Meschede. Das Jahr 2024 wird teuer! Doch welchen Anteil haben daran die Kommunen - wir vergleichen Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Gas, Strom, Benzin und Lebensmittel - Familien müssen im Jahr 2024 in vielen Bereichen deutlich tiefer in die Tasche greifen. Auch die Kommunen in der Region haben ihre Steuern und Gebühren mit den Haushaltsberatungen Ende des Jahres angepasst. Vor allem hohe Lohnabschlüsse mussten eingepreist werden. Wie es konkret in diesem Jahr aussieht, das verrät ein Blick auf die Kosten für die Familie Mustermann.

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Die Familie Mustermann

Einmal im Jahr vergleichen wir für eine Beispielfamilie die örtlichen Steuern und Gebühren. Die Mustermanns, das ist eine vierköpfige fiktive Familie, die mit Hund und zwei Kindern im selbst genutzten Eigenheim wohnt. Das jüngste Kind besucht noch drei Jahre den Kindergarten und der Beitrag muss auch vollständig entrichtet werden, da die Familie mehr als 45.000 Euro Jahreseinkommen hat. Einmal im Jahr meldet die Familie außerdem Sperrmüll an.

Die Redaktion führt auf, was die Mustermanns unter anderem für Trinkwasser, Abwasser, Müll und Straßenreinigung im Vergleich zum Vorjahr zahlen müssen und benennt die Unterschiede zwischen den Kommunen. Das Fazit: Mit Abstand ist das Leben für unsere Familie in Eslohe und Schmallenberg erneut am günstigsten. In Schmallenberg liegt das vor allem am Verzicht auf Kita-Gebühren.

Kita-Gebühren

Alle vier Kommunen gehören dem Hochsauerlandkreis an. Schmallenberg aber hat ein eigenes Jugendamt und vor zwei Jahren entschieden, Kita-Gebühren grundsätzlich zu streichen. In den übrigen Kommunen setzt der Kreis die Kita-Gebühren fest. Das beschert den in Schmallenberg lebenden Mustermanns einen großen Kostenvorteil: 1705 Euro im Jahr, die die Familie dort nicht zahlen muss, wenn das Kind noch länger als zwei Jahre die Kita besucht. Die letzten beiden Kita-Jahre wären dann eh - wie in ganz NRW - beitragsfrei. Den kompletten Verzicht auf Kita-Gebühren hat Schmallenberg bewusst gewählt, um ein klares Signal zu senden und sich so als familienfreundliche Kommune zu präsentieren.

Grundsteuer B

Wer privat genutztes Wohneigentum hat, zahlt die Grundsteuer B - wer Mieter ist, zahlt sie über die Nebenkosten indirekt. Aktuell wird noch der neue Grundsteuermessbetrag für alle Gebäude errechnet. Anschließend werden die Kommunen ihre Hebesätze anpassen. Der Bund der Steuerzahler bezeichnet attraktive Hebesätze als „harte Standortfaktoren“. Sie beförderten die Ansiedlung von Wohnbebauung. Für unsere Aufstellung sind wir von einem Steuermesswert von 78 Euro ausgegangen. Er wird mit dem Hebesatz der jeweiligen Kommune multipliziert und ergibt so die Grundsteuer B. Die niedrigsten Kosten zahlt unsere Familie mit 312 Euro weiterhin in Schmallenberg. Die höchsten Kosten verlangt weiterhin mit 381 Euro Bestwig. Mit 350 bzw., 351 Euro liegen Meschede und Eslohe dann weiterhin gleich auf.

