Menden. Die städtische Ferienbetreuung auf der Kluse muss angesichts eines Ansturms die Kapazitäten erweitern – und doch scheint das nicht auszureichen.

Die Angebote zur Ferienbetreuung in Menden sind gefragt wie nie. Zu Beginn der Angebote kann die Hönnestadt gar einen Rekord verzeichnen. Die Helferinnen und Helfer arbeiten am Limit – und auf der Kluse muss das Ordnungsamt eingreifen, damit es nicht zum Verkehrschaos kommt.

Dickes Lob für politische Unterstützung des Feriendorfs

200 Kinder. Das war eigentlich die Grenze, die man sich für die städtische Ferienbetreuung auf der Kluse gesetzt hatte. Das liegt nicht nur an personellen Kapazitäten für die Betreuung an sich, sondern vor allem an der Zahl der Mittagessen. Das Küchenteam der Kluse hatte signalisiert, dass das die Höchstzahl sei, die man verpflegen könne. Dabei kann „J’s Feriendorf“ in diesem Jahr mit einer Besonderheit punkten: Erstmals gibt es für alle Kinder ein kostenfreies Mittagessen (WP berichtete). Und doch ist der Andrang auf der Kluse so hoch, dass die städtische Kinder- und Jugendabteilung nicht nur vereinzelt Interessierte abweisen muss – und das obwohl das Angebot sogar um zehn Prozent aufgestockt worden ist.

Das Feriendorf ist erst im zweiten Jahr. „Letztes Jahr war das ein Pilotprojekt mit Fördergeldern aus dem Topf ,Aufholen nach Corona’“, erklärt Jana Zimmermann, Leiterin des Teams Stadtteilarbeit. Die Idee zur Neuausrichtung sei allerdings schon vor der Corona-Pandemie gereift. Nach einer durchaus erfolgreichen ersten Auflage in 2022 ist im Herbst vergangenen Jahres dann auch politisch beschlossen worden, dass man das Angebot aufrechterhalten will. „Es ist wirklich toll, dass uns das ermöglicht wurde“, freut sich Zimmermann. Vor allem das kostenfreie Mittagessen sorge nun endlich dafür, dass es keine Zwei-Klassen-Gesellschaft mehr gibt; also Kinder und Familien, die sich ein Essen leisten können – und solche, die es sich eben nicht leisten können.

Betreuungsangebote auf der Kluse so gut besucht wie nie

Teamwork ist gefragt beim Sprint gegen das Bungee-Seil.
Teamwork ist gefragt beim Sprint gegen das Bungee-Seil. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Dass das Konzept auf der Kluse ankommt, ist bereits in den ersten Tagen klar. „Wir haben am Montag die Kapazitäten schon nach kurzer Rücksprache erhöht“, erklärt Zimmermann. Vor allem, nachdem sie schweren Herzens am ersten Tag 30 Kinder habe abweisen müssen. Durch einen kleinen Fehler, den sich die Helferinnen und Helfer selbst nicht wirklich erklären können, wuselten am zweiten Tag dann gar 260 Kinder in und um die Kluse herum. „Wir sind mit Mann und Maus im Einsatz, aber das hat unsere Kapazitäten dann doch überschritten“, sagt Jana Zimmermann. Nun soll ein Wertmarkensystem helfen: Sind alle 220 ausgegeben, ist Schluss. Doch der Andrang an sich ist nicht die einzige Herausforderung. Elterntaxis sorgen gerade in den Morgenstunden für ein kleines Verkehrschaos auf der Kluse. Um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten, bekommt das Team Stadtteilarbeit in den Morgenstunden nun sogar Hilfe vom Ordnungsamt. Neben dem Feriendorf gibt es auch bei der Stadtranderholung in Böingsen in den ersten beiden Ferienwochen wieder ein Betreuungsangebot. Auch dort haben die Verantwortlichen in diesem Jahr aufgestockt. Und so ist klar, dass – wenn auch durch einen kleinen Fehler – bis zu 380 Kinder in Menden zwischenzeitlich in Angeboten waren. Eine Rekordzahl.

