Schmallenberg. Nach den Schäden durch Borkenkäfer: Frank Rosenkranz, Leiter des Regionalforstamtes Oberes Sauerland, über die Lage im Schmallenberger Wald.
Der Borkenkäfer vernichtet seit Jahren viele Kubikmeter Holz; auch aus dem Schmallenberger Wald. Doch wie ist die derzeitige Lage vor Ort?
Frank Rosenkranz vom Regionalforstamt Oberes Sauerland weiß genau über den Schmallenberger Wald Beschied und hat die Borkenkäferlage im Blick: „Das Jahr 2022 war relativ trocken und – anders als das Vorjahr – damit keine Unterstützung im Kampf gegen den Borkenkäfer.“ Im Hochsauerlandkreis sind seit 2018 rund 10 Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen, die Schadfläche liegt bei ungefähr 25.000 Hektar. „Der Schmallenberger Wald konnte sich von dieser Entwicklung nicht abkoppeln, grobe Schätzungen belaufen sich auf mehr als 250.000 Kubikmeter Kalamitätsholzanfall (Fichte) in 2022.“
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Aber nicht nur die Fichten litten in den vergangenen Jahren, auch die Altbuchenbestände leiden laut Frank Rosenkranz unter der Trockenheit. Die Buchen zeigen Vitalitätsverluste oder sterben teilweise sogar komplett ab, laut Rosenkranz. „Anders als in den tieferen Lagen des Forstamtes (Sorpesee, nördlich der Ruhr, Medebacher Bucht) ist man in Schmallenberg auf dem „Kalamitätszeitstrahl“ weiter hinten, der extreme Käferbefall trat zeitverzögert ein.“ Eine recht positive Einschätzung, aber der Ausblick erscheint schwierig zu sein.
Entwicklungen sind abhängig von Wetterlage
„Die Entwicklung in 2023 hängt alleine vom Wetter ab; falls es ausreichend Niederschläge gibt, keine längeren Hitzeperioden kommen und Windwürfe ausbleiben bestehen Chancen, zumindest die mittelalten und jungen Fichtenbestände bis Alter 60 zu halten oder zumindest deren Nutzung zu strecken.“
Alle Schmallenberger, die im Wald arbeiten oder Teile davon besitzen, haben noch mit der Bewältigung des Kalamitätsholz zu kämpfen. Mit der Umstellung der Landesförderung auf eine einfachere, pauschale Flächenförderung steigt das Interesse an geförderten Pflanzmaßnahmen, weiß Frank Rosenkranz. Es würden aber auch viele andere Kulturflächen ohne Fördergelder geben, weil damit ein größerer Gestaltungsspielraum zum Beispiel bei der Baumartenwahl besteht.
Um den kommenden Schäden des Klimawandels entgegen zu wirken, gibt es einen Plan und Rosenkranz hat auch einen Wunsch: „Entscheidend ist, dass Mischbestände aus mindestens vier Baumarten entstehen, um die Risiken des Klimawandels in den nächsten Jahrzehnten möglichst abzufedern. Die Jagd trägt dabei eine besondere Verantwortung. Nur bei angepassten Wildbeständen können klimastabile Mischwälder entstehen, die ihre ökonomischen, ökologischen und sozialen Funktionen nachhaltig übernehmen können. Daher ist ein konstruktiver Dialog zwischen Wald- und Wildbewirtschaftern sehr wichtig.“
Einschätzung vom Stadtförster
Stadtförster Christian Bröker hat eine Einschätzung zu der Borkenkäfer-Lage: „Die wechselnde Witterung zwischen warm und kalt der letzten Wochen könnte die Borkenkäferpopulation beeinflussen. Sagen kann das aber leider niemand. Persönlich rechne ich auch wieder mit einem Borkenkäferjahr. Entscheidend wird allerdings das Frühjahr sein und die Frage ob wir noch Windwurf bekommen.“
Im Frühjahr sollen dann Wiederaufforstungsmaßnahmen starten. Wie diese genau ablaufen hinge vom Wetter, der Verfügbarkeit von Pflanzen und Fachkräften ab.