Menden. Von entspannter Weihnacht war bei vielen Menschen nichts zu spüren. Bürgermeister dankt Rettungskräften für ihren Einsatz

Es war knapp, aber Menden scheint beim jüngsten Hochwasser glimpflich davon gekommen zu sein. Hönne, Bieber und Oese haben wieder mal gezeigt, wie viel Kraft in den sonst so beschaulichen Fließgewässern stecken kann. Doch große Schäden sind in Menden offenbar ausgeblieben. Für eine Gesamtbilanz ist es wohl noch zu früh, doch die Situation war zum Glück nicht so verheerend wie im Juli 2021.

So schlimm die Erfahrungen waren, die in Menden damals gemacht werden mussten - in der Hönnestadt überließen die Verantwortlichen rund ums Weihnachtsfest nichts dem Zufall. Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) wurde aktiviert und arbeitete im Schicht-System Tag und Nacht. Dabei waren die Herausforderungen diesmal besonders groß.

Der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) um Feuerwehr-Chef Christian Boike, Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt und Bürgermeister Dr. Roland Schröder (von links) hat die aktuellen Pegelstände stets im Blick. Der heimische Landtagsabgeordnete Matthias Eggers informierte sich mit seiner Frau Marjan vor Ort.
Der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) um Feuerwehr-Chef Christian Boike, Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt und Bürgermeister Dr. Roland Schröder (von links) hat die aktuellen Pegelstände stets im Blick. Der heimische Landtagsabgeordnete Matthias Eggers informierte sich mit seiner Frau Marjan vor Ort. © Menden | Dirk Becker

Der Hackerangriff auf die Südwestfalen IT führte dazu, dass die Stadt Daten aus ihren Systemen nicht wie gewohnt abrufen konnte. Im Ratssaal, der über Weihnachten zur Kommando-Zentrale umfunktioniert wurde, standen Stellwände mit Karten der am meisten gefährdeten Gebiete in Menden. „Normalerweise nutzen wir ja das Geoportal. Diesmal haben wir kurzfristig noch Karten ausgedruckt“, erklärte Manuela Schmidt, Leiterin des Ordnungsamtes. Mit der Aktivierung des Krisenstabes stand auch das Personal zur Verfügung, das in so einer Krisensituation gebraucht wird.

Bürgermeister Dr. Roland Schröder dankt beim Turmblasen allen Einsatzkräften

Besinnliche Weihnachten gab es für viele Bedienstete - von den Beschäftigten in den verschiedenen Abteilungen über den Mendener Baubetrieb und natürlich bis hin zur Feuerwehr - also nicht. Und auch viele Mendenerinnen und Mendener erlebten keine entspannte Weihnacht. Wer nah an Gewässern wohnt, hatte den Pegel von Hönne, Bieber oder Oese stets im Blick. Aber auch oberflächlich floss an verschiedenen Stellen viel Wasser - etwa von Wiesen und Feldern, die kein Wasser mehr aufnehmen konnten. Bürgermeister Dr. Roland Schröder nutzte das Turmblasen an Heiligabend, um sich bei allen Einsatzkräften zu bedanken. Er betonte ihren Dienst an der Gesellschaft. Den großen Applaus der vielen Menschen vor der Vincenzkirche dürfen alle Einsatzkräfte als Dank verstehen.

Die Absperrungen, die die Stadt aus Sicherheitsgründen an der Promenade am Fußweg neben der Hönne aufgestellt hat, haben Unbekannte zum Teil an die Seite geschoben. Das ist gefährlich.
Die Absperrungen, die die Stadt aus Sicherheitsgründen an der Promenade am Fußweg neben der Hönne aufgestellt hat, haben Unbekannte zum Teil an die Seite geschoben. Das ist gefährlich. © Menden | Corinna Schutzeichel

Umso ärgerlicher ist es, dass Unbekannte immer wieder Absperrbaken zur Seite räumten - offenbar, um näher ans Wasser zu kommen. Die Stadt hatte mehrere Bereiche gesperrt, weil Überflutungen drohten, aber auch weil der Boden so schmierig geworden war, dass Stürze zu befürchten war. Manuela Schmidt sprach von einer Lebensgefahr. Wer Absperrungen nicht nur missachte, sondern sogar noch beseitige, bringe nicht nur sich in Gefahr, sondern auch andere Menschen, die später an diesen Ort kommen und denken, die Sperrung sei aufgehoben. „Das macht mich schon wütende“, so die Ordnungsamts-Chefin.

