Böingsen. Nach zwei Jahren mit zahlreichen Corona-Auflagen gibt’s bei der Stadtranderholung nun ein Gefühl der Unbeschwertheit. Das erwartet die Kinder.

Ein Tennisball saust um die Metallstange, die beiden Jungs hauen sich mit dem Tennisschläger die Bälle nur so um die Ohren. Auf dem gemähten Feld ein paar Meter weiter tummeln sich ihre Freunde. Der erste Tag der Sommerferien 2022 in Böingsen. Und damit auch Start der Stadtranderholung. Nach zwei Jahren mit jeder Menge Auflagen und Regeln können die Kinder nun endlich wieder völlig ungestört spielen, toben, singen und lachen.

Höhlenforscher auf Tour

Dass in Böingsen nach zwei Jahren Corona die Uhren diesmal sprichwörtlich ein bisschen anders ticken, wird schnell klar. Zum einen sind es gut 20 Kinder mehr als noch 2021. Zum anderen wirkt die Atmosphäre rund um die Schützenhalle einfach gelöster. Das finden auch die Ehrenamtler, wie Denise Rüscher vom Organisationsteam erzählt. Ihr Blick schweift über das Feld und die neuen Zelte. Eines der wenigen Überbleibsel aus der Corona-Zeit. „Das war eigentlich eine Corona-Maßnahme und dazu gedacht, dass die Kinder sich auch draußen beschäftigen können“, sagt sie. Mittlerweile jedoch haben sich die Zeltüberdachungen allerdings als äußerst nützlich herausgestellt.

Vor allem bei den Kindern sorgt ein Start in die Sommerferien ohne Corona-Beschränkungen das für eine spürbare Erleichterung.
Vor allem bei den Kindern sorgt ein Start in die Sommerferien ohne Corona-Beschränkungen das für eine spürbare Erleichterung. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Deshalb ist auch die Mendener Bürgerstiftung in die Bresche gesprungen und hat aus den Mietzelten kurzerhand Stadtranderholungszelte gemacht. „Beim Aufbauen gab’s sogar einen kleinen Wettkampf unter den Helfern, wer zuerst fertig ist“, sagt Denise Rüscher mit einem Schmunzeln.

+++ Hintergrund: Das ist bei der Stadtranderholung Böingsen 2022 geplant +++

Dass nach zwei Jahren mal keine riesige Hüpfburg auf dem Feld aufgebaut ist, ist vor allem alten Gepflogenheiten geschuldet. Denn zum „Bergfest“ der Stadtranderholung am kommenden Freitag geht’s mit allen Kindern wie üblich zum Ketteler Hof. Ein Ausflug, der zuletzt coronabedingt auf der Strecke geblieben ist. Noch dazu sind kleinere Trips ins Bieber- oder Hönnetal geplant. Vor allem beim diesjährigen Motto befindet sich das beste Anschauungsmaterial nahezu direkt vor der Haustür. Zwei Wochen lang steht die Steinzeit über allem in Böingsen. Egal, ob es ums Basteln von eigenen Pfeilen mit Michael Weiler geht oder aber um eine Höhlentour. Dafür quartiert sich die Stadtranderholung auch mal in der Nachbarstadt ein, genauer gesagt in Volkringhausen. Anschließend machen sich die kleinen und großen Entdecker auf den Weg in die Feldhofhöhle. Und weil zur Steinzeit eben auch Steine gehören, liefert das Kalkwerk im Laufe der Woche noch eine Ladung. Die werden dann im Stile der bunten Sauerland-Stones (WP berichtete) bemalt und verteilt.

Flucht aus dem Alltag

Für vier Kinder ist die Stadtranderholung aber nicht nur eine reine Ferienbespaßung, sondern so etwas wie eine Flucht aus dem Alltag im Kriegsgebiet. Vier ukrainische Kinder können in Böingsen mit Unterstützung der Bürgerstiftung, Gewoge und dem Verein Lendringsen hilft eine unbeschwerte Zeit verbringen. Übersetzer sind dafür ebenso mit von der Partie wie auch einige Betreuerinnen und Betreuer, die Russisch sprechen.

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„Wann gibt’s Essen...?!“, ruft ein kleiner Junge, der am Eingang der Schützenhalle herumwuselt. Die Frage ist berechtigt, schließlich macht das Toben, Spielen und Tanzen hungrig. 200 Brötchen haben die Küchenhelfer dafür am Morgen schon mal geschmiert, für den Mittag sind Nudeln in Sahnesauce geplant. Auch das gehört dazu. Unterm Strich ist auch 2022 mit jeder Menge Organisation verbunden. „Wir müssen mehr organisieren, weil wir es auch dürfen“, erklärt Denise Rüscher. Aber: Ein bisschen gefehlt habe das dem Team schon. Wichtig sei, dass die Kinder eine schöne Zeit haben und „sie einfach glücklich sind“. Damit das möglich ist, ist der Elternbeitrag auch stabil geblieben – trotz merklich steigender Inflation; auch für die Ehrenamtler. Essen und Ausflüge seien bereits teurer geworden, im kommenden Jahr könnte das auch Auswirkungen auf den Elternbeitrag haben.