Schmallenberg. Verdachtsfall: Ein Wolf könnte an der Schmallenberger Höhe Wild gerissen haben. Was bislang bekannt ist und was der Wolfsberater sagt.

An der Schmallenberger Höhe könnte ein Wolf unterwegs sein. Bereits vor einigen Wochen sollen dort im Wald Spuren im Schnee gesichtet worden sein und jetzt ist der Redaktion ein Foto zugeschickt worden, auf dem Pfotenabdrücke im feuchten Gras und Fellreste (vermutlich von einem Reh) zu sehen sind. Der Fundort liegt nach Informationen der Redaktion etwa 450 Meter Luftlinie zur nächsten Wohnbebauung (Höhenweg, Scheeweg, Sattlerstraße, Köhlerweg) entfernt. War das ein Wolf oder doch ein wildernder Hund?

„Das ist anhand eines Fotos nicht zusagen“, erklärt Werner Schubert, er ist Wolfsberater für den HSK und hat schon einige Bisse begutachtet, die letztlich von wildernden Hunden stammten. Auch einen Pfotenabdruck könne man kaum von der Pfote eines großen Hundes unterscheiden. „Da ist es wichtig, die Gesamtspur über eine längere Distanz zu verfolgen“, so Schubert. Denn Wölfe laufen geradeaus - in einer Nacht könnten sie problemlos 20 Kilometer und mehr zurücklegen. „Hunde hingegen laufen mal nach rechts, mal nach links.“

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Wichtig sei, bei einem Verdacht direkt einen so genannten Wolfsberater einzuschalten, wenn man Interesse an einem offiziellen Nachweis habe. Für den HSK gibt es insgesamt vier Ansprechpartner. Ein Monitoring sei außerdem für die wissenschaftliche Arbeit wichtig. Sicherheit könne ein DNA-Nachweis geben. Eine DNA-Probe ist am Fundort an der Schmallenberger Höhe (nach Informationen der Redaktion) bislang nicht genommen worden.

Hat hier ein Wolf ein Reh gerissen? Das Foto ist im Wald an der Schmallenberger Höhe entstanden.
Hat hier ein Wolf ein Reh gerissen? Das Foto ist im Wald an der Schmallenberger Höhe entstanden. © Privat | Privat

„Ich fahre in der Regel sofort raus, auch am Wochenende“, erklärt Werner Schubert. Innerhalb von 24 Stunden sollte eine solche Probe genommen werden, üblicherweise mit einem Wattestäbchen an Wundrändern. Aber auch Haare, Kot oder Blut, die ein Wolf hinterlässt, eignen sich für die genetische Analyse. Bei frischen Proben lassen sich neben der sicheren Bestimmung des Wolfes auch das Geschlecht und verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen, bereits registrierten Tieren feststellen.

Alle in NRW gefundenen Spuren werden im Auftrag des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) im Senckenberg Forschungsinstitut Gelnhausen analysiert. Dort können sie mit anderen, schon vorher gefundenen genetischen Wolfsspuren aus Deutschland und Europa verglichen.

Wölfe im HSK: Bestätigte Fälle

Das LANUV hat im vergangenen Jahr für August bei Arnsberg, für Juli am Möhnesee und für Mai bei Warstein Fälle bestätigt, in denen Sikawild von Wölfen gerissen wurde – in zwei Fällen konnten die Wölfe durch DNA-Proben einem Rudel aus Gohrischheide in Sachsen/Brandenburg zuordnet werden. Einen eindeutigen Nutztierriss hatte es im September 2023 in Hallenberg an der Grenze zu Bad Berleburg gegeben. In Bad Berleburg wiederum wurde ein Wolf Anfang Mai über Aufnahmen einer Wildkamera bei Tageslicht nachgewiesen. In der Regel handele es sich um wandernde Tiere, auf der Suche nach einem eigenen Territorium.

Viele Fälle würden verspätet entdeckt, DNA-Proben, die auf einen Wolf hinweisen könnten, fehlen dann. Im vergangenen Jahr hatte es einige Zwischenfälle im HSK gegeben, bei denen ein Wolf im Verdacht war: So zum Beispiel im Juni in Felbecke. Dort soll ein Wolf auf eine Fläche mit rund 30 Rindern eingedrungen sein, die Tiere gerieten in Panik, eines verhedderte sich im Stacheldraht und verletzte sich so sehr, dass es notgeschlachtet werden musste. Den Helfern soll noch ein großes graues Tier entgegengesprungen sein und lief dann weg. Ebenfalls im Juni war bei Freienohl ein schwer verletztes Rind entdeckt worden -dabei schloss das Veterinäruntersuchungsamt einen Blitzschlag nicht aus. Hier kam das Landesamt zu keiner Bewertung, da die Meldung verspätet gekommen war und die Wunden des Kalbes bereits versorgt waren.

Von Natur aus sind Wölfe scheu, der Mensch ist der größte Feind.
Werner Schubert

„Den guten Wolf, den sieht man nicht“, erklärt der Wolfsberater. Wenn ein Wolf sich aber regelmäßig in menschlicher Nähe aufhalte, dort Schafherden und andere Viehbestände reiße, dann stimme etwas nicht: „Von Natur aus, sind Wölfe scheu, der Mensch ist der größte Feind.“ Auch Wildkameraaufnahmen seien äußerst selten und zumindest bei Werner Schubert noch nicht eingereicht worden. Dabei könnten auch diese Nachweise - je nach Bildqualität - beim Monitoring helfen.

Weitere Informationen zu Wolfsnachweisen in Nordrhein-Westfalen sind im Internet unter https://wolf.nrw/ zu finden. Informationen zum genetischen Monitoring des Forschungsinstitut Senckenberg Gelnhausen gibt es unter www.senckenberg.de/de/presse/wolfsmonitoring-faq/.

Wolfsberater im HSK sind:

  • Heike Herrmann, Regionalforstamt Soest-Sauerland (Arnsberg, Bestwig, Brilon, Marsberg und Olsberg), Telefon: 02952 9735 35, Mobil: 0171 5872284, Mail: heike.herrmann@wald-und-holz.nrw.de
  • Stefan Knippertz, Regionalforstamt Oberes Sauerland (Medebach, Hallenberg, Winterberg, Schmallenberg, Eslohe, Meschede und Sundern), Telefon: 02972 970255, Mobil: 0171 5871682, Mail: stefan.knippertz@wald-und-holz.nrw.de
  • Ute Messerschmidt, Mobil: 0170 7999960, Mail: ute.messerschmidt@lwk.nrw.de
  • Werner Schubert (Marsberg, Brilon, Olsberg, Bestwig, Schmallenberg, Hallenberg, Medebach, Winterberg), Mobil: 0170 3462982, Mail: w.schubert@biostation-hsk.de