Bad Fredeburg. Die Fertigstellung der Ortsumgehung Bad Fredeburg rückt näher. Doch wie blicken die Menschen auf den Termin? Heute: Einzelhändler Martin Schenk

Der erste Spatenstich für den Neubau der Ortsumgehung Bad Fredeburg hatte am 17. Oktober 2018 stattgefunden. Zur Zeit findet die Ausschreibung für das letzte große Gewerk, den Oberbau, also die Fahrbahndecke statt. Doch wie schauen die Bad Fredeburger der Fertigstellung der neuen Straße entgegen? Welche Chancen und Risiken haben sie im Kopf? In unserer Serie: „Ortsumgehung – Was wird die neue Straße mit Bad Fredeburg machen?“, schauen verschiedene Interessensvertreter in die Zukunft. Den Start macht Martin Schenk, Inhaber des Ladens „Schenk Männermode“.

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Mit welchen Gefühlen und Gedanken blicken Sie auf die Fertigstellung der Ortsumgehungsstraße?

Martin Schenk: Das beschäftigt mich natürlich. Es gibt viele Punkte, die für die neue Straße sprechen: Verkehrsberuhigung, bessere Parkmöglichkeiten, Fußwegkomfort, Radverkehr, Einkaufen und Erleben…Deshalb sollte man die Neugestaltung des Ortskerns jetzt schnell in Angriff nehmen, noch bevor die Umgehung fertiggestellt ist! In den vergangen drei bis vier Jahren haben sich – nicht nur durch Corona – einige Einzelhändler und auch Gastronomen zurückgezogen. Deshalb sollten wir jetzt schauen, wie wir den Ort attraktiver gestalten können, damit Bad Fredeburg für Handel und Gastronomie trotz oder gerade wegen der Ortsumgehung wieder interessant wird.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie für den Ort?

Die Risiken ergeben auch gleichzeitig die Chancen. Das größte Risiko ist, wenn im Ort gar nichts passiert. Dann werden sich keine neuen Geschäfte ansiedeln und die Besucher werden fernbleiben. Die Chance liegt natürlich in der Beruhigung bei gleichzeitiger attraktiver Gestaltung des Ortskerns. Bad Fredeburg als „Schieferstadt“ hat eine hohe touristische Attraktivität, sie muss nur geweckt werden.

Wo steht der Einzelhandel in Bad Fredeburg aktuell und durch welche Maßnahmen könnte eine bessere Situation geschaffen werden?

Natürlich hat Corona auch einiges dazu beigetragen, dass es den Einzelhändlern nicht so gut geht wie ohne die Pandemie. Dennoch wird ein beruhigter Ortskern vermutlich auch Chancen für den Einzelhandel bieten. Man könnte zum Beispiel schauen, ob man Stellplätze auf beiden Seiten der Straße „Im Ohle“ und der „Hochstraße“ macht, dann könnten Kunden vor den Geschäften besser parken. Außerdem sollten wir den Radverkehr nicht vergessen. Durch die Ortsumgehung trauen sich vielleicht auch mehr Menschen mit dem Fahrrad in unseren Ort.

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Wie nehmen Sie die Stimmung wahr? Freuen sich die Menschen?

Viele meiner Kunden freuen sich auf die neue Straße, sie sehen die Verkehrsberuhigung als absolut positiven Aspekt für den Ort. Dennoch haben andere auch Angst, dass der Ort aussterben könnte. Die innerörtliche Umgestaltung darf nicht erst nach Fertigstellung der Ortsumgehung starten. Im Rahmen der Neugestaltung sollten die Anliegerkosten für die Immobilienbesitzer möglichst moderat ausfallen.

Haben Sie Bedenken, dass durch die neue Straße weniger Touristen in den Ort kommen werden? Was würde das für Ihr Geschäft bedeuten?

Bad Fredeburg hat viele Qualitäten, die auch die Touristen zu schätzen wissen. Allein die tollen Fachwerkhäuser sind ein Hingucker. Auf mich hätte es hoffentlich nicht so viele Auswirkungen, da mein Herrengeschäft sich in den letzten Jahren einen hohen Stammkundenanteil von 85 Prozent erarbeitet hat. Natürlich sind die Touristen auch sehr wichtig für uns – gerade am Wochenende. Die spontanen Besuche könnten natürlich wegfallen, wenn der Ort nichts „Spannendes“ bietet und förmlich „umfahren“ wird. Grundsätzlich schaue ich positiv auf die neue Herausforderung durch die Ortsumgehungsstraße. Sie kommt und aus diesem „Ist-Zustand“ müssen wir jetzt das Beste machen.

>>> HINTERGRUND

Der Landesbetrieb Straßenbau in Meschede baut die L776n westlich von Bad Fredeburg. Ziel der Planung ist die Entlastung der Ortsdurchfahrt vom Durchgangsverkehr und den damit verbundenen nachteiligen Auswirkungen für die Verkehrssicherheit und die städtebauliche Entwicklung.

Für die circa 2,5 Kilometer lange Ortsumgehung wird das Land Nordrhein-Westfalen nach derzeitiger Schätzung insgesamt 17,5 Millionen Euro investieren. Sechs Ingenieurbauwerke werden für die Umgehungsstraße neu gebaut, darunter eine rund 275 Meter lange und bis zu 17 Meter hohe Hangsicherung.

Aktuell laufen die Vorarbeiten für das nächste Gewerk, den Straßenbau. Dieser soll im Sommer 2022 starten und rund ein Jahr andauern. Wenn im Anschluss die Ausstattungen (Markierung, Beschilderung, Schutzplanken) errichtet werden, kann die Ortsumgehung Bad Fredeburg Ende 2023 für den Verkehr freigegeben werden.