Bad Fredeburg. Vor 100 Tagen wurde die Ortsumgehung Bad Fredeburg eröffnet. Ein Gewinn für den Ort? Oder ist es nun zu ruhig. Eine erste Bilanz.
Vor 100 Tagen war die Freude groß: An einem heißen Septembertag nach rund fünf Jahren Bauzeit und Jahrzehnten der Vorplanung unter insgesamt zehn Verkehrsministern wurde die Umgehungsstraße um Bad Fredeburg endlich eröffnet.
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Auf 2,5 Kilometern führt sie jetzt um das hübsche Fachwerk-Städtchen herum, entlastet den Ort vor allem vom Schwerlastverkehr - aber führt auch den Durchgangsverkehr an Gastronomie und Einzelhandel vorbei. Eine Chance oder ein Risiko? Die Stimmen aus dem Ort sind zumeist positiv.
Der Gastronom
Ludger Ritter ist Gastronom und Mitglied im neu gegründeten Vorstand der Fredeburger Werbegemeinschaft G.u.T. Er war immer ein 100-prozentiger Befürworter der Umgehungsstraße, hätte sie gern schon 20 Jahre früher gehabt. Dabei bleibt er. Es sei eine Wohltat, wie es ruhiger geworden sei im Ort, der in seinen Augen immer schon vor allem zum Flanieren und Verweilen einlud. „Noch merkt man, dass die Bödefelder Straße abgetragen wird und entsprechend sind noch Baufahrzeuge unterwegs“, erzählt er. Aber er ist überzeugt: „Im kommenden Frühjahr, sobald die Außengastronomie beginnt, werden wir davon richtig profitieren.“ Ritter hat auch keine Sorge, dass die Touristen ausbleiben könnten. „Motorradfahrer und Radfahrer sind auch vorher schon zu uns abgebogen, sie werden es weiter tun, ganz zu schweigen von den Vorteilen für die Fredeburger selbst. Wir werden alle bald die ersten Früchte ernten.“
Der Einzelhändler
Ähnlich sieht es Martin Schenk vom gleichnamigen Herrenausstatter. Er macht sich keine Sorgen - zumindest nicht für sein Geschäft, das vor allem von Stammkunden lebt. Er hatte ja schon zwei Testläufe, immer als der Rimberg im Sommer für sechs Wochen gesperrt war. „Für meine Kunden ist es sogar positiv. Sie können im zweitgrößten Ort Schmallenbergs jetzt sogar besser parken.“ Mit Respekt blickt er allerdings auf die jetzt anstehende Ortskernumgestaltung. Da sei es schon wichtig, dass die Geschäfte erreichbar bleiben.
Der Vorsitzende des Bezirksausschusses
Auch Michael Eiloff ist zufrieden mit der Entwicklung. „Ich höre von den Fredeburgern nur Positives, seitdem die Straße fertiggestellt ist“, sagt der Vorsitzende des Bezirksausschusses. „Der Ort hat sich beruhigt.“ Zwar habe es am Anfang noch Probleme mit falsch fahrenden Lkw gegeben, weil die einfach ihrem Navi folgten. „Die Beschilderung war da nicht ganz glücklich.“ Das sei aber mittlerweile weitgehend behoben. Auch die negativen Stimmen, die unkten, es würde mit der neuen Straße zu ruhig im Ortskern, seien verstummt. Er warte jetzt auf die Ortskernumgestaltung. Im Januar sei dazu eine Bürgerversammlung geplant.
Der Anwohner
Oliver Riemann ist der Einzige der Befragten, der nicht in die euphorische Stimmung einsteigen will. Er macht sich Sorgen um die Zukunft seines Heimatortes. „Wenn jetzt noch die Baustelle im Ortskern kommt, Parkplätze wegfallen und die Straße für die Verlegung von Leitungen aufgerissen wird, fahren auch die Bewohner der Nachbarorte zum Einkaufen lieber direkt nach Schmallenberg oder Meschede und an Bad Fredeburg vorbei.“ Für ihn persönlich sei die Ortsumgehung natürlich ein Gewinn. Er wohnt direkt an der Hochstraße, „vor allem nachts ist es deutlich ruhiger geworden.“ Doch so richtig freuen kann er sich darüber nicht. „Es tut mir bis heute leid um den Wald.“
Der Vorsitzende von G.u.T.
„Als Chance für Bad Fredeburg“ sieht dagegen André Weller, seit November neuer Vorsitzender der Bad Fredeburger Werbegemeinschaft, die neue Verkehrsführung. „Jetzt brauchen wir noch eine attraktive Planung für den Ortskern, die das Gewerbe ansprechend unterstützt, sodass uns alle Unternehmen erhalten bleiben und sich hier im besten Fall sogar neue Einzelhändler und Gastronomen ansiedeln.“ Zusammen mit dem Schwung, den der neue Vorstand der Werbegemeinschaft verbreitet, stehen die Chancen dafür gut.