf am meisten mag. „Die Freiheit.“ Eine ganz einfache Antwort - und eine verständliche. Auf einer Rundfahrt über die Schmallenberger Höhe zeigt die 30-Jährige unterschiedliche Typen von Wald. Das eine ist eine Kalamitätsfläche, die nach einem Borkenkäferbefall gerodet werden musste. Hier werden gerade von slowakischen Forstarbeitern junge Kiefern gepflanzt. „Da vorn, die Jagdhütte, die konnte man hier vorher nicht sehen“, erklärt sie. „Und sehen Sie hier, da sind die Birken und die Fichten schon so hoch gewachsen, dass der Ginster gar keine Chance mehr hat.“ Die meisten Flächen, die wieder nach einem jungen Waldstück aussehen, sind Kyrill-Schneisen, wie man sie im Volksmund gern nennt: Hier hat der Wintersturm Kyrill im Januar 2007, also vor mittlerweile 17 Jahren, den alten Baumbestand zum Umstürzen gebracht.
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„Mit Windwurfflächen können wir umgehen“, erklärt Lisa Feldmann-Schütte. Ungefähr alle zehn Jahre hatte es in den letzten vierzig Jahren einen so schlimmen Wintersturm gegeben, dass Waldflächen danach neu aufgeforstet werden mussten. Das läuft in mehreren Schritten: Erst wird das Holz gefällt, dann die Fläche gerückt, die Rückegassen hinauf bis zu den Waldwegen; von dort aus wird es abtransportiert und schließlich verarbeitet. Dann erst kann mit der Aufforstung begonnen werden: Zum Teil siedeln sich Bäume und Sträucher auf natürliche Art und Weise dort an - im Schmallenberger Stadtwald sind das besonders Fichten, Birken, Buchen und teilweise auch Lärchen und Douglasien. Deren Samen werden auf natürliche Weise auf die leeren Flächen getragen und setzen sich dann dort.
Die mittlerweile 15 bis 17 Jahre alten Jungwälder auf den Kyrill-Flächen werden nicht mehr einfach wachsen gelassen, sondern werden von den Förstern gepflegt. „An jedem Standort überlegen wir, welche Baumart sich dort besonders gut macht und wie wir die unterstützen können.“ Manchmal werden die Birken gefällt, manchmal die Fichten - und manchmal bleibt auch der Mischwald bestehen, wird nur ausgedünnt, damit die bestehenden Pflanzen mehr Platz haben.
Borkenkäfer-Befall und der Wald der Zukunft
Anders sieht das nach dem Borkenkäfer-Befall der letzten Jahre aus. „Hier sind so viele Flächen in so kurzer Zeit beschädigt worden, das war ein Wettlauf gegen die Zeit.“ Sobald der Befall festgestellt wurde, mussten binnen sechs bis acht Wochen alle betroffenen Bäume gefällt und abgerückt werden; im Umfeld der befallenen Holzstapel durften teilweise sogar Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Für Lisa Feldmann-Schütte eine besorgniserregende Zeit, die jetzt aber auch Chancen für Neues bietet.
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„Jetzt ist es an uns, den Wald der Zukunft zu planen“, erklärt sie - und das geht als Stadtförsterin mit viel eigener Entscheidung und viel Kreativität einher. Unter anderem deswegen entschied sie sich Anfang des Jahres, die Stelle in Schmallenberg anzunehmen; davor war sie beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW angestellt, nachdem sie nach ihrem Anerkennungsjahr einige Jahre beim Landesbetrieb Hessenforst gearbeitet hatte. „Bei Wald und Holz NRW habe ich die Privatforste von 100 verschiedenen Waldbauern betreut - da war ich vor allem Beraterin“, erklärt die Försterin. „Heute bin ich Vertreterin des Waldbesitzers.“ Das bedeutet im Klartext: Wenn sie glaubt, dass eine bestimmte Baumart passend für ein Waldstück ist, dann kann sie entscheiden, dass es dort angepflanzt wird - natürlich, nachdem die Mittel vom Stadtrat bewilligt wurden.
„Das braucht viel Kreativität“, sagt Lisa Feldmann-Schütte. Sie kann nur hoffen, dass die, die hinter ihr kommen, diese Entscheidung für richtig halten werden, und ihre Pläne weiter verfolgen. Denn niemand kann den Försterinnen und Förstern sagen, wie sich das Klima in den nächsten Jahren ändern wird - und dadurch auch nicht, wie genau der Wald der Zukunft genau aussieht. Gedacht wird in Waldgenerationen; eine Waldgeneration beschreibt dabei eine Zeitspanne von etwa 100 bis 200 Jahren. „Unser Ziel sollten vielfältige, aber eben auch wirtschaftlich nutzbare Wälder sein.“