Am Wasserhahn in einer Küche wird ein Trinkglas mit Leitungswasser befüllt. Sauberes Wasser ist im wahrsten Sinn ein kostbares Gut.
Am Wasserhahn in einer Küche wird ein Trinkglas mit Leitungswasser befüllt. Sauberes Wasser ist im wahrsten Sinn ein kostbares Gut. © dpa-Zentralbild | Patrick Pleul

Wasser

Das kostbarste Gut in der Gebührenordnung ist das Wasser. Egal, ob Abwasser, Niederschlagswasser oder Trinkwasser, die Bürger zahlen. Für Trink- und Abwasser haben wir für unsere Mustermanns einen Verbrauch von 125 Kubikmeter inklusive Grundgebühr angesetzt. Mit den neuen Gebührensätzen wurde hier auch die Kosten in den Kommunen angepasst. Dabei weichen die Kosten in den einzelnen Kommunen erheblich voneinander ab: Beim Trinkwasser zahlen die Mustermanns in Bestwig und Meschede unverändert 329 Euro und die Esloher 312 Euro. Schmallenberg hat hier deutlich zugelegt: von 289 auf 348 Euro und damit die übrigen Kommunen überholt.

Beim Abwasser zahlen die Bestwiger am meisten, nämlich unverändert 481 Euro, die Schmallenberger folgen mit unverändert 464 Euro. Mescheder zahlen jetzt 405 Euro (ein Plus von 24 Euro). Für die Esloher wird es sogar um 18 Euro günstiger als im Vorjahr: Sie zahlen nur noch 355 Euro - ein deutlicher Unterschied zu den teuren Kommunen. In den Gebühren spiegeln sich Personalkosten und Investitionen.

Ein Kehrbesen eines Kehrfahrzeuges reinigt eine Straße vom Herbstlaub.
Ein Kehrbesen eines Kehrfahrzeuges reinigt eine Straße vom Herbstlaub. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Straßenreinigung, Winterdienst

Straßenreinigung zahlen Bürger nur noch in Meschede (40 Euro) und Eslohe (8 Euro). In Schmallenberg und Bestwig entfällt diese Gebühr. Der Winterdienst kostet in Meschede (31 Euro), es folgt nur Bestwig mit 30 Euro und Eslohe mit 15 Euro. Dass Straßenreinigung und Winterdienst nicht ausgewiesen werden, kritisiert der Bund der Steuerzahler: Das sei weniger transparent. Die Kosten seien ja vorhanden, heißt es dort. Sie verschwänden nur an anderen Stellen im Haushalt.

Abfall und Sperrmüll

Abfallkosten sind nur schwer vergleichbar. In Bestwig beispielsweise erfolgt die Berechnung nicht nach Behältergrößen, sondern bezogen auf die Einwohner über einen Einwohnergleichwert. Wir haben es trotzdem versucht und stellen fest: Unsere Familie zahlt am wenigsten in Eslohe (224 Euro) und am meisten in Bestwig (362 Euro). Das macht fast 140 Euro Unterschied im Jahr. Gestiegen sind diese Kosten überall maximal im einstelligen Bereich.

 Die Müllabfuhr in Meschede ist nur geringfügig gestiegen.
 Die Müllabfuhr in Meschede ist nur geringfügig gestiegen. © WP | H.-Jörg Steiner

Dass der Sperrmüll nach Anmeldung an der Haustür abgeholt wird, ist ein Service, der kostet: in Meschede und Bestwig 40 Euro, in Eslohe 25 Euro. Nur in Schmallenberg wird die Abfuhr frei Haus übernommen. Die Diskussion darüber, ob man über kostenlose Sperrmüllabfuhr die Verschandelung der Wälder verhindern kann, ist so alt wie diese Gebühr - und jede Kommune hat da ihre eigene Theorie.

Das Fazit

Am günstigsten lebt es sich 2024 weiterhin in Schmallenberg. Dafür bleibt der Verzicht auf Kita-Gebühren ganz klar die Ursache. Wer davon nicht profitiert, weil er keine Kita-Kinder mehr hat, zahlt in Eslohe die geringsten Abgaben, nämlich 1383 Euro und damit nur ein Prozent oder 12 Euro mehr als im Vorjahr. Es folgen in der Reihenfolge: Schmallenberg 1469 (90 Euro oder rund sechs Prozent mehr als im Vorjahr), Meschede 1590 (79 Euro oder rund fünf Prozent mehr als 2023) und Bestwig mit 1761 und damit 50 Euro oder rund drei Prozent mehr als im Vorjahr.