Hochwasser an der Ruhrbrücke an der Fröndenberger Straße: Dieser Radfahrer wählt mit seinem Gefährt den Weg durch das Wasser. Später wird der Bereich offiziell gesperrt.
Hochwasser an der Ruhrbrücke an der Fröndenberger Straße: Dieser Radfahrer wählt mit seinem Gefährt den Weg durch das Wasser. Später wird der Bereich offiziell gesperrt. © Menden | Thomas Hagemann

Auch an der Ruhr war die Lage kritisch, blieb aber unter Kontrolle. Dia Stadt Menden sperrte den Radweg am Abtissenkamp/Kanuclub, nachdem Radfahrer zum Teil noch versucht hatten, durch das tiefe Wasser zu fahren. Die Ruhr erreichte in Fröndenberg einen maximalen Wasserstand von 2,81 metern

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Die Stadt führte seit Freitagabend rund um die Uhr Kontrollfahrten in ganz Menden durch, um die Situation gut einschätzen zu können. Wetterkarten und Regenradar waren ebenso unverzichtbar, wie die Daten des Pegels in der Molle. Der höchste Wasserstand wurde am Samstagnachmittag mit 2,31 Metern gemessen - danach blieb er zwar stets auf hohem Niveau, doch Grund zur Panik bestand nicht. Zum Vergleich: Am 14. Juli 2021 wurde mit 3,26 Metern ein Rekordwert gemessen. Davon war Menden diesmal zum Glück noch ein gutes Stück entfernt.

Am Gymnasium an der Hönne verlegt die Feuerwehr Doppelkammerschläuche, die die Gebäude schützen sollen, sollte die Hönne an dieser Stelle über das Ufer treten.
Am Gymnasium an der Hönne verlegt die Feuerwehr Doppelkammerschläuche, die die Gebäude schützen sollen, sollte die Hönne an dieser Stelle über das Ufer treten. © Menden | Dirk Becker

Dennoch wurden an vielen Stellen Vorsorgemaßnahmen getroffen. Die Mendener Feuerwehr forderte aus Lüdenscheid die Sandsackfüllmaschine an, die in Hemer aufgestellt wurde. Binnen kurzer Zeit konnten dort tausende Säcke gefüllt und nach Menden gebracht werden. Genutzt wurden sie etwa, um die Heilig-Kreuz-Kirche und das Schmelzwerk zu schützen. Am Gymnasium an der Hönne griff die Feuerwehr auf ein anderes System zurück. Dort wurden Doppelwandschläuche aus Kunststoff verlegt, die das Gebäude im Falle eines Überschwappens der Hönne schützen sollten. Die Mendener Firma „Optimal Planen“, die diese Schläuche produziert, legte kurzfristig sogar noch eine Extraschicht ein, um zusätzliche Ressourcen zu schaffen.

Menden hat auch unter meinen Vorgängern schon viel für den Hochwasserschutz getan. Das ist gut, denn sonst hätte es weit schlimmer kommen können.
Dr. Roland Schröder - Bürgermeister

Als hilfreich erwiesen sich aber auch Retentionsflächen, die in der Vergangenheit geschaffen wurden, um im Hochwasser-Fall an Hönne, Bieber und Oese Wasser aufzunehmen. Sie wurden überschwemmt, das dort gespeicherte Wasser gelangte also gar nicht erst in die flussabwärts gelegenen Gebiete. „Menden hat auch unter meinen Vorgängern schon viel für den Hochwasserschutz getan. Das ist gut, denn sonst hätte es weit schlimmer kommen können“, erklärte Bürgermeister Dr. Roland Schröder im Gespräch mit der WP.