Menden. Jörg Elfert aus Schwitten macht eine ungewöhnliche Wanderung am 1. Mai und geht auf die Jagd nach Pfand. So kommt viel Geld zusammen.
„Das Geld liegt auf der Straße. Man braucht sich nur danach zu bücken, um es aufzuheben“, sagt Jörg Elfert. Was nach einem abgegriffenen Wandtattoo-Spruch klingt, ist allerdings real. Einen recht hohen Geldbetrag hat der 57-Jährige aus Schwitten buchstäblich auf dem Boden gefunden - bei seiner ganz besonderen Mai-Wanderung. Nun spendet er nicht nur das Geld, sondern sendet auch einen Appell an alle Menderinnen und Mendener.
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Wald zur Entspannung nutzen - doch Müll stört immer wieder
Jörg Elfert liebt die Natur, besonders den Wald. „Meine Eltern haben In den Liethen gebaut. Wir haben uns Nägel und Bretter geklaut und sind in den Wald. Wir haben uns da früher als Kinder Buden gebaut“, erinnert sich der Familienvater. „Als Kind kannten wir jeden Baum.“ Noch heute verbindet er viele positive Gefühle mit dem Wald. Jeden Sonntag geht er deshalb frühmorgens zwei bis drei Stunden spazieren. „Heute nennt man das neumodisch Waldbaden“, sagt er schmunzeld.
Vor zwei Jahren habe er einen Herzinfarkt gehabt, nun nutzt er den Wald, um durchzuatmen und zu entschleunigen. Doch was dabei oft stört, ist der Müll. Und noch unverständlicher sei für ihn, wieso immer wieder Pfandflaschen und Dosen weggeworfen würden: „Das muss echt nicht sein. Das ist bares Geld.“
Mission am 1. Mai: Alte Bollerwagen wieder reaktivieren und zum Pfandmobil machen
Rückblick: Es ist der 1. Mai. Die Sonne scheint. Perfektes Wetter für die jährliche Maiwanderung mit Freunden. Das denkt sich auch Jörg Elfert. Seit 2009 ist das ein fester Termin im Kalender von ihm und seinen Freunden. Von Schwitten geht es zum sogenannten Dachsstein, einem Felsen mit Dachs-Schild unweit der Straße „Rohaus“. Das hat Tradition.
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Doch in diesem Jahr will er es anders angehen. „Diesmal nahmen wir wieder unseren in die Jahre gekommenen Bollerwagen mit, obwohl dieser bereits aufgrund eines Plattfußes ausrangiert wurde und auch nicht mehr wirklich benötigt wird“, sagt Jörg Elfert. Seine Söhne sind mittlerweile 16 und 21 Jahre alt. „Bald können die uns ziehen“, sagt er lachend. Statt Kinderziehen gibt es also eine klare Mission: Die vier Freunde sind auf Pfandsuche. Aber dass sie so schnell, so viel Pfand aus der Natur ziehen, damit hatten sie nicht gerechnet.
„Die Idee, den Wagen wieder mitzunehmen, hatten wir letztes Jahr, als uns die Mengen an leeren Flaschen und Pfanddosen aufgefallen sind, und wir uns gedacht haben, dass man das Leergut ja sammeln könne“, sagt Jörg Elfert. Also fix den Reifen geflickt und los ging es. Außer dem Bollerwagen waren auch Müllsäcke parat. „Wir starteten in Schwitten und gingen zum Feuerwehrfest in Schwitten und nahmen unser obligatorisches, frischgezapftes Bierchen aus dem Glas zu uns und marschierten zum Heiligen Häuschen.“ Dort hätten die ersten Pfandflaschen in der Natur gelegen. Weiter ging es dann auf der Stiftstraße. „Am Parkplatz vom Forsthaus Lahr hatten wir unsere erste Mülltüte schon fast voll“, erinnert er sich. Weiter ging es die Straße „Rohaus“ hoch, Richtung Oesbern. „Wir sammelten Weißblechdosen und Glasflaschen aus den Gräben und vom Straßenrand. Teilweise mussten wir sogar in Brennnesseln steigen.“ Einige Wandergesellen seien sogar froh gewesen, dass sie ihren Pfand los wurden.
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Betrag aufgerundet: 100 Euro gehen an die Waldretter
„Als wir unser Ziel am Dachsstein erreichten, war der Wagen bereits so voll, dass wir uns gezwungen sahen, wieder umzudrehen und den selben Weg zurückzugehen, obwohl wir sonst über Barge den Rückweg Richtung Schwitten gehen“, sagt Jörg Elfert. Die Freunde schätzen den Wert der Beute auf rund 30 bis 40 Euro und sie sollen Recht behalten. „Die Mitarbeiter bei Trinkgut staunten nicht schlecht, als ich mit vier Klappboxen auflief. Sie waren sehr zuvorkommend und halfen mir, die Dosen und Flaschen zu zählen.“ Der Kassensturz ergibt tatsächlich rund 40 Euro. „Aber ich habe den Betrag auf 100 Euro aufgerundet“, sagt er. Selbst behalten wollten die Freunde das Geld allerdings nicht. Und weil Jörg Elfert der Wald so am Herzen liegt und er sich bei den Waldrettern engagiert, wusste er auch sofort, an wen das Geld gehen soll - an das „Waldlokal“, ein Projekt der Waldretter.
Sein Appell an alle Wanderinnen und Wanderer: „Bitte werft nichts ins Grüne, da es aüßerst müßig ist, den Müll aus den Pflanzen wieder herauszuholen und drückt die Pfanddosen nicht klein, da die Technik am Automaten den Strichcode nicht mehr lesen kann.“ Wer beim Wandern seinen Pfand nicht - wie im Idealfall - selbst wieder mitnimmt, solle ihn lieber an die Seite stellen, damit er wenigstens leicht mitgenommen werden könne. Auch im kommenden Jahr will er mit seinen Freunden wieder losziehen und die Natur vom Pfand befreien. „Wir sind gespannt, wie viel wir sammeln werden.“ Klar sei schon jetzt: Wahrscheinlich werden sie mit einem zweiten Bollerwagen oder einer Schubkarre losziehen. Und das alles für den guten Zweck.