Menden. Sie packen am Pflanztag in der Mendener Waldemei kräftig mit an - und hören unglaubliche Geschichten: Die Wadretter waren unterwegs.

800 kleine Eichen und 200 Kirschen wachsen jetzt in sicheren Schutzhüllen heran

800 kleine Eichen und 200 Baby-Kirschbäume stehen jetzt neu in der Waldemei, gespendet von Waldrettern. Das Wäldchen, das sich hier schon in wenigen Jahren bilden wird, wächst jetzt auf einer Fläche, wo sich vor Jahren mehrere Katastrophe ereignete: Orkan Friederike legte auch hier fast alle die Nadelbäume flach, drei Dürrejahre am Stück und der Borkenkäfer taten ein Übriges. Heute stehen hier nur noch wenige Fichten - „als Anschauungsmaterial“, sagt Mendens Stadtförster Dirk Basse. Zum heutigen Pflanztag sind wieder einige der großzügigen Waldretter mit Spaten erschienen, um auch selbst Hand anzulegen und „ihre“ Bäumchen in die Erde zu setzen.

Junge Pflanzen brauchen viel Schutz: Wuchshüllen laut Förster ideal

Anders als im Mendener Babywald erhalten diese Pflanzen hier keine Stützpfähle mit angenagelten Kindernamen. Hier kommen die 1000 neuen Setzlinge anonym in die Erde, anschließend werden ihnen lange grünliche Wuchshüllen übergestülpt. Tief in den Boden gesteckt, sollen die Hüllen die Pflänzchen durch die ersten Jahre bringen. Sie bewahren die empfindlichen Pflänzchen nicht nur vor Verbiss durch Rehwild, sie sollen auch die Wurzeln vor grabenden Wildschweinen schützen. „Letzteres gelingt allerdings kaum, wenn die wirklich neugierig werden“, weiß Basse. Dennoch sind diese Wuchshüllen für ihn das Nonplusultra. „Wir haben viel ausprobiert, aber mit nichts anderem kommen so viele Bäume durch.“

Andrücken statt festtreten: So geht‘s in die Erde. Förster Dirk Basse und Melanie Kersting vom Stadtmarketing Menden, das mit von der Waldretter-Partie ist.
Andrücken statt festtreten: So geht‘s in die Erde. Förster Dirk Basse und Melanie Kersting vom Stadtmarketing Menden, das mit von der Waldretter-Partie ist. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Stadt und Verein „WaldLokal“ wollen in Menden insgesamt 10.000 Bürgerbäume pflanzen

2021 wurde der Vertrag für 10.000 „Waldretter-Bäume“ auf sechs Hektar Waldboden in der Waldemei gemacht: Die Stadt Menden und die gemeinnützige Gesellschaft „WaldLokal“ schlossen sich damals, mitten in der Coronazeit, für eine große Aufforstungs-Aktion zusammen, ausdrücklich unterstützt von der WP. „Wir wollen aus der kahlen Fläche jetzt einen kleinen, stabilen Mischwald aus Eichen, Buchen und Vogelkirschen machen – mit ausreichend Platz zwischen den Bäumen, um die Natur auch dort wieder hochkommen zu lassen“, sagte Basse damals beim Vertragsschluss. Mehrere tausend Pflanzen hat die Waldretter-Aktion seither mit Spenden finanziert. Heute sind die nächsten 1000 Bäumchen an der Reihe.

Oliver Brückner (links) vom Stadtforst zeigt den Waldrettern, wie‘s geht: Vorsichtig wird die Schutzhülle über den Setzling geschoben.
Oliver Brückner (links) vom Stadtforst zeigt den Waldrettern, wie‘s geht: Vorsichtig wird die Schutzhülle über den Setzling geschoben. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Bürgerbäume sollen Identifikation mit dem heimischen Wald schaffen und stärken

Die Bürgerbäume bilden zwar nur einen kleinen Teil des großen landesweiten Aufforstungsprogramms, das in der Waldemei mittlerweile nahezu abgeschlossen ist. Die toten Fichtenstämme sind inzwischen fast alle rausgerückt, aus der Waldemei soll in ein paar Jahrzehnten wieder ein ursprünglicher, gesunder und vor allem widerstandsfähiger Wald werden. „Die Menschen daran zu beteiligen, ist ein wichtiger Teil dieses Programms, das Identifikation mit unseren Wäldern schaffen und stärken soll“, ordnet Dirk Basse auch die Waldretter ein. Für Aktionen wie diese stehe das Stadtforst-Team daher gerne mit Rat und Tat parat.

Der auferstandende Baum: Was es mit diesem seltsamen Anblick auf sich hat, hört sich wie eine Geschichte aus tausendundeiner Nacht an.
Der auferstandende Baum: Was es mit diesem seltsamen Anblick auf sich hat, hört sich wie eine Geschichte aus tausendundeiner Nacht an. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Seltsamer Anblick: Abgesägter Baum richtet sich selbst wieder auf

Ein Waldstück weiter fällt einem Waldretter während der Pflanzarbeit ein seltsamer Anblick auf: Da ragt ein auf halber Höhe abgesägter Baumstamm heraus, an dem oben eine Art Metallstuhl festgemacht scheint. Dirk Basse erklärt das Phänomen: „Dieser Baum hatte eine Ansitzleiter. Nachdem er vom Sturm umgerissen worden war, kam der Harvester, eine riesige Baum-Erntemaschine, und schnitt ihn oberhalb der Metallkonstruktion ab.“ Weil der Baum zwar umgelegt, aber nicht entwurzelt worden war, richtete das schwere Wurzelwerk den verbliebenen Stamm nach und nach wieder auf. Zu retten ist dieses Stehaufmännchen im Wald allerdings nicht mehr. „Der wird bei Gelegenheit entfernt“, sagt Basse.

WP Menden und Bürgerbad Leitmecke als Partner stiften Belohnung für die Waldarbeiter

Nach getaner Arbeit wartet auf die Waldretter eine tolle Belohnung: Das Bürgerbad-Team der Leitmecke um den stellvertretenden Vorsitzenden Thomas Pätzold und die WP haben im Freibad leckere Würstchen und Fotos der Pflanzaktion vorbereitet. „Bei uns in der Leitmecke seid ihr immer willkommen“, begrüßt Pätzold die ehrenamtlichen Waldarbeiter, die auch aus Nachbarstädten wie Hemer kommen wie Uwe Preuth. Pätzold erzählt ihnen, was der Vorstand und die rund 80 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in der Leitmecke vorhaben. In vier Jahren wird das wunderschöne Waldbad 100 Jahre alt, und bis dahin soll es noch viel Neues geben, kündigt Pätzold an.

Spielgerät, Beachvolleyball, Aqua-Bikes: Waldretter-Gastgeberin Leitmecke mausert sich

So dürfte das neue große Spielgerät oberhalb der Liegewiesen schon in Kürze fertig sein, eine Top-Attraktion für den kommenden Sommer. Etwas unterhalb davon soll es eine Sand-Anlage für Beachvolleyball und Barfußball geben, mitsamt neuen Turnieren für beide Trendsportarten. Für das neue 25-Meter-Familienbecken sollen Aqua-Bikes kommen, bei denen der Wasserwiderstand beim Strampeln gleichermaßen für mehr Spaß und bessere Trainingswerte sorgt. Pätzold entwirft die Vision eines Freizeitzentrums mit Schwimmbecken. Wenn die Waldretter im nächsten Jahr wiederkommen, dürfte sich schon viel getan haben.