Menden. Sie helfen und beraten, stellen aber auch Parkknöllchen aus: die Kräfte des Ordnungsamtes Menden. Die Behörde ist seit Jahren unterbesetzt.

Das Mendener Ordnungsamt muss personell dringend verstärkt werden: Das ist das Ergebnis einer aufwendigen Organisations-Untersuchung durch ein Fachbüro. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Öffentliche Sicherheit, Ordnung und das Feuerwehrwesen (ÖSOF) wurde dieses Anliegen durch die Politikerinnen und Politiker einstimmig unterstützt – und mehr noch: Alle im Ausschuss vertretenen Ratsfraktionen wollen im Rahmen ihrer anstehenden Beratungen für den kommenden städtischen Haushalt ausdrücklich prüfen, ob noch mehr für die wichtige Stadtbehörde getan werden kann.

Unterbesetzung der Ordnungskräfte hält schon seit Jahren an

Die Untersuchung durch die Kölner BSL-Managementberatung, die deren Geschäftsführer Bernhard Knipel vortrug, erbrachte zunächst, dass von den vorgesehenen 12,25 Planstellen im Rathaus aktuell nur 11,15 besetzt sind. Diese Unterdeckung ist laut Knipel nicht erst gestern entstanden: „Das zieht sich durch die ganzen letzten Jahre.“ Zur Erfüllung aller Aufgaben würden indes nicht einmal die 12,25 Anteile aus dem Stellenplan reichen, gebraucht würden knapp 14. Allein im Bereich Sicherheit und Ordnung fehlen laut dem BSL-Chef aktuell 1,5 Stellenanteile, im Bereich Gewerbe 0,8 und bei der Überwachung des ruhenden Verkehrs eine halbe Stelle. Macht zusammen genau die Differenz von 2,8 zwischen dem heutigen und dem angestrebten Personalbestand, und diese Lücke solle möglichst umgehend ausgefüllt werden. Denn die Fallzahlen für das Ordnungsamt steigen unterdessen. Ein stark wachsender Bereich seien Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten, im Amtsjargon Einsätze nach PsychKG.

Zunahme psychische Auffälligkeiten erhöht die Fallzahlen für den Außendienst

Deutlich machte Knipel, dass Ordnungsamtschefin Manuela Schmidt den Kräftemangel dadurch ausgleicht, dass sie sich selbst stark ins Alltagsgeschäft einbindet – etwa bei der Organisation und Durchführung der Einsätze auf der Pfingstkirmes. Das aber, sagte Knipel, sei der Personalnot geschuldet und nicht in erster Linie Schmidts Aufgabenbereich.

Ordnungsbehörde soll Außendienst und Sachbearbeitung viel klarer trennen

Zahlreiche Aufgaben

Die Mendener Ordnungsbehörde hilft bei allen Anliegen rund um Gewerbefragen ebenso weiter wie bei Fragen im Straßenverkehr, zu Sondernutzungen bei Großveranstaltungen wie der Pfingstkirmes oder zu Fragen der Hundehaltung gemäß Landeshundegesetz.

Außerdem ist bei der Ordnungsbehörde auch die Friedhofsverwaltung für die städtischen Friedhöfe Lendringsen und Limberg angesiedelt.

Das Standesamt bietet neben der Möglichkeit der Hochzeit an unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet sowie die Beurkundung von Geburten und Sterbefällen an.

Der Gutachter machte im ÖSOF auch Vorschläge, wie das Mendener Ordnungsamt künftig effektiver arbeiten kann. So plädiert Knipel für eine klare Trennung von Außen- und Innendienst. Politessen etwa oder gemeinsame Fußstreifen mit der Polizei seien das eine, aber die Sachbearbeitung im Rathaus das andere. Letztere solle ähnlich wie im Bürgerbüro als eine organisatorische Einheit und Anlaufstelle geführt werden. Ob es der Gewerbebereich ist, die Bearbeitung von Knöllchen durch den Innendienst oder die Allgemeine Gefahrenabwehr: Die Zusammenfassung dieser Ressorts werde es Bediensteten wie Bürgern einfacher und übersichtlicher machen, zeigte sich der BSL-Chef überzeugt. Und nannte ein Beispiel: Derzeit werden Anträge auf Sondernutzungen für Veranstaltungen von zwei Abteilungen im Rathaus bearbeitet. Diese Aufgabe solle aber eindeutig beim Team Sicherheit und Ordnung liegen.

Immer noch: Städtische Friedhöfe werden ausschließlich auf Papier verwaltet

Auch die Digitalisierung müsse im Ordnungsamt stärker Einzug halten als bisher, fordert der Gutachter. So werde die komplette Verwaltung der städtischen Friedhöfe am Limberg und in Lendringsen auch anno 2023 noch auf Papier geführt. Der Außendienst müsse endlich mit mobilen Geräten ausgestattet werden. Und: Die Kleingeld-Leerung von Parkscheinautomaten erfolge heute nur durch eine Person. Hier solle es ein Vier-Augen-Prinzip geben, was auch die Sicherheit der eingesetzten Kräfte erhöhen würde. Denkbar wäre indes auch, diese Aufgabe an ein Unternehmen zu vergeben.

„Wir sind beliebt“: Ordnungsamt Menden hätte kein Bewerberproblem

Wolfgang Exler (CDU) fragte, wie es um die Möglichkeit der Besetzung vorhandener oder neuer Stelle stehe, immerhin fehlten im Rathaus derzeit 68 Kräfte auf Stellen, für die man keine geeigneten Bewerber finde. Doch das, so machte es Teamleiterin Manuela Schmidt deutlich, wäre kein Problem. „Auch wenn es mancher kaum glauben mag: Das Ordnungsamt ist als Arbeitsplatz beliebt.“ Sie freue sich darüber, dass die Untersuchung jetzt vorliege. Was Stellenanzahl und Aufgaben angeht, sieht sich Schmidt nach eigenen Worten aber in einer Bredouille: Durch den 24-Stunden-Bereitschaftsdienst des Ordnungsamtes würden so viele Kräfte gebunden, dass sie bei der Auf- und Zuteilung anderer Aufgaben viel weniger flexibel sei. Für reguläre Schichtdienste werde auch die ansonsten begrüßenswerte Aufstockung nicht reichen.

Worauf Exler erwiderte: „Wir empfehlen das jetzt erst einmal so – und schauen dann in den Etatberatungen, was man noch machen kann.“