Menden. Ordnungsamtschefin Manuela Schmidt (CDU) will Mendens nächste Bürgermeisterin werden. Die Bewerbung der Juristin liegt der Partei vor.
Das ist für viele eine faustdicke Überraschung: Manuela Schmidt, 49 Jahre alt und seit März 2022 Leiterin des Ordnungsamtes in Menden, hat sich beim CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Benjamin Friedrich bereits Anfang Januar um die Nominierung zur Bürgermeisterkandidatin beworben. Dies sei schriftlich und in Gesprächen mit Friedrich und Fraktionschef Bernd Haldorn geschehen.
Fraktionschefs von Grünen und SPD: Unterstützung möglich
Ebenfalls ungewöhnlich: Sowohl SPD-Fraktionschef Sebastian Meisterjahn als auch Grünen-Fraktionssprecher Peter Köhler erklärten auf WP-Anfrage, dass sie sich nach vertrauensvollen Gesprächen mit Manuela Schmidt Stand heute ebenfalls vorstellen könnten, ihren Parteimitgliedern die Unterstützung einer gemeinsamen Kandidatur zu empfehlen, auch wenn Schmidt bereits seit fünf Jahren der Union angehört. Manuela Schmidt könnte somit nach fast 750 Jahren Mendener Stadtgeschichte das erste weibliche Oberhaupt der Stadt werden.
Nach 750 Jahren das erste weibliche Stadtoberhaupt?
CDU-Chef Benjamin Friedrich bestätigt auf WP-Anfrage die Kandidatur Schmidts und beschreibt das weitere Prozedere so: „Wir wollen in der CDU gegenüber unseren Mitgliedern ein offenes und transparentes Verfahren gewährleisten und haben dafür jetzt die erste Bewerbung vorliegen.“ Weitere könnten folgen, auch für seine Person schließt Friedrich nicht aus, noch den Hut in den Ring zu werfen.
CDU-Vorstand will Fahrplan für die Nominierung festlegen
Jedenfalls werde man schon jetzt in der Sitzung des Stadtverbandsvorstands im März den Fahrplan dafür festlegen, bis wann mögliche weitere Bewerbungen um die Nominierung vorliegen sollen. Bislang sei nur vorgesehen, dass die Kür der Wahlkreiskandidatinnen und -kandidaten im November stattfindet.
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Schröder-Verzicht als Start: „Gegen ihn wäre ich nicht angetreten“
Die nächsten NRW-Kommunalwahlen sind im Herbst 2025. Bis dahin will Bürgermeister Dr. Roland Schröder amtieren, aber nicht erneut kandidieren, wie er jüngst bekanntgab. Für Schmidt war dies das Startsignal für ihre Bewerbung. Gegen Schröder, sagt sie, „wäre ich nicht angetreten“.
Karriere: Anwältin, Hochschule, Stadt- und Landesverwaltung
Die gebürtige Mendenerin ist verheiratet und Mutter einer erwachsenen Tochter. Die Juristin war mehrere Jahre als Rechtsanwältin tätig und wechselte dann in die Kommunal- und Landesverwaltung. Davor war sie an der Fachhochschule Südwestfalen für den Aufbau des Revisionsverbundes der Hochschulen im Ruhrgebiet und Westfalen verantwortlich. Bei der Stadt Iserlohn leitete sie den Bereich „Aufenthalt, Einbürgerungen, Sozialversicherung, Wahlen, Wohngeld und Wohnungsvermittlung“ und führte die Geschäfte des dortigen Integrationsrates. Unmittelbar vor dem Engagement in ihrer Heimatstadt war die Mendener Juristin stellvertretende Leiterin der Abteilung Recht bei der Südwestfalen IT.
Durch Fluten, Stürme und Bombenverdacht stadtbekannt
In Menden wurde Manuela Schmidt rasch stadtbekannt, wenn auch eher unfreiwillig. Dafür sorgten die zahlreichen Einsätze, für die sie verantwortlich zeichnete. Mit den Ausläufern der Pandemie stand sie als Ordnungsamtschefin ebenso im Fokus der Öffentlichkeit wie bei den vermehrt aufgetretenen Hochwasser- und Sturmlagen. Für die umfangreichen Vorbereitungen zur möglichen Evakuierung tausender Bürger bei zwei Bomben-Verdachtsfällen hatte sie im städtischen Krisenstab zuletzt den Hut auf, ebenso nach dem Hackerangriff auf das Rathaus und bei der jüngsten Hönneflut, die glimpflich ausging.
Im Rathaus gilt sie als diplomatisch und durchsetzungsstark
Nach einhelligem Urteil meistert Manuela Schmidt die Herausforderungen mit ihrem Team bislang souverän. Im Stadtrat konnte sie zudem eine bessere Ausstattung für das Ordnungsamt erreichen. Im Rathaus gilt sie, wie zu hören ist, als gleichermaßen diplomatisch wie durchsetzungsstark.
Schmidt: Frauen in Führungsposition heute kein großes Thema mehr
Ihre Ziele als Bürgermeisterin benennt Schmidt auf Anfrage so: „Ich würde mich zu 100 Prozent für meine Heimatstadt einsetzen. Und ja, ich bin eine Frau, und das ist auch gut so“, schmunzelt sie. „Doch in der heutigen Zeit sollte das kein großes Thema mehr sein.“
Große Themen: Wohnen, Klima, Flüchtlinge und Sicherheit
Am Herzen liegen ihr, wie sie sagt, besonders die Themen Wohnen und Klima, die Unterbringung Geflüchteter und die Sicherheit in Menden. Die weitere Digitalisierung sei eine Selbstverständlichkeit. Dass dem nächsten Stadtoberhaupt auch angesichts schmaler Finanzen eine schwierige Amtszeit vorhergesagt wird, schrecke nicht ab: „Im Gegenteil: Gerade Krisen bergen Chancen, und ich will alles dafür tun, diese Chancen für Menden zu nutzen.“
Größter Wunsch: Wieder mehr Mut und Zuversicht in der Stadt
Gefragt, was die Stadt aus ihrer Sicht am dringendsten benötigt, sagt sie: „Es wäre schön, wenn bei uns allen wieder mehr Zuversicht und Mut einkehren würde. Das, finde ich, müssen auch die Verantwortlichen einer Stadt ausstrahlen und vermitteln – und dafür auch die notwendige Orientierung geben.“