Schmallenberg. Abgeholzte Flächen prägen zunehmend das Landschaftsbild. Extreme Wetterlagen häufen sich. Stadtförster Christian Bröker im Interview.

Dauerregen und Stürme – das unbeständige Winterwetter im Hochsauerlandkreis hat Auswirkungen, nicht nur auf das Gemüt, sondern auf viele Bereiche des Lebens. Doch was macht das Wetter mit dem Wald? Wie es aktuell um unseren heimischen Wald im Schmallenberger Stadtgebiet steht und was für den Erhalt ratsam ist, erzählt Stadtförster Christian Bröker im Interview.

Wie geht es dem Wald aktuell?

Der Wald hat in den vergangenen Jahren sehr stark gelitten. Das hat uns besonders die Waldzustandserhebung gezeigt. Fast jeder vierte Baum weist eine Form von Schädigung auf. Aufgrund der ausgiebigen Niederschläge ergibt sich der trügerische Eindruck, dass es dem Wald wieder besser geht. Schädigungen am Feinwurzelwerk der Bäume, aufgrund der Trockenheit, brauchen aber Zeit, um wieder auszuheilen. Daher kann ich nicht von einer völligen Genesung des Waldes sprechen. Kurzfristig muss man den weiteren Witterungsverlauf beobachten und hoffen, dass keine Witterungsextreme auftreten. Die Prognosen sehen allerdings nicht so positiv aus.

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Hat der viele Regen der vergangenen Tage denn eine Besserung gebracht?

Zum einen haben die Niederschlagsmengen dafür gesorgt, dass der Boden auch in tieferen Schichten wieder gut mit Wasser versorgt ist. Die sogenannte nutzbare Wasserspeicherkapazität des Bodens ist nahezu zu hundert Prozent gefüllt. Dies bedeutet, dass der Wald schon mit einem guten Puffer in das neue Jahr startet. Die letzten Jahre haben aber auch gezeigt, dass dieser Speicher unter extremen Bedingungen wieder schnell aufgebraucht sein kann. Für die neuen Kulturen ist der Niederschlag aber erst einmal positiv zu bewerten.

Das Luftbild zeigt ein Waldgebiet an der Schmallenberger Höhe.
Das Luftbild zeigt ein Waldgebiet an der Schmallenberger Höhe. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Kann sich ein zu hoher Niederschlag auf den Waldboden auch negativ auswirken?

Zu viel Niederschlag kann auch zu Problemen führen. Gerade bei Starkregenereignissen kommt es zu Auswaschungen und zu Bodenerosion auf den Freiflächen. Doch bis jetzt kam es im Schmallenberger Stadtwald noch zu keinen übermäßigen Erosionen. Jedoch sollte man bei der Wiederbewaldung der Flächen diesen Punkt berücksichtigen und die Behandlungen entsprechend abstimmen. Zum Beispiel kann sich das weitläufige Entfernen von noch vorhandener Vegetation auf den Flächen negativ auswirken.

Was sind die aktuellen Probleme im Wald?

Ich würde nicht von Problemen sprechen, sondern von einer Veränderung. Das Ziel, einen klimastabilen Wald zu etablieren, steht daher absolut im Fokus.

Wie könnte so ein klimastabiler Wald aussehen?

Unter jetzigen Gegebenheiten und heutigem Wissensstand wäre es ein Wald mit vielen, mindestens vier verschiedenen Baumarten. Allerdings müssten zuallererst die Bodenmerkmale untersucht und geschaut werden, welche Baumarten überhaupt zum Standort passen. Zu dem Punkt möchte ich noch erwähnen, dass es für die Zukunft absolut wichtig ist, Fachkräfte auf der Fläche einzusetzen. Nur mit guter Expertise kann der „Wald der Zukunft“ erfolgreich gestaltet werden. Auch Privatbesitzer können hierbei unterstützt und fachlich angeleitet werden.

Wie steht es um die heimische Fichte?

Die heimische Fichte, so wie wir sie gekannt haben, ist schon in vielen tieferen Bereichen (unter 400 Höhenmetern) dem Borkenkäfer und der Trockenheit zum Opfer gefallen. In Höhenlagen über 650 bis zu 700 Höhenmetern ist die Fichte noch vorhanden. Doch auch für diese Höhenlagen sehen bereits verschiedene Waldbaukonzepte die Fichte als Mischbaumart an. Das sollte auch in Zukunft so sein: die Fichte als eine Mischbaumart unter anderen Baumarten, die den Wald der Zukunft prägt. Reine Fichtenbestände sind hingegen kontraproduktiv, weil sie Schädlingen oder extremen Wetterereignissen leichter zum Opfer fallen, sodass wieder größere Kahlflächen entstehen.

Stimmt es, dass der Regen der letzten Zeit dazu geführt hat, dass nicht geerntet werden konnte? Und was wird aktuell überhaupt geerntet?

Ja, der anhaltende Regen hat dazu geführt, dass der Boden relativ gesättigt ist. Daher war es in bestimmten Bereichen nicht möglich, die Holzernte durchzuführen. In einer solchen Zeit müssen die Holzernteeinsätze auch an die Bodengegebenheiten angepasst werden. Derzeit konzentriert sich die Holzernte auf das Laubholz. Laubholz kann aus Gründen der Unfallverhütung und der Holzqualität nur in den Wintermonaten geschlagen werden. Eine gute Frostlage wäre dabei natürlich immer schön, damit keine Schäden im Wald entstehen.

Zur Person

  • Christian Bröker ist seit sieben Jahren bei der Stadt Schmallenberg tätig und hat davor zehn Jahre als Revierförster in der Lüneburger Heide gearbeitet.
  • Als Stadtförster ist er für die Betreuung des Stadtwaldes für Schmallenberg zuständig.
  • Im Team arbeitet er zudem mit zwei Forstwirtschaftsmeistern, vier Forstwirten und zwei Auszubildenden zusammen. Ab Mitte Februar kommt eine weitere Kollegin hinzu.