+++ Hintergrund: Wie Kinder in Mendener Kitas mitbestimmen können +++

Das wird auch beim Blick auf den Vorjahresvergleich deutlich. Auch da galt die Zahl von 200 Mittagessen als Kennziffer für die maximale Auslastung. Im Schnitt waren in den drei Wochen des Angebots rund 160 Kinder täglich auf der Kluse. „Es gab auch Tage, an denen wir an der 200er-Marke gekratzt haben, aber wir sind nie drüber gewesen“, betont Jana Zimmermann. Der Andrang habe nicht nur auf dem Papier, sondern auch vor Ort in diesem Jahr spürbar zugenommen.

Eltern stehen weit vor Beginn schon Schlange

Vor welchen Schwierigkeiten Mendener Eltern stehen, zeigt das Beispiel von Oliver Janetzko. Er und seine Frau sind berufstätig, die Ferienbetreuung ist da eine willkommene Entlastung. Und doch trübt die morgendliche Anmeldung ein wenig die Freude über das Angebot. „Ich bin total begeistert von dem Engagement. Die Betreuer geben sich wirklich große Mühe. Aber die Ungewissheit, ob ich mein Kind dort morgens abgeben kann oder nicht, ist blöd“, sagt Janetzko.

Sara (13) räumt beim Dosenwerfen ab.
Sara (13) räumt beim Dosenwerfen ab. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Ihm geht es keinesfalls um eine Grundsatzkritik an der Stadt oder dem Feriendorf an sich – ganz im Gegenteil. Er lobt das Angebot auf der Kluse gar in höchsten Tönen. „Eine Anmeldung vorab wäre vielleicht gut gewesen. Dann hätte man sich zumindest drauf einstellen können“, sagt Janetzko. Das Dilemma macht er am Donnerstagmittag im Gespräch mit der Westfalenpost deutlich: Um 7.15 Uhr habe er seine Tochter zur Kluse gebracht, eine halbe Stunde, bevor das Feriendorf offiziell seine Türen öffnet. Schon da ist es so voll, dass ihm und seiner Tochter die Wertmarkennummer 133 gegeben wird. Damit ist es durchaus vorstellbar, dass die ersten Eltern wohl schon eine Stunde vor Beginn auf der Kluse ausharren, um noch einen Platz zu ergattern. „Ärger ist dafür das falsche Wort. Ich finde es toll, dass die Stadt so etwas überhaupt anbietet.“ Doch längst nicht alle Eltern seien so flexibel, dass sie sich morgens über eine Stunde in eine Schlange stellen könnten.

Von der Murmelbahn bis zum galaktischen Duell

Die Angebote auf der Kluse selbst scheinen die Kinder in jedem Fall zu begeistern. Aus zehn verschiedenen Workshops können die Besucher morgens wählen: Bogenschießen, eine Waldmurmelbahn, Papierschöpfen, ein Schnitzführerschein, Tanzen, Boote bauen oder Kirmesspiele gehören dazu. Die Wahl können die Kinder jeden Morgen selber treffen. Einzig: Jedes Kind muss sich entscheiden, im Zweifel auch für ein und denselben Workshop an mehreren Tagen. Auch hier wollte das Team Stadtteilarbeit einer Art Zwei-Klassen-Gesellschaft entgegenwirken, nämlich von Kindern mit und Kindern ohne Workshop. Es geht um das Miteinander und die Spielfreude.

+++ Auch interessant: Run auf Ferienbetreuung in Menden – ausgebucht in vier Minuten +++

Besonders beliebt scheint das Laser-Rennen zu sein. In einem aufgeblasenen Pavillon treten die Schwestern Luisa und Nelly gegeneinander an. An mehreren Punkten im Pavillon leuchten Lichter, die möglichst schnell gedrückt werden müssen. Dazu gibt’s Sounds, die auch aus Filmen wie Star Wars stammen können.

Ein paar Meter weiter geht’s eher klassisch zu. Darts und Dosenwerfen. Die Dartpfeile fliegen durch die Luft, ein Luftballon nach dem nächsten platzt. Die tackert Alejandro nach und nach an die Holzwand. Für Sara (13) ein Kinderspiel. Jeder Wurf ein Treffer. Genau so sieht’s dann auch beim Dosenwerfen aus. Es sind selbst die kleinen Angebote, die bei den Kindern für Freude und unbeschwerte Stunden sorgen.