Menden/Hemer. Der gebürtige Engländer Allan Mitchell ist der neue Revierleiter des Forstbetriebsbezirks Menden/Hemer und schon von kleinauf gern in der Natur.

„Das darf man vermutlich gar nicht sagen, aber ich habe meinen ersten Baum mit 13 oder 14 Jahren gefällt“, sagt Allan Mitchell und grinst. Das war der Schlüsselmoment im Leben des 43-Jährigen, der den Stein für seinen beruflichen Werdegang langsam ins Rollen brachte. Heute lebt der gebürtige Engländer Allan Mitchell in Menden und ist der neue Revierleiter für den Forstbetriebsbezirk Menden beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Zuständig ist er auch in Hemer. „Es sind schwierige Zeiten“, sagt der Fachmann. Doch zugleich auch besondere Zeiten: Denn jetzt entscheide sich, wie der Wald der Zukunft aussehen wird.

Der Klimawandel zwingt heimische Waldbesitzer zum Handeln

Und dass er anders aussehen wird, das sei unausweichlich. Der Klimawandel macht es nötig und zwingt Waldbesitzer regelrecht zum Handeln. „Der Planet leidet. Der Wald leidet. Und im Endeffekt die Waldbesitzer auch“, sagt Allan Mitchell. Denn Stürme wie Kyrill, vermehrte Trockenheit oder eine steigende Zahl an Ungeziefer wie der Fichtenborkenkäfer sorgen für hohe Verluste. „Ich wundere mich oft selbst, dass die Liebe zum Wald noch da ist“, sagt Friedrich-Wilhelm Beckmann, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Unteres Hönnetal, in der sich viele Waldbesitzer aus Menden und Hemer zusammengeschlossen haben. „Die Rente ist weg“, sagt er. Schuld ist unter anderem der Borkenkäfer. So habe man in guten Zeiten zwar 80 bis 100 Euro pro Festmeter für Fichtenholz bekommen, in den schlechten jedoch nur noch 10 Cent pro Festmete, erklärt Waldbesitzer Nikolaus Schriek aus Menden. Viele Waldeigentümer hätten draufgezahlt. Und das Aufforsten sei teuer und risikoreich. 6000 bis 14.000 Euro können pro Hektar beim Aufforsten fällig werden, sagt Allan Mitchell, der private Waldbesitzer berät und ihnen zur Seite steht. „Da ist viel Motivation nötig.“

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Wer nun denkt, dass ein kranker Wald, ein exklusives Problem der Waldbesitzer sei, liegt falsch. Ist der Wald nicht in Ordnung, leiden über kurz oder lang alle Menschen. Denn Bäume speichern CO2, das wiederum den Treibhauseffekt verstärkt. Ergo: Weniger Bäume bedeuten mehr freies CO2 in der Atmosphäre und mehr CO2 führt zu steigenden Temperaturen. Höhere Temperaturen führen wiederum zu mehr Trockenheit und einem größeren Baumsterben. Ein Teufelskreis. Durch den Klimawandel habe jeder Wald Stress, sagt Allan Mitchell. Der eine mehr, der andere weniger oder erst zeitlich verzögert: Doch das Problem haben alle. Besonders gut sichtbar sei das in Menden Richtung Ruhrtal bei Barge oder auch Halingen. Dort wandle sich das Klima von mäßig frisch (nass) hin zu mäßig trocken. Klingt nicht so dramatisch, wie es allerdings ist. Denn die Folgen seien fatal. Nicht jede Baumart komme mit diesen neuen Bedingungen zurecht. „Bei uns sind 50 Jahre alte Buchen gestorben. Das ist wirklich ein Problem“, sagt Nikolaus Schriek, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Unteres Hönnetal.

Beobachten, analysieren und standortgerecht neue Bäume pflanzen

Umso wichtiger ist die richtige Planung und Bewirtschaftung von den Waldlächen. In die Zukunft könne natürlich niemand sehen, das sei klar. Doch eine der vielen Aufgaben von Allan Mitchell ist es, die Gesundheit der Wälder im Blick zu haben und die Wiederbewaldung voranzutreiben. „Mein Vorgänger hat richtig Gas gegeben“, so Mitchell. Sein Vorgänger, das ist Förster Ingo Haurand. 300 Hektar Wald hat er in seiner Amtszeit wieder aufgeforstet. „Das ist wahnsinnig viel.“ Normalerweise, erklärt die kommissarische Forstamtsleiterin Julia Böning, schaffe ein Förster pro Jahr etwa 20 Hektar. „Allan Mitchell berät die Waldbesitzer, welche Baumsorten infrage kommen und kontrolliert die Arbeiten“, sagt sie.

Der neue Revierleiter hat die Hoheit über rund 5200 Hektar Fläche in Menden und Hemer - etwa 1700 Hektar betreut die FBG, 3500 Hektar Wald werden anderweitig betreut. So kümmert sich Stadtförster Dirk Basse beispielsweise um den Mendener und Hemeraner Stadtwald und Besitzer von großen Waldstücken hätten oft eigenes Personal. Mitchell hilft vor allem der FBG indem er berät, analysiert, beobachtet. „Theoretisch“, sagt er, „könnte ich alles machen - vom Aufforsten übers Durchforsten und so weiter.“ Er zeigt den Waldbesitzern auch Wege zu Fördergeldern auf. Außerdem pflegt er ein geografisches Dokumentationssystem der Wälder und überlegt sich anhand vieler Messwerte und Daten, wie sich die Wälder in den kommenden Jahrzehnten entwickeln könnten. Weg von Monokulturen, hin zu mehr Vielfalt. „Wir müssen alles bringen, was standortgerecht ist und überlegen: Was könnte mir der Standort in Zukunft bringen?“

Einen Beitrag für die Zukunft der Kinder

Einen eigenen Wald hat Allan Mitchell bei aller Liebe zur Natur jedoch nicht. Dafür reiche auch die Zeit des Familienvaters schlichtweg nicht. Aber sein Onkel habe den Wald des Großvaters übernommen, in dem er als Kind während der Besuche in Deutschland mithelfen durfte. Früher, so sagt er, habe er neben seiner Selbstständigkeit auch mit Holz getüftelt und gebastelt. Mittlerweile sitze er viel am Schreibtisch. „Aber ich liebe meinen Job“, sagt Allan Mitchell, der Forstwirt und Forsttechnik in England gelernt hat. Nach etwas Weltenbummelei sei er schließlich durch seinen Onkel wieder zum deutschen Forst gekommen - erst selbstständig und seit 2017 für den Landesbetrieb in verschiedenen Funktionen. Und jetzt eben als neuer Revierleiter. Das sei seine Berufung. „Ich hoffe, etwas für die Zukunft meiner Kinder zu leisten.“